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Hardcore-Umweltschützer warnen jedoch, dass sie das grundsätzliche Problem des übermäßigen Res- sourcenverbrauchs nicht lösen, weil sie meistens in Monokulturen angebaut werden, was wiederum riesige Flächen erfordert. Ziel müsse es sein, Verpa- ckungen ganz zu vermeiden oder wenigstens Mehr- weg-Konzepte zu entwickeln.
Auch Kunststoffe bleiben
5 vorerst weiter unverzichtbar
Wenn bei der Wahl des Verpackungsmaterials konsequent auf Stoffkreisläufe geachtet wird, kön- nen Kunststoffe auch weiterhin Teil einer umwelt- freundlichen Lösung sein. Recyclate aus der „Gel- ben Tonne“ wie rPET, CPLA aus Polymilchsäure oder Mehrweg-Salatboxen senken den Verbrauch mineralölbasierter Kunststoffe und den Energie- bedarf oft schon sehr deutlich. Während recyceltes LDPE nicht mehr für Lebensmittelverpackungen verwendet werden darf, ist aufbereitetes PET wei- terhin als Primärverpackung für Lebensmittel zu- lässig, sofern das Recyclingunternehmen von der EU zugelassen ist. Aus Entsorgungssicht sind Ver- packungen aus einem einzigen Material besser als Kombinationen aus verschiedenen Substanzen. Es sei denn, sie lassen sich leicht voneinander lösen und separat entsorgen, wie beim Duplex-Papier, dem „Verpackungsklassiker“ an vielen Frischethe- ken. Da hier die Folie nur punktuell auf das Papier geheftet wird, lassen sich beide problemlos tren- nen. Bei Verbundmaterial von der Rolle, das häufig an Fischtheken verwendet wird, ist das kaum mög- lich. Die hauchdünne PE-Beschichtung des Papiers im Inneren schützt die Produkte vor Austrocknung und dient zum geruchsdichten Verschweißen, die außen liegende Aluminiumfolie sorgt für besonders gute Barriereeigenschaften. Mittlerweile gibt es aber auch Alternativen aus reinem Papier, die per- spektivisch solche mehrschichtigen Verbundstoffe ablösen können.
Deutsche Verpackungshersteller treiben die Ent- wicklung auf diesem Gebiet weiter voran und set- zen auch international Maßstäbe. Etliche Fischver- arbeiter und Fischhändler hierzulande nutzen die neuen Möglichkeiten, um sich mit nachhaltigen Verpackungen gezielter am Markt zu profilieren. Für MAP- und Vakuum-Skinverpackungen greift man verstärkt auf dünnere Siegelfolien sowie pa- pierfaserbasierte Trays und Schalen zurück, die recyclingfähig sind und den Kunststoffverbrauch reduzieren. Schlemmerfilet-Hersteller setzen an- stelle der früheren Aluminiumschalen recycel- bare Pappschalen ein, die zu rund 95 Prozent aus
ungebleichtem, naturbraunem Papier mit einer hauchdünnen PET-Beschichtung bestehen. Deut- sche See transportiert Fische und Meeresfrüchte seit 2006 anstelle von Styroporboxen zunehmend in umweltfreundlichen Frischfisch-Mehrwegkisten, was jährlich 640 Tonnen Styropor einspart. Südpack hat eine umweltschonende Verpackung aus über 95 Prozent Pappe im modernen Design entwickelt, die für Frisch- und Räucherfisch-Sortimente im SB- Bereich vorgesehen ist. Der Lebensmittelhersteller Frosta hat mit seinem Tiefkühlbeutel aus reinem Kraftpapier gerade den Nachhaltigkeitspreis für besonders umweltfreundliche Verpackungen abge-
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FischMagazin 1/2021 79
Umweltfreundliche, ökologisch vertretbare Verpackungen spielen auch bei Fisch eine zunehmend wichtigere Rolle und stellen für besonders umweltbe- wusste Konsumenten oft sogar ein Kaufkriterium dar.
räumt. Dieses Konzept trage zur Müllvermeidung bei, entspreche den Anforderungen der Hygiene und Transportsicherheit und weise im Vergleich zu den traditionellen PP-Beuteln einen um 30 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck auf, betonte die Jury.
Solche beeindruckenden Lösungen und Erfolge dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Weg zu einer „grünen Verpackung“, die sämtli- chen Wünschen und Anforderungen gerecht wird, noch sehr weit ist. Die Fischbranche ist auf dem richtigen Weg und selbst wenn der Fortschritt mal kleinere Schritte macht, wären rigorose Vorgaben oder Forderungen eher kontraproduktiv, denn ne- ben Umweltfreundlichkeit entscheiden am Point of Sale auch Haptik und Aussehen einer Verpackung bei gleichartigen Produkten über den Verkaufser- folg. Eine Studie der Informations Resources Inc. (IRI) und Association of European Cartonboard and Carton Manufacturers belegt, dass Verpackungen oft wichtiger sind als die Marke selbst. mk
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Ein höchst um- weltfreundlicher und zudem viel- seitiger Werk- stoff ist Faser- guss, den jeder von Eierkartons kennt.
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