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 FISCHEREIPOLITIK
  FISCHEREIPOLITIK
 Seit 2006 ist die mitt- lere Wintertemperatur in der Arktis um rund 1,5 Grad gestiegen. Etwa 60% der Eisbe- deckung sind in den letzten vierzig Jahren verschwunden. Infolge des Klimawandels könnten in abseh- barer Zeit zumindest zeitweilig weite Teile dieses Gebietes für die Fischerei zugänglich werden.
FOTO: ALFRED-WEGENER-INSTITUT / LIANNA NIXON
Abschmelzendes Arktiseis eröffnet Chancen für Fischerei
Internationale Kontrolle
muss gewährleistet sein
Klimamodelle sagen voraus, dass die Arktis Mitte des Jahrhunderts in den Sommermonaten eisfrei sein könnte, was den Zugriff auf bislang ungenutzte Fischgründe ermöglichen würde. Was vordergründig als positive Nachricht erscheint, birgt erhebliche Gefahren für die fragilen Ökosysteme der Arktisgebiete. Die derzeitigen internationalen Governance-Systeme reichen nicht aus, um gegenzusteuern und die Fischerei in der Arktis angemessen zu managen.
62 FischMagazin 11/2021
www.fischmagazin.de
Einzelne Messwerte können zwar schwanken, doch der Trend ist eindeutig, die Beweise für den fortschreitenden Klimawandel sind alar­
mierend. Die Erderwärmung scheint wohl doch kei­ ne Hypothese überspannter Wissenschaftler zu sein. Der Temperaturanstieg macht sich in den einzelnen Regionen unseres Planeten zwar unterschiedlich stark bemerkbar, doch die Fachwelt ist sich einig, dass die Arktis, das rund 15 Millionen Quadratkilometer große Gebiet nördlich des Polarkreises (66o 33´N), in besonderem Maße davon betroffen sein wird.
Seit 2006 ist die mittlere Wintertemperatur in der Ark­ tis um rund 1,5 Grad gestiegen. Das Eis der Polkappe schmilzt, annähernd 60% der Eisbedeckung sind in den letzten vierzig Jahren verschwunden. Wo einst Jahrzehnte altes Eis vorherrschend war, dominiert heute wesentlich jüngeres Eis, das zudem immer dün­ ner wird. Dadurch dringt viel mehr Licht durchs Eis in die Tiefe und verändert dort die Planktonentwicklung.
Die Dauer der jährlichen Eisbedeckung in weiten Tei­ len der Barentssee hat sich – je nach Region – um 50 bis 150 Tage verkürzt. Wenn diese Entwicklung, die Wissenschaftler „Sea opening up“ nennen, weiter anhält, werden die arktischen Gewässer Mitte dieses Jahrhunderts in den Sommermonaten weitgehend eisfrei sein. Die Primärproduktion der Planktonalgen, die Basis für die Nahrungsketten im Meer ist, nimmt zu, was wiederum die trophischen Strukturen im Meer und die Zusammensetzung der Lebensgemein­ schaften, die Biodiversität, beeinflusst. Diese Verän­ derungen wirken sich auch auf die Fischbestände im Arktischen Ozean und in den angrenzenden Meeren (AOAS) sowie die darauf basierenden Fischereien aus.
Die Begehrlichkeiten wachsen
Wie nahezu jede Veränderung hat auch der Klima­ wandel sowohl positive als auch negative Effekte. Einige Industriezweige könnten vom Schwinden der



















































































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