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Dänen wählen vierten Weg bei der Ferkelkastration Intensive Forschung an Alternativen
In Dänemark arbeiten verschiedene Gre- mien, wie unter anderem das SEGES Pig Research Centre im Dänischen Fachver- band der Land- & Ernährungswirtschaft (DFLE), seit vielen Jahren an Verfahren zur Ausschaltung des Ebergeruchs bei Schwei- nefleisch. Physiologisch erklärt sich dieser Geruch vor allem durch Androstenon und Skatol. Skatol entsteht durch Abbau von Tryptophan im Darm, ein Vorgang, der sich über die Fütterung beeinflussen lässt. And- rostenon hingegen ist ein Pheromon bzw. Steroid, ein Stoffwechselprodukt des pri- mär in den Keimdrüsen gebildeten Sexual- hormons Testosteron, das überwiegend bei männlichen Tieren vorkommt.
Eine sichere Alternative zur Kastration ha- ben derzeit auch die Dänen noch nicht. Lösungsansätze wie Ebermast, angepasste Fütterung, Geschlechtssortierung von Sper- mien, Immunokastration sowie im Online- Sortieren nach der Human-Nose-Methode, bei der die menschliche Nase Schlachtkör- per mit Ebergeruch identifiziert, werden zwar ebenso wie in anderen Ländern auch
in Dänemark diskutiert und erforscht – kei- nes dieser Verfahren ist jedoch so sicher, dass es für die Abnehmer im Industrie- und Endverbraucherbereich derzeit akzeptabel wäre. Daher wird auch bei den nördlichen Nachbarn momentan noch die bekannte Methode der Kastration männlicher Ferkel präferiert.
Kastration unter örtlicher Betäubung
Beim Thema Ferkelkastration kommt die dänische Branche jedoch gut voran. Die wird im Nachbarland bereits seit einigen Jahren unter Schmerzlinderung vorgenom- men. Nun haben die dänischen Schwei- neproduzenten selbst die Initiative ergrif- fen und einen weiteren Schritt nach vorne getan. Inzwischen werden Ferkel vor der Kastration örtlich betäubt. Gemeinsam mit dem Entwicklungszentrum für Freiland- Nutztiere wurde ein Betäubungsverfahren entwickelt, das den Tieren diesen Eingriff signifikant erleichtern soll und damit eine Verbesserung des Tierwohls bedeutet.
Damit geht die Branche auch in diesem Thema weiter als die derzeit geltenden Vorschriften der EU und die nationale Gesetzgebung. Seit Anfang 2019 dürfen Landwirte und ihre Mitarbeiter nach dä- nischem Gesetz die Lokalanästhesie im Vorfeld der Kastration selber vornehmen. Dafür müssen alle Erzeuger und die zu- ständigen Mitarbeiter zunächst in Lehr- gängen das entsprechende Rüstzeug er- werben, um die Ferkel ordnungsgemäß betäuben und kastrieren zu können. Dieser so genannte skandinavische oder vierte Weg – neben Ebermast, Immuno- kastration und Kastration unter Narkose – wird als praktikable Lösung gesehen, da er bei Nachweis der entsprechen- den Sachkunde als flächendeckend und schnell umsetzbar gilt.
Für dänische Ferkelerzeuger ist die Lo- kalanästhesie verpflichtend: Sie dürfen keine Schweine verkaufen, die ohne Be- täubung kastriert wurden. Die Erzeuger müssen daher nachweisen, wie oft und wie viele Ferkel sie kastriert haben.
Dänemark
  Der so genannte vierte Weg bei der Kastration ist vergleichsweise Männliche Ferkel dürfen in Dänemark von den Landwirten kostengünstig und lässt sich schnell einsetzen. lokal betäubt und kastriert werden.
FleischMagazin 7-8/ 2019 61
























































































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