Page 64 - FM_12-2021
P. 64

 Teichwirtschaft + Aquakultur
 »Vor allem in den Shrimpfarmen gelten Probiotika häufig als Mittel der Wahl, um Infektionen des Tierbestandes vorzubeugen.
Ernährung geschwächt, können schädliche Mikro- organismen überhand nehmen und die nützlichen Darmbakterien verdrängen. Wenn das Darmmili- eu gestört ist, wird die Immunbarriere löchrig und Krankheitserregern fällt es leicht, in den Körper ein- zudringen. Mit Probiotika, der gezielten Ansiedlung nützlicher Bakterien, kann dann versucht werden, das entstandene Ungleichgewicht zu korrigieren und das Mikrobiom zu regenerieren. Das klappt relativ gut bei einigen Magen-Darm-Erkrankungen.
Weniger Medikamente durch Probiotika
Die Vorteile der Probiotika bei der Steigerung der allgemeinen Gesundheit wurden lange Zeit unter- schätzt. Jetzt arbeiten Biotechnologie-Unternehmen jedoch weltweit intensiv daran, neue Therapiean- sätze mit Probiotika zur Prävention von Krankhei- ten und zur Unterstützung der Heilungsprozesse zu entwickeln. In einigen Bereichen der kommerziel- len Aquakultur kommen Probiotika bereits routine- mäßig zum Einsatz. Normalerweise werden sie dem Futter der Fische beigemischt. Durch Kombinati- on von Schutzimpfungen und regelmäßige Zugabe von Probiotika zum Futter kann in der modernen Aquakultur zum Beispiel auf Medikamente nahezu vollständig verzichtet werden. Die Fische wachsen viel besser und sind toleranter gegen haltungsbe- dingten Stress. In diesem Zusammenhang spielen
Die anhaltende Kritik am Einsatz von Antibiotika in der Aquakultur hat weltweit die Suche nach Alter- nativen beim vorbeugenden Gesundheitsschutz von Fischen verstärkt.
Milchsäurebakterien eine sehr wichtige Rolle, die im Zuge ihres Stoffwechsels aus Kohlenhydraten Milchsäure erzeugen. Vor allem bei der Aufzucht von Jungfischen, deren Haut- und Darmmikrobiom noch unzureichend entwickelt ist und gezielt mit för- derlichen Bakterienkulturen zum Schutz vor Krank- heitserregern besiedelt werden kann. Die Milchsäu- rebakterien konkurrieren mit potentiell pathogenen Bakterien um Nährstoffe und Sauerstoff, behindern deren Wachstum und beugen dadurch Infektionen vor. Einige Milchsäurebakterien haben in ihren Zell- wänden Beta-Glucane, die das Immunsystem stimu- lieren. Außerdem senkt die Milchsäureproduktion den pH-Wert im Darm, was schädlichen Bakterien das Überleben erschwert. Die „guten“ Bakterien neh- men zu, während die „schlechten“ weniger werden.
Probiotika müssen regelmäßig nachdosiert werden
Probiotika können sich natürlich auch günstig auf erwachsene Fische auswirken, bei denen sich bereits eine Bakteriengemeinschaft im Darm gebildet hat. Einige probiotische Bakterien können sich deshalb nur kurzzeitig in der existierenden Darmflora be- haupten und werden bald darauf wieder verdrängt. In solchen Fällen können Probiotika ihre schützen- de Wirkung nur entfalten, wenn sie regelmäßig mit dem Futter verabreicht, quasi „nachdosiert“ werden. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass sich dieser Auf- wand lohnen kann. Probiotika steigern die Effizienz der Futterverwertung und die Tiere scheiden weni- ger aus, wodurch Wasser und Umwelt weniger belas- tet werden. Bei Elterntieren wird zudem die Frucht- barkeit signifikant gesteigert und die Überlebensfä- higkeit der Embryonen nimmt zu.
Manche Kritiker bezweifeln die gesundheitsfördern- den Eigenschaften einiger probiotischer Stämme je- doch, erst recht, wenn sie als „Wundermittel“ gegen
 Probiotika steigern die Effizienz der Futterverwertung und die Tiere scheiden weniger aus, wodurch Wasser und Umwelt weniger belastet werden.
64 FischMagazin 12/2021
www.fischmagazin.de
FOTO: BIOMAR





















































































   62   63   64   65   66