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 SCHALEN- UND KRUSTENTIERE
  Nach der EUMOFA-Statistik verzehrt der Durchschnittsdeutsche nur 200 Gramm Austern im Jahr, was etwa 2 bis 3 Austern pro Verbrau- cher entspricht. Verpackt werden Austern traditionell in Kisten aus Spanholz.
»Typischerweise erfolgt beim Austernverzehr der Einstieg in den Erstkonsum im Alter von
40 Jahren.
In Frankreich dürfen zwei Austernsortierungen (Huîtres fines de claires vertes und Huîtres pousse en claires) das Label Rouge führen. Die Limfjord­ Austernfischerei (Dänemark) war die erste Austern­ fischerei der Welt, die 2012 nach MSC­Standards zer­ tifiziert wurde. Im Jahr 2013 zogen zwei Fischereien der Dutch Oyster Association für Pazifische und Eu­ ropäische Austern nach und erhielten ihr MSC­Zer­ tifikat. Zentrale Merkmale des Austernkonsums sind seine ausgeprägte Saisonalität (in Frankreich werden 45% der Austern im Dezember konsumiert) und das relativ hohe Alter der konsumierenden Austernesser. Typischerweise erfolgt der Einstieg in den Erstkon­ sum im Alter von 40 Jahren und steigert sich dann bis zur Altersgruppe der über 65­Jährigen, den treues­ ten Austernessern. Wer den Austernkonsum steigern möchte, sollte folglich versuchen, das Einstiegsalter des Erstkonsums zu senken.
Europäische Austern bieten ökologische Vorteile
Nach Angaben des Europäischen Verbandes der Weichtierproduzenten (EMPA) entfallen 97,5 % der EU­Produktion auf Pazifische Felsenaustern und nur
2,5 % auf die einheimische Europäische Austernart. Pazifikaustern werden seit den 1950er­Jahren auch an den Küsten der Nordsee angebaut. Diese Kulturen sind wahrscheinlich der Ursprung der relativ großen Wildausternbestände, die sich in einigen Gebieten der Nordsee, vor allem im Wattenmeer, angesiedelt und ausgebreitet haben. Diese Dominanz der Pazi­ fischen Art ist nach Meinung von Umweltschützern ein Problem, weil sie als eingeführte Fremdart gar nicht in die Nordsee gehört, die einheimische Mies­ muschel verdrängt und somit einigen Seevögeln die Nahrung nimmt. Es gibt aber auch Untersuchun­ gen, die besagen, dass die Wildaustern das Biotop eigentlich nur restaurieren und wieder den früheren Zustand mit klassischen Austernbänken herstellen. Umweltaktivisten widersprechen und behaupten, dass die Pazifische Art nur ebene Bänke im Flach­ wasserbereich mit betonharten Ablagerungen bildet. Die Europäische Auster bevorzugt hingegen eher tiefere Gewässerzonen und lässt dort dreidimensi­ onale „biogene Riffe“ entstehen, die wie kleine Ge­ birge vom Meeresgrund aufragen. Solche Riffe seien Hotspots der Biodiversität und könnten deshalb eine wichtigere Rolle im ökologischen Gesamtgefüge der Nordsee spielen. Sie bieten zahlreichen Tierarten
44 FischMagazin 8/2021
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