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 LACHS
  FAKTENCHECK
n BEHAUPTUNG Jaenicke behauptet, Lachse würden mit
„normaler Lebensmittelfarbe“ rot gefärbt.
n WAHRHEIT
Wahr ist, dass es sich na- türlich nicht um „normale Lebensmittelfarbe“ handelt, sondern um teure Pigmente, die essentielle biologische Funktionen für den Lachs haben.
Im Film heißt es: „Auch der Klimawandel setzt den Lachsen Kanadas zu. In Teilen des Pazifiks herrscht eine marine Hitzewelle...“. Was Jaeni­ cke eher beiläufig im Nebensatz erwähnt, ist in Wirklichkeit ein wesentlicher Faktor für viele aktuelle Probleme der Lachse. Wissenschaftler sehen weltweit „fast synchrone Rückgänge der Lachspopulationen“ nach gleichem Muster, für die sie den globalen Klimawandel verantwort­ lich machen. Er gefährdet die Lachswanderun­ gen und verringert den Fortpflanzungserfolg. Neue Untersuchungen von Fisheries and Oce­ ans Canada bestätigen, dass der Anstieg der Meerestemperaturen zum Rückgang der Lachs­ bestände führt. Einige pazifische Lachspopula­ tionen stoßen bereits an Temperaturgrenzen. Am stärksten gefährdet sind Populationen,
Group. Im Juli 2019 wurden im Deshka River, einem der wichtigsten Lachsströme nördlich von Anchorage, Temperaturen von 27,6oC ge­ messen. Außerdem hat sich „the Blob“ ver­ stärkt, eine riesige Blase warmen, nährstoffar­ men Wassers an der Nordwestküste Nordame­ rikas, die negative Folgen für das Meeresleben hat und Lachsen das Überleben erschwert. Die Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphä­ re führt zur Versauerung des Ozeans, was die Nahrungskette des Lachses beeinträchtigt.
Im Interview mit dem Portal „Prisma“ behauptet Hannes Jaenicke: „Lachs ist eben nicht das tol­ le omega­3­reiche Superfood, das uns ständig angepriesen wird“. Damit steht er im klaren Wi­ derspruch zur Aussage jenes Ureinwohners von British Columbia (BC) im Film, der den Gesund­ heitswert des Lachses hervorhebt: „Für unsere Gesundheit ist es wichtig, Lachs zu essen. Es ist in unserer DNA verankert, immerhin essen wir Lachs seit über 30.000 Jahren“. Es wäre höchst reizvoll gewesen, die Reaktion dieses Menschen zu erfahren, wenn Hannes Jaenicke ihm den gleichen Rat wie uns Zuschauern gegen Ende des Films gegeben hätte: verzichte doch einfach auf Lachs und iss stattdessen ein Stück Gurke ...
Jaenicke überprüft den Wahrheitsgehalt von Aussagen nicht
Derselbe Angehörige der First Nations beklagt im Film den Rückgang der Wildlachse und weist die Schuld dafür der Lachsaquakultur zu, ohne dass Jaenicke den Wahrheitsgehalt dieser Be­ hauptung überprüft, in Zweifel zieht und – falls notwendig – korrigiert. Angeblich seien die First Nations in Kanada Hauptbetroffene dieser Entwicklung, dabei gehören sie nachweislich selbst zu den wichtigsten Akteuren beim Lachs­ farming. Die Regierungen von Kanada und BC haben sich gemäß der UN­Erklärung über die Rechte indigener Völker (UNDRIP) zum Auf­ bau produktiver, dauerhafter Beziehungen im Geiste der Versöhnung mit indigenen Partnern verpflichtet. Die Kooperation zielt auf die Er­ zeugung von hochwertigen Lebensmitteln, den Schutz der Umwelt und der Wildlachse ab und bietet den First Nations wirtschaftliche und so­ ziale Vorteile. Zwanzig First Nations haben in ihren Hoheitsgebieten in BC Partnerschaftsab­ kommen für die Lachszucht. Rund 78% der in der Provinz gezüchteten Lachse werden im Rah­ men solcher Partnerschaften mit First Nations
 Fischpumpen sind besonders schonende und stressarme Transportmethoden, die sich sehr vorteilhaft auf die Schlachtqualität der Lachse auswirken.
die weit im Landesinneren laichen. Wärmere Temperaturen verändern den Zeitpunkt der Schneeschmelze und des Abflusses rapide. Die Schneedecke wird dünner, Gletscher gehen zu­ rück, Flüsse und Bäche führen weniger Wasser, was die Lachswanderungen erschwert. Wetter­ unbilden wie Stürme, Starkregen und Über­ schwemmungen spülen die Lachseier aus dem Kiesbett und zerstören die Laichlebensräume, die Lachse sind anfälliger für Fischräuber, Para­ siten und Krankheiten. Alaska erlebte 2019 die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetter­ aufzeichnungen, was zum Tod vieler Wildlach­ se führte. Lachse geraten bei Wassertemperatu­ ren über 12,8 oC in Stress, sagt Sue Mauger, wis­ senschaftliche Direktorin der Cook Inletkeeper
26 FischMagazin 8/2020
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Jaenickes geringes Wissen über die Aquakultur wird in mehreren Szenen des TV-Films deutlich.
Es stört ihn auch nicht, wenn sich manche seiner Aussagen widersprechen.
www.fischmagazin.de

















































































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