Page 49 - FM_11-2021
P. 49

  125 JAHRE BREMERHAVEN
 ausgesehen haben, benötigt sie daher ein Bild von den Trophäen. Denn während des Konservierungs­ prozesses verlieren diese häufig ihre Farbkraft. Aber der Reihe nach: Die Fische treffen in der Regel tief­ gekühlt in der Präparationswerkstatt in Bremerha­ ven ein. Im Gespräch mit dem Auftraggeber wird festgelegt, wie der Kunde sich das fertige Fischprä­ parat vorstellt. Ist der ganze Fisch oder nur der Kopf gewünscht ? Soll der Fisch nach links oder rechts schauen und dabei nach oben oder unten schwim­ men ? Ist eine Bewegung im Körper erwünscht und falls ja, in welche Richtung ? Diese und andere Fra­ gen mehr gilt es zu besprechen, damit das Ergebnis den Wünschen des Kunden entspricht.
Konservierung in der Gefriertrocknungsanlage
Danach wird der Fisch aufgetaut, vermessen, fotogra­ fiert und sein Umriss auf einer Papierschablone fest­ gehalten. Anhand dieser Daten sägt, schnitzt und feilt die Präparatorin einen Kunststoffkörper, der die Haut trägt. Diese wird vorsichtig abgelöst, über den Körper gelegt und vernäht – das stellt den kniffeligsten Ar­ beitsschritt bei der Präparation dar. Damit die Haut und die verbliebenen Weichteile in Kopf, Schwanz und Flossen nicht faltig werden und verrotten, wandern die Präparate je nach Fischgröße für sechs bis neun Mo­ nate in eine Gefriertrocknungsanlage. Darin herrscht
Unterdruck, der dafür sorgt, dass die in dem Präparat enthaltene Restfeuchtigkeit aus dem tiefgekühlten Ag­ gregatzustand direkt in Dampf übergeht und an einem Eiskondensator aufgefangen wird. Die äußere Form der Tiere wird somit perfekt erhalten. Abschließend werden die Körper mit Lack grundiert und mit einer Airbrush­Pistole wieder farbig gestaltet, wofür das Foto vom Anfang des Prozesses zum Einsatz kommt.
Von der Heuschrecke zum Pottwal
Anja Kempf ist heute eine gefragte Künstlerin, deren Fischpräparate in zahlreichen Büros zu bewundern sind. Angefangen hat alles mit Gespenster­Heu­ schrecken, die sie in ihrer Jugend als Haustiere gehal­ ten hat. Nachdem die Tiere ihr kurzes Leben beendet hatten, ging sie damit zu den Tierpräparatoren vom Nordsee­Museum und war so von deren Handwerk fasziniert, dass sie nach der Schule in Bochum selbst die Ausbildung zur Präparatorin absolvierte und sich mit 23 Jahren selbständig machte. In Bremerhaven aufgewachsen blieb sie ihrer Heimatstadt treu, wo­ durch die Spezialisierung auf Meereslebewesen nahe liegt. Das größte Tier, an deren Präparation sie mit­ wirken durfte, war 1984 ein in der Weser gestrandeter Pottwal – 17 Meter lang und 57 Tonnen schwer. Das Skelett hängt heute im Deutschen Schifffahrtsmuse­ um in Bremerhaven. nik
»
Anja Kempf
ist heute eine gefragte Künst­ lerin, deren Fischpräparate in zahlreichen Büros zu be­ wundernsind.
  Kontakt:
Kempf Präparationstechnik Fischauktionsstraße 17-19
27572 Bremerhaven
Tel.: 0471-77 382 fischpraeparatorin@anjakempf.com www.anjakempf.com
  www.fischmagazin.de
FischMagazin 11/2021 49



















































































   47   48   49   50   51