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  Teichwirtschaft + Aquakultur
»Präbiotika sind Substanzen, die mit der Nahrung aufgenommen und nicht verdaut werden, aber trotzdem positive Wir- kungen auf den Fisch haben.
den Stoffwechsel von Bakterien meist sehr effektiv und hochspezifisch, dass diese schließlich abster- ben. Allerdings unterscheiden die Antibiotika nicht zwischen nützlichen Mikrobiota und pathogenen Bakterien, weshalb sie einerseits hilfreich sind, an- dererseits aber auch große Schäden im Mikrobiom anrichten und Dysbiosen hervorrufen können. Diese Erkenntnis und die anhaltende Kritik am Einsatz von Antibiotika in der Aquakultur haben weltweit die Su- che nach Alternativen beim vorbeugenden Gesund- heitsschutz von Fischen verstärkt. Mit gutem Erfolg, denn trotz des starken Anstiegs der Aquakulturpro- duktion ist der Antibiotikaverbrauch laut Welter- nährungsorganisation FAO und Weltgesundheitsor- ganisation WHO rückläufig. Dazu haben vor allem die verbesserten Haltungsbedingungen, die Etab- lierung von Hygieneplänen, die Entwicklung von spezifischen Impfstoffen sowie moderne Behand- lungsstrategien mit Prä- und Probiotika, Synbiotika und Postbiotika beigetragen. Die Entwicklung dieser therapeutischen Ansätze zur Behandlung oder Ver- meidung von Dysbiosen bei Fischen steht zwar noch ziemlich am Anfang, scheint jedoch sehr vielverspre- chend zu sein. Die Nachfrage nach entsprechenden Produkten und Forschungsergebnissen über Ein- satzmöglichkeiten wächst beständig.
Positiv wirkende Bakterienarten gezielt gefördert
Was sind Präbiotika ? Präbiotika sind Substanzen, die mit der Nahrung aufgenommen und nicht verdaut werden, aber trotzdem positive Wirkungen auf den Fisch haben, weil sie die Aktivität von natürlich im
 Durch Kombination von Schutzimpfungen und regelmäßige Zugabe von Probiotika zum Futter kann in der modernen Aquakultur zum Beispiel auf Medikamente nahe- zu vollständig verzichtet werden.
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Darm vorkommenden Bakterien stimulieren. Sie mo- difizieren die Bedingungen im Magen-Darm-Trakt und helfen dadurch bestimmten Bakterienarten, ih- re Wachstumseffizienz zu steigern, das Immunsys- tem zu stärken und die Anfälligkeit des Fisches ge- genüber Krankheitserregern zu verringern. Verein- facht gesagt sind Präbiotika eine Art „Leckerbissen“ für bestimmte Darmbakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien, die selektiv aufgenommen werden und einen Gesundheitsvorteil vermitteln. Typischer- weise handelt es sich bei diesen Substanzen um un- verdauliche Kohlenhydrate (Oligosaccharide) und Ballaststoffe, die Dextrine, Inulin, Lignin, Wachse oder Beta-Glucane enthalten. Obwohl erst wenige Studien zum Einsatz von Präbiotika in der Fisch- und Schalentierzucht vorliegen, zeichnet sich schon ab, dass sie sehr positive Effekte auf Wachstum, Futter- verwertung und das Darmmikrobiom haben. Sie ver- bessern die Widerstandskraft gegenüber pathogenen Bakterien, stärken das angeborene Immunsystem und beugen anscheinend auch Zellschädigungen vor. Diese Wirkungen machen Präbiotika zu aus- sichtsreichen Kandidaten für Futtermittelzusatzstof- fe in der Aquakultur, die die Fischgesundheit fördern und zudem umweltfreundlich sind.
In einer Studie wurden zum Beispiel die Effekte des kommerziellen Präbiotikums Levabon Aquagrow E aus autolysierten Hefezellen (Saccharomyces ce- revisiae), das potenziell immunmodulatorische
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