Page 47 - FL_07-2021

Fleischmagazin: Worauf führen Sie die gute Gesamtentwicklung Ihres Unterneh- mens zurück ?
Kleine-Ausberg: Wir waren schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie sehr gut am Markt positioniert und konnten zuletzt vor allem davon profitieren, dass wir auch Anbieter von Komplettlösun- gen sind, vom Wolfen bis hin zum Fros- ten vielfältige Lösungen für die Lebens- mittelindustrie anbieten können und diese in der Industrie immer gefragter werden. Insbesondere in diesem Markt- segment konnten wir zuletzt ein deut- liches Umsatzplus erzielen. Zudem ha- ben wir uns im Laufe der Jahre aufgrund der hohen Qualität unserer Anlagen ei- nen guten Namen gemacht.
Fleischmagazin: Die Nachfrage nach Fleischalternativen steigt aktuell enorm, immer mehr Bundesbürger entdecken die vegetarische bzw. vegane Ernährung für sich. Wann ist Ihr Unternehmen erstmals mit dem Thema in Berührung gekommen ?
Kleine-Ausberg: Es ist schon mehrere Jahre her, etwa acht oder neun, dass wir vereinzelte Anfragen von Unternehmen hatten, darunter von Start-Ups, die sich gezielt bei uns nach Maschinen zur Her- stellung von Fleischalternativen erkun- digten und auch Anlagen erwarben. In der Folge wuchs das Interesse aber nur langsam, seit zirka drei Jahren steigt die- ses jedoch deutlich an.
Fleischmagazin: Stellt Ihr Unternehmen explizit Maschinen für die Fleischalter- nativen produzierende Industrie her ?
Kleine-Ausberg: Nein. Unser beste- hendes Portfolio an Maschinen und Produktionslösungen kann 1:1 für die
Herstellung von Fleischalternativen ein- gesetzt werden, weil unsere Anlagen pflanzliche Rohstoffe ebenso gut verar- beiten können wie tierische. Wir müssen also keine Anpassungen, Umrüstungen oder konzeptionelle Umbauten vorneh- men. Dies geschieht vielmehr auf der Anwender- bzw. Produzentenseite in der Verarbeitung. Aufgrund anderer Rohstof- fe und Zusammensetzungen werden der Fleischersatzmasse zum Beispiel Öl und Scherbeneis hinzugefügt, um eine form- bare Masse herzustellen. Für uns hinge- gen ändert sich nichts. Das ist aus unse- rer Sicht natürlich nicht nur interessant, sondern auch sehr attraktiv und bedeutet für uns zusätzliches Umsatzpotenzial.
Fleischmagazin: Warum müssen Ihre Linien und Maschinen nicht an die Her- stellungsprozesse in der Fleischalternati- ven-Industrie angepasst werden ?
Kleine-Ausberg: Die Rohmasse vege- tarischer Produkte ist genau wie die der Fleischerprodukte misch- und formbar, es macht somit keinen Unterschied, ob das zu verarbeitende Produkt aus Fleisch oder Fleischersatzstoffen be- steht. Es kann somit gleichermaßen verarbeitet werden. Das betrifft das Mi- schen, Formen, Beschichten, Garen, Frittieren und Frosten.
Fleischmagazin: Welche Ihrer Ge- räte bzw. Maschinen/Linien werden von der Fleischalternativen-Industrie
explizit nachgefragt? Alle oder welche ganz besonders stark ? Zählen dazu auch Mischer ?
Kleine-Ausberg: Nachgefragt wird ins- besondere unsere Convenience-Linie. Diese besteht aus folgenden Anlagen: Mischer, Formmaschine, Beschich- tungstechnik, bestehend aus Nass-/ Trockenpanieranlage und Bemehlungs- anlage, Garanlagen mit Spiralofen und Bratanlagen sowie Froster.
Fleischmagazin: In welcher Größenord- nung bewegt sich Ihr Umsatzplus ?
Kleine-Ausberg: Wir verzeichnen ein Umsatzplus, das aktuell bei zirka 15 Pro- zent liegt, on top.
Fleischmagazin: War das am Anfang für Sie als traditioneller Hersteller von Maschinen für die Fleisch verarbeiten- de Industrie etwas befremdlich, diesen Schwenk zu vollziehen ?
Kleine-Ausberg: Nicht befremdlich. Wir beliefern ja bereits seit vielen Jah- ren auch die Gemüse-/Kartoffel- und Backwarenindustrie. Es ist für uns ein großes Plus, dass unsere Maschinen in der Lage sind, auch Fleischalternativen herzustellen. Uns wurde sofort klar, was für Möglichkeiten sich daraus für uns ergeben.
Interview
Eine Convenience-Linie von Alco-food-machines aus der Vogelperspektive: Formen, Bemehlen, Garen, Nachgaren, Bemehlen, Nassbeschichten und Frittieren sind die Prozes- sschritte, die auf dieser Anlage vollzogen werden können.
FleischMagazin 7-8/2021 47