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 Die Herstellung von Glas und Metallblechver- packungen ist zwar relativ material- und energie- intensiv, dafür haben beide jedoch eine sehr hohe Recyclingquote.
bestehen aus Zellulose, Wasser, Glycerin und einem Bindemittel. Da die Zellulose relativ kostspielig ist, sind die Folien von Superseven aber noch deutlich teurer als konventionelle Plastikverpackungen. Su- perseven stellt nicht nur plastikfreie und kompostier- bare Folienverpackungen aus Zellulose her, sondern generell aus nachwachsenden Rohstoffen. Im Sorti- ment gibt es auch eine Repaq-Folienlösung, die für Fisch und Meeresfrüchte geeignet ist.
Ein japanisches Unternehmen hat mit der Nature- Flex-Folie auf Basis von Holzfasern eine Alternative zur herkömmlichen Alufolie entwickelt. Sie bietet einen soliden Produktschutz und kann innerhalb von 42 Tagen kompostiert werden. Frischetheken in einigen Biomärkten testen derzeit mit Bienenwachs imprägnierte Tücher, die in Zukunft kunststoffbe- schichtetes Papier ersetzen könnten. Bienenwachs- tücher halten Lebensmittel lange frisch und sind zu- dem wiederverwendbar.
Verpackungen aus Gras, Stroh, 3 Bagasse oder Kakaobohnen
Obwohl der Rohstoff Holz bereits viele ökologi- sche Anforderungen erfüllt, geht die Suche nach alternativen Fasermaterialien weiter. Dieser Ent- wicklungstrend wird insbesondere von engagier- ten Start-ups vorangetrieben, die ihren Focus verstärkt auf Ressourceneffizienz und Umwelt- freundlichkeit richten. Greifbares Ergebnis dieser Bemühungen sind Graspapier und Graspellets,
Ihr Revival als Verpackungs- material erleben derzeit Holz, Karton und Papier, also faser- und zel- lulosebasierte Substanzen, die CO2-neutral aus nachwachsen- den Rohstoffen hergestellt werden.
deren Verarbeitung weniger Wasser und Energie erfordert als die Herstellung von Zellulose oder das Recycling von Altpapier. Gras ist ein nachhaltiger, recyclingfähiger und biologisch abbaubarer Roh- stoff. Es wächst sehr schnell und kann mehrmals pro Jahr geerntet werden. Weil es wenig Lignin ent- hält, ist Gras leichter zu verarbeiten als Holz. Die Herstellung einer Tonne Zellstoff aus Holz erfor- dert rund 6.000 Liter Wasser, für die gleiche Men- ge Heu werden hingegen kaum mehr als zwei Liter Wasser benötigt. Creapaper aus Hennef bei Bonn stellt schon Verpackungen, Papier und Kartonagen aus getrocknetem Heu her. Selbst Stroh, das stoß- dämpfend und feuchtigkeitsregulierend ist und als Nebenprodukt bei der Getreideernte anfällt, wird für Verpackungen verwendet. Landpack, ein Unter- nehmen aus Puchheim bei München, stellt daraus zum Beispiel kompostierbare Isoliertaschen her.
Zu den nachhaltigen und ressourcenschonenden Rohstoffen gehören auch die faserreichen Schalen von Kakaobohnen, die als „Abfallprodukt“ nach der Entnahme der Bohnen anfallen, sowie Bagas- se, die faserigen Überbleibsel des Zuckerrohrs, die nach dem Abpressen des Zuckersaftes übrig blei- ben. Sie werden zu einem Faserbrei aufbereitet, der sich zu einer Art Pappe auswalzen lässt. Das braune Kakaopapier, ein echter Hingucker, ist hit- zebeständig, mikrowellenfest und gemäß EN 13432 kompostierbar. Ebenso positiv ist die Ökobilanz von Hanffasern, die obendrein stoßdämpfend und
atmungsaktiv sind. Isoliervlies aus Hanffasern hat einen ähnlich niedrigen Wärmeleitwert wie Poly- styrol (Styropor) und wird deshalb gerne in Ther- moverpackungen eingesetzt. Auch Bambus und Palmblätter liefern Naturfasern für Lebensmittel- verpackungen. Weil diese Fasern relativ stabil und feuchtigkeitsbeständig sind, dienen sie oft als Roh- stoff für Spieße, Teller, Imbissschalen und anderes „Einweggeschirr“, wie es zum Beispiel von Leaf Republic aus Taufkirchen bei München angebo- ten wird. Das Berliner Start-up Arekapak fertigt
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Arekapak fertigt
aus den Blättern der Arekapalme, ein Abfallprodukt der indi- schen Landwirtschaft, verschiedene Verpa- ckungsmaterialien, die bis 200 °C erhitzbar und nach Gebrauch innerhalb von 60 Tagen kompostierbar sind.
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FischMagazin 1/2021 77
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FOTO: AREKAPAK



















































































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