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Thunfisch als Wachstumstreiber
Für den Schub, den der Gesamtmarkt Konserve er­ halten hat, ist vor allem der Thunfisch verantwort­ lich. Thunfischkonserven haben alleine einen Anteil am Pro­Kopf­Verbrauch Fisch von 14 %. In den Jah­ ren 2013 bis 2018 verschob sich der Marktanteil der wichtigsten Arten. Während Hering 2013 noch einen Anteil von 37,5 % am Fischkonservenmarkt hatte und Thunfisch bei 46,5 % lag, standen Heringsdosen 2018 für nur noch 28,6 %, Thunfischdosen aber für 55,0 %. In absoluten Zahlen: 2018 importierte Deutschland 89.997t Thunfisch­ und Boniten­Konserven und ­marinaden und 44.586 t Hering. Von der Sardine wurden 7.662 t importiert, von der Makrele 3.441 t. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Ge­ schäftsentwicklung der führenden Hersteller wider. Marktführer für Thunfisch in der Dose ist in Deutsch­ land und Österreich die Bolton Group unter ihrer Marke Saupiquet. Saupiquet Deutschland konnte seinen Umsatz binnen nicht einmal eines Jahrzehnts von 20,8 Mio. Euro (2009) auf 83,8 Mio. Euro (2018) vervierfachen. Appel Feinkost, Marktführer im Seg­ ment Hering mit einer Jahreskapazität von mehr als 100Mio.Dosen, notierte mehrere Jahre lang rück­ läufige Umsätze, stieg aber von 82,4 Mio. Euro (2013) wieder auf 89,5Mio.Euro, so der letztgemeldete Umsatz für 2016. Der Mitbewerber Rügen Fisch, seit Anfang 2016 eine Tochtergesellschaft der Thai Union Group, meldete für 2018 mit 59,8 Mio. Euro Umsatz den niedrigsten des Jahrzehnts.
Makrele, die viertwichtigste Fischkonserve
Das Segment Makrelenkonserve, viertwichtigs­ te Fischdose, wird von dem dänischen Produzen­ ten Sæby Fiskeindustri dominiert. Dänemark hat bei dem Produkt einen Marktanteil von 86 %. Sæby besitzt eine Kapazität von 109 bis 130Mio.Dosen. Zweitwichtigstes Lieferland für Makrelenkonserven ist inzwischen Lettland (2018: 118 t), vermutlich auf­ grund des dort ansässigen Produzenten Karavela (Kapazität: 71 Mio. Dosen). Karavela übernahm im Frühjahr 2019 Larsen Danish Seafood, bis dato in Harrislee ansässig, und konnte für 2019 ein Umsatz­ plus von 7,5 % auf 51,6 Mio. Euro vermelden.
Nischensegmente Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit
Zwei Akteure mittlerer Größe profilieren sich in Ni­ schensegmenten. Schwaaner Fischwaren, die im mecklenburgischen Schwaan unter ihrer Marke
Sywan jährlich bis zu 40 Mio. Dosen produzieren können, spielt die Themen Bio und Regionalität. Be­ reits vor mehr als einem Jahrzehnt nahm Schwaa­ ner die Herstellung von Bio­Fischkonserven auf. Afrikanischer Wels aus heimischen Kreislaufanlagen wird zu „Welstopf
mit Gemüse“ oder „Welssalat Asia“ veredelt. Und auch die „Hid­ denseer Kutterfischer“ auf der gleichnamigen Ostseeinsel las­
sen ihre „Hiddenseer Dosen“
mit Bücklings­ und Heringsfilets
aus Stellnetzfischerei in vier Ge­ schmacksrichtungen bei Schwaa­
ner befüllen – bis zu 200.000 Dosen würde Initiator Mathias Schilling gerne produzieren.
Dosenthunfisch wird CO2-neutral
Auf der Nachhaltigkeitsschiene fährt auch das Friedrichshafener Handelshaus Followfood, das sein Sortiment im Jahre 2011 um Fischkonserven ergänzte. Das Markenwachstum von 30 % bezieht sich zwar auf das Gesamtsortiment, doch Ge­ schäftsführer Jürg Knoll und Harri Butsch sprechen auch im Segment Konserve von einer „erfreuli­ chen“ Entwicklung. Ihr USP ist der Grad der Nach­ haltigkeit des Dosenthunfischs, der demnächst als erstes Fischprodukt CO2­neutral sein soll. Im wei­ testen Sinne der Rubrik „Ethno­Food“ sind die ost­ europäischen Produkte des Hamburgers Dovgan zuzuordnen, der im LEH eigene Regale bestückt. Alleine sein russisches Fischkonserven­Sortiment zählt mehr als zwei Dutzend Artikel, darunter vier Varianten Sprotten unterschiedlichster Proveni­ enz. Dovgan vermarktet außerdem seit 2019 für Karavela die Konserven der Marke Larsen Danish Seafood.
Schub in der Corona-Krise
Einen unerwarteten, aber umso beachtlicheren Schub verdankt das Segment Fischkonserve der Corona­Krise. Alleine in den ersten drei Monaten erhöhte sich der Absatz um mehr als 25 % aufgrund von Vorratskäufen. In jedem Fall hat sich jene Prog­ nose, die Wiebke Lang und Julia Rippe in ihrer 2006 veröffentlichten Studie zur Fischwirtschaft in Cux­ haven verfassten, offenbar nicht bewahrheitet: „Do­ senkonserven [...] werden nur noch schlechte Aus­ sichten beschieden.“ bm
Appel Feinkost, Marktführer im Segment Hering mit einer Jahres- kapazität von mehr als 100 Mio. Dosen, profiliert sich mit Innovationen wie den Heringsfilets in Skyr-Sauce.
Jürg Knoll
(Followfood):
„Mit der großen Vision,
ein klimaneutrales Unternehmen zu wer- den, haben wir vor vier Jahren angefangen, Thunfisch zu berech- nen. Und zwar nicht nur den Transport, sondern alles.“
MARKTANALYSE
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FischMagazin 8/2020 37
FOTO: APPEL FEINKOST