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  »Wer den Austern­ konsum steigern möchte, sollte versuchen, das Einstiegsalter des Erstkonsums zu senken.
wurde, ersetzte man sie kurzerhand durch die Pazi­ fische Felsenauster (Crassostrea gigas), die seither nicht nur in Frankreich und Europa, sondern welt­ weit zur meistproduzierten Austernart geworden ist. Die Gesamtproduktion belief sich 2018 auf knapp 5,2 Mio.t. Ihre vermeintlichen Vorteile wie schnelles Wachstum und hohe Anpassungsfähigkeit an un­ terschiedliche Umgebungen, die sie für die Aqua­ kultur besonders geeignet macht, sind heute jedoch mancherorts ein Problem, weil die Muschel sich dort oft unkontrolliert ausbreitet und sogar invasiv werden kann. Und ganz so robust wie erhofft ist die Felsenauster auch nicht, denn ab 2008 hatten Frank­ reichs Austernkulturen mehrere Jahre nacheinander mit Seuchen wie Herpes und Vibrio aestuarianus zu kämpfen, die hohe Verluste verursachten und die Produktion einbrechen ließen. Erst nach 2014 konnte die Produktion wieder stabilisiert werden und nähert sich seither dem Niveau früherer Jahre mit jährlich 110.000 bis 130.000 Tonnen an.
Kritiker glauben, dass die Austernzüchter selbst nicht ganz unschuldig an der steigenden Krank­ heitsanfälligkeit ihrer Kulturen sind. Während früher ausschließlich natürlicher Spat in den Kulturen zum Einsatz kam, der mit Kollektoren an strategisch güns­ tigen Standorten gewonnen wurde, stammt heute annähernd die Hälfte der Saataustern aus Hatche­ ries, die sich auf die Zucht des Nachwuchses spezi­ alisiert haben. Da diese Nachzuchten auf relativ we­ nigen Elterntieren basieren, ziehe das einen „Verlust an genetischer Vielfalt“ bei der Saat nach sich. Dazu
 Nach Angaben des Europäischen Verbandes der Weichtierproduzenten (EMPA) entfallen 97,5 % der EU-Produktion auf Pazifische Felsenaustern und nur 2,5 % auf die einheimische Europäische Austernart.
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kommt noch, dass die gezüchtete Austernsaat häu­ fig triploidisiert wird und somit drei statt zwei Chro­ mosomensätzen besitzt. Das macht die Austern steril und ist ein Vorteil für ihre Vermarktung, weil triplo­ ide Muscheln keine Geschlechtsprodukte ausbilden und das ganze Jahr über eine konstante Qualität aufweisen. Außerdem schließt Triploidie eine un­ kontrollierte Vermehrung der Muscheln und deren Ausbreitung in der Fläche aus. Möglicherweise sind triploide Austern dafür aber auch anfälliger für eini­ ge pathogene Keime als normale diploide Exempla­ re, vermuten manche, denn in Tests hätten einzelne Chargen Mortalitätsraten bis zu 95 Prozent gezeigt. Bewiesen ist nichts, das alles sind nur Spekulationen, doch der Verdacht sollte unbedingt ausgeräumt wer­ den, weil die Hatcheries in Zukunft eher noch an Be­ deutung gewinnen werden.
Austernmarkt soll bis 2026 um 5 Prozent wachsen
Marktanalysten bewerten die Markttrends für Aus­ tern positiv, die Nachfrage steigt weltweit. Treiber dieser Entwicklung sind das wachsende Gesund­ heitsbewusstsein vieler Menschen, die Bevorzugung proteinreicher Lebensmittel und das herausgeho­ bene internationale Image der Auster als exquisites Lebensmittel. In Ländern wie China steigt parallel zum Pro­Kopf­Einkommen auch die Präferenz für Gourmet­Meeresfrüchte. Hinzu kommt, dass in Asien und Nordamerika der in Europa praktizierte
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