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       neuen Werbekampagne an, die wieder- um die eigenen Spots persifliert und mit der darin aufgenommenen Kritik aus den sozialen Netzwerken auf die Spitze treibt. „Wir sind sehr nah an unseren Kunden dran, hören und sehen genau hin, im Gu- ten wie im Schlechten, da boten sich die- se Themen an“, so Szpyt.
Die betreuende Werbeagentur Antoni aus Berlin durchkämmte das Netz nach den vielversprechendsten Kommentaren wie beispielsweise „Bett1, fahr‘ zur Hölle“, und verfilmte diese. Herausgekommen ist dabei eine Serie mit zehn Filmen, von denen die ersten Oktober auf den Bett1- Kanälen eingestellt wurden. Einer der Filme ist beispielsweise die Antwort auf einen Internet-Kommentar, in dem Bett1 mit der penetrant schwäbelnden Wer- bung eines bekannten Müsliproduzenten
Der neue TV-Trailer: https://bit.ly/3kESokD
verglichen wird – am Ende wird deshalb die Geschmackspolizei alarmiert.
Zusätzlich wird die Kampagne mit ei- nem 30-Sekünder im Werbefernsehen angekündigt, in dem auch Adam Szpyt selbst zu sehen ist, der in einem der Spots mitspielt. Dieser Trailer wird auf reich- weitenstarken Sendern in High-Rotati- on-Werbeblöcken laufen. Auf der in der bisherigen Kampagne gezeigten Wettbe- werber-Matratze hat nach fünf Jahren ein neuer Darsteller Platz genommen. Auch das wird zum Anlass genommen, daraus einen Film zu machen, in dem der Fir- menchef mit dem anderen Darsteller Tim Forssmann das Casting für den Nachfol- ger leitet. „Freuen Sie sich auf die neue Bett1-Werbung“, heißt es hierzu aus dem Off. Das dürfte für nicht wenige wie eine Drohung klingen.
Die Hulk-Präsentation: https://bit.ly/3kBWiLa
Aktuell
    Keynote-Speaker im leeren Studio: Das neue Bett1-Produkt Hulk kündigt der Firmen- gründer persönlich an – als „zweite Revolution“.
KOMMENTAR
von Stefan Mielchen
Kraftstrotzendes
Monster
Adam Szpyt ist ein Meister der Selbstdarstel- lung. Im Präsentationsvideo seines neuesten Produktes erklärt er dessen Vorzüge in der Rolle eines Keynote-Speakers: Allein auf einer dunklen Bühne, alle Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Coole Inszenierung, etwas schauspielerisches Talent, eine Portion Hybris: Szpyt verkündet „die zweite Revolution von Bett1“. Drunter macht er‘s nicht.
„Hulk“ heißt seine Neuschöpfung, eine Mischung aus Matratze und Loungemöbel, geeignet für drinnen und draußen. Und na- türlich auch ein Namensvetter der berühm- ten Comicfigur. Groß, stark, verwandelbar: Die Charakteristika seines Produktes, die Sz- pyt im Video aufzählt, beschreiben auch den Comic-Hulk. Der verwandelt sich bekanntlich in ein kraftstrotzendes Monster, sobald er wütend wird. Sicher keine zufällige Analogie. Auch Szypt schlägt zu, wenn ihm etwas nicht passt – zumindest juristisch.
Man kann das alles lächerlich finden. Aber das ist es nicht. Szpyt hat es geschafft, ein völlig unspektakuläres Produkt perfekt zu vermarkten. Die 199-Euro-Matratze sitzt tief im Bewusstsein der Verbraucher. Die nervi- gen Werbespots werden längst karikiert – das Beste, was einer Marke passieren kann. Jetzt folgt die nächste Stufe: Szpyt verleiht der Marke sein Gesicht. Claus Hipp und Steve Jobs lassen grüßen.
Der Mann polarisiert. Die StiWa-Tests, das Aufmischen des Marktes, seine Klagewut – darüber ist reichlich diskutiert worden. Der Ärger über ihn ist an vielen Stellen verständ- lich, darf aber den Blick nicht verstellen. Es reicht ja, dass Bett1 sich weiterhin an der bösen Konkurrenz abarbeitet, dem „mut- maßlichen Kartell“, wie Szpyt es nach wie vor ausdrückt. Dies sollten die Wettbewer- ber umgekehrt nicht länger tun. Sie sollten allein fragen: Was kann man vom Gegner lernen oder besser machen? Denn das ist einiges.
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Haustex 11/2020 11
Der Social-Media-Film „Schwabenfreunde“: https://bit.ly/34yB8rx
















































































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