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 FAKTENCHECK
  Norwegens Lachsindustrie ist weltweit ein Vorbild, was die permanente Verbesserung von Technik und Technologien und die schnelle Umsetzung moderner Forschungsergebnisse angeht. Schneller als manche Aquakultur-Kritiker begreifen, die immer noch auf längst gelösten Problemen herumreiten.
 FAKTENCHECK
n BEHAUPTUNG Jaenicke:
„Weil Futter immer billiger wird, werden Raubfische zu Vegetariern umerzogen, statt mit teurem Wildfisch werden Lachse heute mit billigen Roh- stoffen wie Soja gefüttert“.
n WAHRHEIT
Zum einen wird Futter keineswegs „immer billiger“ und zum anderen war die Verfütterung von Wildfischen jahrelang einer der Haupt- vorwürfe, die von Kritikern gegen die Lachsaquakultur vorgebracht wurden. Wenn die Futterindustrie jetzt mit hohem Aufwand eine Lösung für dieses Problem anbietet, passt es Jaenicke auch wie- der nicht.
norwegische Studien PRV mit Herz­ und Ske­ lettmuskelentzündungen (HSMI) beim Lachs in Verbindung bringen, ist die Seuche in man­ chen kanadischen Farmen seit 30 Jahren präva­ lent, ohne dass die Fische typische Krankheits­ symptome zeigen. Die Forscher vermuten, dass in kanadischen Farmen genetisch abweichen­ de Viren vorherrschen, die weniger virulent und gefährlich sind.
Film zeigt Bilder von Missständen,
die bereits beseitigt sind
Selbst wenn die Macher des Films die Auffas­ sung nicht anerkennen oder teilen, wäre es im Sinne einer fairen, weniger voreingenomme­ nen Berichterstattung notwendig gewesen, auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Ebenso ein­ seitig und tendenziös ist der TV­Bericht, was die Passagen zum Abwasser des Lachsverarbei­ tungsbetriebes Brown‘s Bay Packing Company nahe des Campbell Rivers angeht. Der Fotograf Tavish Campbell hatte beim Tauchgang vor der Küste gefilmt, dass die Firma mit Lachsblut, Schuppen und erwiesenermaßen auch mit PRV
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kontaminiertes Abwasser ins Meer einleitet. Der ZDF­Film verschweigt allerdings, dass die Originalaufnahmen im Herbst 2017 entstanden und dass seither sehr viel unternommen wur­ de, um den Missstand zu beseitigen.
Nach Veröffentlichung des Campbells­Videos 2017 leitete Dominic LeBlanc, der damalige Bundesfischereiminister, eine sofortige Über­ prüfung ein und die Provinzregierung von BC reagierte mit einer umfassenden Prüfung aller Fischverarbeitungsbetriebe. Unmittelbar da­ nach begann eine Arbeitsgruppe, neue Stan­ dards für die Abwasserqualität zu definieren, Vorschriften zur Abwasserbehandlung zu über­ arbeiten und geeignete Technologien für die Reinigung des Prozesswassers zu suchen. Die­ se Arbeiten erforderten ungefähr 16 Monate. Brown‘s Bay investierte 1,5 Millionen Dollar in Klärtechnik, nach Aussage des Unternehmens „die weltweit führende Technologie der Abwas­ serbehandlung“. Dabei handelt es sich um ein vierstufiges System samt Desinfektionskompo­ nente, das kommunalen Trinkwasseranlagen nachempfunden ist. Zur Technologie gehören auch Testsysteme für Bakterien, Temperatur,
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