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 Teichwirtschaft + Aquakultur
»Die Vorteile der Probiotika bei der Steige- rung der allgemeinen Gesundheit wurden lange Zeit unter- schätzt.
deutlich reduzieren. Für die Aufzucht von Forellen und anderen Salmoniden empfiehlt BioMar sein INICIO Plus Brutfutterprogramm, das neben stär- kenden Vitaminen und hohen Konzentrationen an Phospholipiden, die für das Wachstum und die Elas- tizität der Zellmembranen erforderlich sind, auch probiotische Zusätze enthält, die Gesundheit und Wachstum der Jungfische fördern. Die immunmodu- lierenden Inhaltsstoffe im INICIO-Futter sind Bacto- cell sowie der hefebasierte funktionale Futtermittel- zusatz B-WYSETM (BioMar Whole Yeast Synergistic Extracts). Da dieses Salmonidenfutter mittlerweile in sechs Pelletgrößen von 0,35 bis 2 mm erhältlich ist, kann damit die gesamte Brut- und Wachstumsphase der Jungfische abgedeckt werden.
Bleiben als weiteres Instrument in der Kollektion moderner Therapiemöglichkeiten noch die Post- biotika. Hinter diesem Begriff verbergen sich nütz- lichen Moleküle und Substanzen, die von Mikroor- ganismen erzeugt werden. Dazu gehören zum Bei- spiel Mannan-Oligosaccharide (MOS), natürliche Zuckerkomplexe (Kohlenhydrate), die unter ande- rem aus den Zellwänden der Bierhefe isoliert wer- den. Sie verbessern die Darmgesundheit und Im- munität, indem sie das Wachstum und die Aktivität von Bakterienarten, insbesondere Milchsäurebak- terien, im Darm gezielt anregen. Zugleich reduziert MOS das Wachstum der Krankheitserreger, indem sie diese daran hindern, sich in der Darmschleim- haut festzusetzen. Studien haben gezeigt, dass MOS-Zusätze im Futter die Anzahl der Vibrio-Bak- terien, die bei vielen Fischarten große Schäden her- vorrufen, deutlich verringern können. Außerdem wirken sich MOS positiv auf die Darmstrukturen der Fische aus. Ein Vergleich von Darmquerschnit- ten bei Forellen, die ohne oder mit MOS-Zugabe gefüttert wurden, zeigt eindeutig, dass die Anzahl und Größe der Darmzotten durch MOS deutlich zunimmt. Das vergrößert die Darmoberfläche und optimiert die Verdauungsleistung, was vielen Fisch- arten bei niedrigen Wassertemperaturen besonders zugutekommt. Außerdem verbessern MOS-Zusätze im Futter das Immunsystem der Fische, weshalb immer mehr Betriebe auch Postbiotika als vorbeu- gende Maßnahme zur Gesunderhaltung ihres Tier- bestandes einsetzen.
Fazit: Das Fazit zur Verwendung von positiv wir- kenden Mikroorganismen in der Aquakultur fällt somit ziemlich eindeutig aus. Während der Einsatz von Antibiotika immer mehr zurückgeht, wächst das Interesse an der Verwendung diätetischer Prä-, Pro-, Syn- und Postbiotika. Ihr Einsatz stellt eine sinnvolle Strategie zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden vieler Fische und Krustentiere und umweltfreundliche Alternative zu Antibiotika dar. Sie verbessern die Darmflora und optimieren die Futterverwertung. Sie hemmen oder eliminie- ren pathogene Keime und stärken das Immunsys- tem, was die Zahl medikamentöser Behandlungen gegen bakterielle Infektionen reduziert. Außerdem senken sie den Stresslevel für die Fische und sorgen für eine bessere Wasserqualität. Das alles macht Probiotika und bakteriell wirksame Substanzen zu wertvollen Tools in den Gesundheitskonzepten vieler Aquakulturen. Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach umweltschonend erzeugten, nach- haltigen Fisch- und Seafoodprodukten dürfte auch der Einsatz probiotisch wirkender Mikroorganis- men weiter zunehmen. mk
 Die probiotischen Bakterien sind lebende Organismen, die den heißen Extrusionsprozeß nicht vertragen. Gegen Ende des Produktionsprozesses wird der probiotische Futterzusatz daher mit einem Öl vermengt und auf die Futterpellets gesprüht.
Syn- und Postbiotika haben vergleichbare Effekte
Nach dem Grundsatz „doppelt hält besser“ setzt man in der Praxis auch häufig sogenannte Synbio- tika ein, die Präbiotika mit Probiotika kombinieren und dadurch deren positive Wirkung verstärken. Während die Präbiotika eine positive wachstum- sanregende Wirkung auf bereits im Darm befindli- che Mikroorganismen haben, sollen die Probiotika die Darmflora um weitere hilfreiche Bakterienarten erweitern.
66 FischMagazin 12/2021
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FOTO: BIOMAR
























































































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