Page 27 - FM-08_2020
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 FAKTENCHECK
  Die Laichflüsse in Nordamerika sind nach dem Aufstieg und Ablaichen der Salmon-runs mit zahllosen Fischkadavern übersät.
 FAKTENCHECK
n BEHAUPTUNG
Jaenicke behauptet
beim Besuch einer Hatchery von Grieg Seafood in Norwegen:
„Obwohl sie (gemeint sind Lachs-Smolts, d.R.) genetisch optimiert sind, kommt es
oft zu Fehlentwicklungen, tote oder deformierte Babys werden abgesaugt und entsorgt“.
n WAHRHEIT
In Hatcheries überleben 85 bis 95 Prozent der Eier bis zum Smoltstadium, in na- türlichen Gewässern beträgt die Erfolgsrate hingegen nur
1 bis 5 Prozent. Weil in der Aquakultur unter Obhut des Menschen viele Mortalitäts- faktoren ausgeschaltet sind, schwimmen hin und wieder auch mal deformierte Fische in den Netzgehegen.
erzeugt. Etwa 20% der Lachszuchtjobs werden von First Nations besetzt. Jede Farm, die im letz­ ten Jahrzehnt entstand, war eine Partnerschaft mit First Nations. Die indigenen Gemeinschaf­ ten Namgis, Kwikwasutinuxw Haxwa‘mis und Mamalilikulla haben mit zwei Lachs­Unterneh­ men nördlich von Vancouver Island Vereinba­ rungen zur Überwachung der Gebiete auf See­ läuse und andere Krankheitserreger getroffen, um die Wildlachsbestände zu schützen. Die indigenen Gemeinschaften erhalten von der Provinz­ und Bundesregierung 7 Millionen US­ Dollar zur Unterstützung des Programms. Auch Cermaq und Mowi stellen Mittel und Sachleis­ tungen für das Programm bereit. Im Dezember 2018 hat die BC­Regierung die Schließung von 10 der 17 Atlantik­Lachs­Farmen in der Region an­ geordnet, weil sie zu dicht an Wanderwegen der Wildlachse liegen. Fünf Betriebe von Cermaq Canada und Mowi Canada West wurden schon stillgelegt, zehn weitere sollen bis 2023 folgen.
Was nicht zur eigenen Meinung passt, wird verschwiegen
Wildlachse sind im Nordpazifik vielen Be­ drohungen ausgesetzt, vom Klimawandel und der Zerstörung von Lebensräumen über
industrielle Aktivitäten im Verbreitungsge­ biet bis zur regionalen Überfischung. Trotz­ dem weist der Film die Hauptschuld allein der Aquakultur und Fischkrankheiten zu, die von Farmlachsen ausgehen könnten. Kein Hinweis darauf, dass die Wildlachse an den russischen Pazifikküsten und in Alaska gleiche oder ähnli­ che Probleme haben, obwohl es dort keine oder nur eine verschwindend geringe marine Aqua­ kultur gibt.
Im Film wird das Piscine Orthoreovirus (PRV) angesprochen, für dessen Ausbreitung im Wildlachsbestand Jaenicke die Lachsaquakul­ tur verantwortlich macht: „Wildlachse müssen an den Farmen vorbei und infizieren sich mit dem Virus“. Diese populäre These wird von vie­ len Aquakulturgegnern geteilt und hat zahllo­ se Anti­Fischfarm­Initiativen an der Westküste Kanadas ausgelöst. Unter Wissenschaftlern ist dieser Sachverhalt jedoch umstritten. PRV ist zwar hoch infektiös, weist aber eine geringe Vi­ rulenz bei Lachsen im pazifischen Kanada auf. Zwei aktuelle Studien (u.a. Polinski et al. 2020), die in den Fachzeitschriften Scientific Reports und Frontiers in Physiology erschienen sind, legen den Verdacht nahe, dass PRV längst nicht so schädlich ist, wie oft behauptet. Während
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FischMagazin 8/2020 27

















































































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