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stammt. Der Soja-Anbau darf dann nur noch auf Flächen erfolgen, auf denen zuvor keine Wälder gerodet wurden. Um sich noch unabhängiger von Sojaimpor- ten zu machen, forciert die dänische Landwirtschaft seit geraumer Zeit den Anbau von heimischen Eiweißpflanzen.
In der Kooperation „Danish Protein In- novation“ arbeiten zum Beispiel füh- rende Hersteller von Futtermitteln und Lebensmitteln gemeinsam mit For- schungseinrichtungen an der Entwick- lung nachhaltiger Proteine, in erster Linie aus Gras, zur Verwendung als Fut- termitteln. Als Grasprotein bezeichnet man aus Grünlandpflanzen wie Gras, Klee oder Luzerne gewonnenes Eiweiß. Untersuchungen der Universität Aar- hus haben ergeben, dass Grasprotein- konzentrat mit einem Eiweißgehalt von rund 50 Prozent – was dem Wert von Sojaschrot entspricht – Sojaprotein zum großen Teil ersetzen kann. In Versuchen mit Mastschweinen wurden bei Fütte- rung mit Grasprotein keinerlei Verände- rungen der Fleischqualität festgestellt.
Für die ökologische Landwirtschaft ist Grasprotein besonders interessant, da Selbstversorgung und Nachhaltigkeit hier besonders wichtige Aspekte bei der Umsetzung der Klimaziele sind. Außer- dem kann Gras drei- bis viermal pro Jahr
Niels Peter Nørring ist Klimadirektor im Dänischen Fachverband der Land- und Ernährungswirtschaft.
geerntet werden, bei milder Witterung sogar noch tief im Winter. Zudem sind Bio-Sojaprodukte rund doppelt so teuer wie konventionelle, weshalb Erzeugung und Einsatz von Grasprotein als Bio-Fut- termittel sich als rentabeler gestalten.
Auch Wiesen per se liefern für die Grasprotein-Produktion positive Bei- träge zum Umwelt- und Klimaschutz, weil sie Stickstoff besser absorbieren und assimilieren als Getreide- bzw. Maisfelder. Außerdem nehmen sie gro- ße Mengen Kohlenstoff aus der Luft auf und speichern sie über ihre Wurzeln im Boden, was z.B. bei Getreide, Mais und Raps nicht der Fall ist. Wiesenklee et- wa nimmt große Mengen Stickstoff auf,
wodurch sich der Bedarf an zusätzlicher Stickstoffdüngung entsprechend verrin- gert. Auch wirtschaftlich wirkt sich die Produktion von Grasprotein positiv aus, können etwa Bio-Landwirte ohne Kü- he ihre Produktivität durch Anbau von mehr Wiesenklee aufwerten. Auch die Substitution von Stickstoff aus Handels- dünger durch den Stickstoff, den Wie- senklee einbringt, ergibt einen günsti- gen Klima-Effekt.
Das Danish Centre For Food And Agri- culture hat jüngst untersucht, inwieweit Grasprotein importierte Sojaproduk- te ersetzen könnte. Danach importiert Dänemark jährlich zwischen 1,5 und 1,7 Mio. t Soja, was rund 700.000 t rei- nem Sojaprotein entspricht. Pro Hekt- ar kann man 0,72t reines Grasprotein produzieren. Um den gesamten Soja- Import durch Grasprotein zu ersetzten, wäre dafür eine Fläche von 979.000 ha erforderlich. Nach ihren bisherigen Ergebnissen und Erfahrungen hoffen die Forscher, das Verfahren in der Wei- se optimieren zu können, dass künftig die doppelte Menge pro Hektar erzeugt und damit der Flächenbedarf halbiert werden kann. Somit könnte rein rech- nerisch die einheimische Grasprotein- Produktion den Proteinbedarf der öko- logischen Landwirtschaft in Dänemark zukünftig decken.
Länderreport
   Herstellung von Grasprotein
Grasprotein wird in einer Veredelungsanla- ge aus dem Saft von Halmen bzw. Blättern gewonnen. Dazu werden Halme und Blätter in einer Schraubenpresse zunächst kom- primiert und entsaftet. Der gefilterte Saft wird in einem Wärmetauscher auf 80 Grad erwärmt. Das dadurch koagulierte Eiweiß wird in einer Dekanterzentrifuge abge- schieden. Das Proteinkonzentrat aus der Dekanterzentrifuge hat eine kräftig grüne Farbe und enthält ca. 50 % Trockenmasse, davon ca. 50 % Protein. Nach dem abschließenden Trocknen ist das Protein- konzentrat haltbar sowie lagerfähig und
kann in Futtermittel gemischt werden.
Bei diesem Produktionsprozess gewinnen die Wissenschaftler zusätzlich eine braune Flüssigkeit, in der sich unter anderem Zucker und verschiedene Aminosäuren befinden. Selbst diese Bestandteile können noch verwendet werden, zum Beispiel
für biologische Düngemittel.
Untersuchungen der Universität Aarhus haben ergeben, dass Gras- proteinkonzentrat mit einem Eiweiß- gehalt von rund 50 Prozent Sojaprotein zum großen Teil ersetzen kann.
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