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  Spektrum
16. Round Table des Belgian Meat Office
Konsens über
die Bedeutung
des Tierwohls
Bereits zum 16. Mal trafen sich europäische Food-Journalisten zum traditionell Ende August stattfindenden Round Table der belgischen Fleischwirtschaft, um sich über aktuelle Entwicklungen der Fleisch- branche des Landes zu informieren. Musste das Treffen im vergangenen Jahr Corona-bedingt online stattfinden, konnte man in diesem Jahr wieder persönlich in Brüssel zusammenkommen. Auf der Agenda standen die Themen Wettbewerb, Binnenmarkt und Tierwohl.
Mit Tom Vandenkendelaere, Ab- geordneter des Europäischen Parlaments und Fraktionsmit-
glied der Europäischen Volkspartei, sowie mit Piet Vanthemsche, ehemaliger Präsi- dent des belgischen Bauernverbands und Beauftragter für die Operationalisierung eines zentralen Tierschutzlabels in Flan- dern, wurden zwei ausgewiesene Exper- ten auf ihren Fachgebieten zum Roundta- ble eingeladen.
Zunächst informierte Vandenkendela- ere über aktuelle Entwicklungen in der europäischen Agrar- und Lebensmittel- wirtschaft. Kontrovers diskutiert werden derzeit die Folgen, die sich aus dem Eu- ropean Green Deal für die EU-Mitglied- staaten ergeben könnten, sowie über die Ergebnisse der Reform der Gemein- samen Agrarpolitik (GAP). Hier habe
Vandenkendelaere den Eindruck, dass diese bei den kommenden Abstimmun- gen im Parlament von den grünen Abge- ordneten nicht mittragen werden. „Das ist paradox, weil wir heute mehr denn je eine grüne und nachhaltige Politik ha- ben, vor allem im Agrar- und Lebensmit- telsektor“, so Vandenkendelaere.
Um nachhaltige Produktions- und Ver- triebsmodelle zu etablieren, setzt die EU-Kommission u.a. auf die im Green Deal verankerte „Farm to Fork“-Strate- gie („Vom Erzeuger zum Verbraucher“). Sie zielt darauf ab, die Umwelt- und Kli- maauswirkungen der Primärprodukti- on zu verringern und gleichzeitig den Landwirten faire wirtschaftliche Erträge zu sichern. Derzeit sei die EU der welt- weit größte Exporteur von Agrar- und Ernährungsgütern, mit einer positiven
Über aktuelle Themen diskutierten (v.l.):
Joris Coenen (Manager Belgian Meat Office),
Tom Vandenkendelaere (Abgeordneter des EU-Parla- ments) und Piet Vanthemsche (ehemaliger Präsident des belgischen Bauernverbands)
Handelsbilanz von über 21 Milliarden Euro im Jahr 2018. Der Handel mit Dritt- ländern bleibe also wichtig für den Wohl- stand in der EU, so Vandenkendelaere. Allerdings müsse man nicht nur für glei- che Wettbewerbsbedingungen zwischen den EU-Erzeugern und dem Rest der Welt sorgen, sondern auch innerhalb der EU, kritisierte der Christdemokrat. Als Beispiel führte Vandenkendelaere den Vorschlag der Kommission an, die Käfig- haltung von Nutztieren in der EU bis 2027 schrittweise abzuschaffen. „Wir können einerseits nicht diese hohen Standards von unseren eigenen Erzeugern verlan- gen und andererseits Hühnerfleisch oder Eier von Käfighühnern aus Ländern au- ßerhalb der EU importieren, weil das die Wettbewerbsfähigkeit unserer europäi- schen Erzeuger völlig untergraben wür- de“, so Vandenkendelaere.
Für Erzeuger aus kleineren Mitgliedstaa- ten wie z. B. für Belgien, seien gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU ungleich wichtiger als für größere Mitgliedstaaten, weil sie einen kleineren nationalen Markt haben und somit noch stärker auf den europäischen Binnen- markt angewiesen seien. So konzentrie- ren sich etwa die belgischen Lebensmit- telexporte nach wie vor auf die Niederlan- de, Frankreich und Deutschland. „Leider
 12 FleischMagazin 11/2021


















































































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