Page 3 - FM_07/08-2020
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 Titel
 Weniger Antibiotika in der dänischen Schweineproduktion
Nur kranke Tiere
werden behandelt
In Dänemark ist die vorbeugende Behandlung mit Antibiotika verboten, ein Grund dafür, dass die Verbrauchszahlen sehr gering sind. 2019 lag der Antibiotikaeinsatz bei 2,8 g pro erzeugtem Schlachtschwein – 33 % weniger als 2009.
Autor Jan Dahl ist Veterinärepidemiologe
im DFLE tätig und dort für Antibiotika, Resistenzen und andere tiermedizinische Fragen zuständig.
normalen Schlacht- bzw. Fleischprei- sen abgerechnet.
In Dänemark gelten strenge Tierschutz- vorgaben mit engmaschigen Kontroll- verfahren, denn die Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs darf nie auf Kos- ten des Tierwohls erfolgen. Die Devise lautet: Ein möglichst hohes Maß an Tier- wohl mit möglichst wenig Antibiotika.
Reserveantibiotika sind kritischer als andere Antibiotika
Die WHO und die Europäische Arznei- mittel-Agentur (EMA) haben eine Rei- he von Antibiotika definiert, die nicht oder nur in äußerst begrenztem Umfang in der Nutztierproduktion eingesetzt werden sollten. Diese Reserveantibio- tika kommen in der Humanmedizin in
 Das in der VetStat-Datenbank er- fasste Antibiotika-Monitoring erlaubt in Dänemark – anders
als in den meisten anderen europäi- schen Erzeugerländern – die Auswer- tung des Verbrauchs nach Nutztier- arten. Neben Dänemark haben auch die Niederlande ein solches Überwa- chungssystem und in Deutschland hat man ebenfalls eine systematische Erfassung eingeführt. Andere Länder sind derzeit dabei, entweder freiwilli- ge oder gesetzlich verankerte Systeme aufzubauen. Die Erfassung nach Ein- zelbeständen erlaubt es den Dänen, Maßnahmen auf jene Bestände aus- zurichten, die einen unzweckmäßig hohen Verbrauch haben. Auf diese Weise können Behörden, Forscher und Berater in Zusammenarbeit mit den Schweineproduzenten gesteckte Ziele besser erreichen, neue Ziele definieren
und die Reduktion des Antibiotikaver- brauchs immer schneller vorantrei- ben. Dabei nutzen sie die Möglichkeit, voneinander zu lernen.
So verzichtet ein Teil der Schweine- produzenten im Rahmen des OUA- Projekts (Opdrættet Uden Antibiotika = Antibiotikafreie Aufzucht bzw. Ge- züchtet Ohne Antibiotika/GOA) für den Großteil ihrer Bestände komplett auf Antibiotika-Behandlungen. Statt- dessen werden die Tiere durch Imp- fungen, optimierte Futtermischungen und verstärkte Hygiene vor Krank- heit geschützt. Dennoch werden er- krankte Tiere – falls notwendig – auch in GOA-Beständen in korrekter Wei- se mit Antibiotika behandelt. Diese Schweine und ihr Fleisch dürfen dann jedoch nicht mehr als GOA-Produk- te vermarktet werden, sie werden zu
4 FleischMagazin 7-8/2020



















































































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