Page 45 - FL_07-2021
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  Redefine Meat 3D-Drucker.
Materialien müssen dabei lebensmit- teltauglich sein.
Finale Herausforderung ist Konsumentenakzeptanz
Kulturelle Barrieren und Gewohnhei- ten beeinflussen in hohem Maße was wir essen. Entsprechend sind funda- mentale Änderungen in der Ernährung extrem selten und schwer durchzufüh- ren. Westliche Kulturen haben es nicht gelernt, Insekten als Nahrung anzuse- hen, der Verzehr von Fleisch hingegen wird früh in der Familie sozialisiert. Neuartigen Lebensmitteln wird eine gewisse Skepsis entgegengebracht. Entsprechend bemühen sich die Prota- gonisten des in-vitro Fleisches um eine einfach nachvollziehbare, transparen- te Kommunikation. Dabei sind Wahl der richtigen Namen, Beschreibun- gen und Abgrenzung zu unerwünsch- ten Themen wie Labor/Gentechnik/ Kunstfleisch essenziell. Ein Erklär- Ansatz besteht darin, die Kultivierung von Pflanzen mit der von kultiviertem Fleisch zu vergleichen und damit eine natürliche Analogie herzustellen. Die- se Aufklärungsarbeit und der generelle Zeitgeist scheinen dabei erste Früchte zu tragen.
Eine aktuelle Studie mit jeweils mehr als 2.000 Konsumenten in den USA und Großbritannien untersuchte die gene- relle Akzeptanz, speziell auch in ver- schiedenen Altersgruppen.
Die Mehrheit der Probanden kannte kultiviertes Fleisch nicht. Nach einer Beschreibung der Produkt-Innovation konnten sich 40% der Verbraucher sehr gut oder extrem wahrscheinlich vorstel- len, kultiviertes Fleisch einmal zu pro- bieren. Diese „frühen Adopter“ würden sich ein solches Produkt sogar als regel- mäßigen Teil ihres Einkaufskorbes wün- schen. Unter diesen Konsumenten sind besonders viele jüngere Konsumenten
der Generation Z und Millenials anzu- treffen, Menschen, die zudem liberal in ihrer Wertestruktur und mit höherem Bildungsgrad ausgestattet sind.
Diese positiven Einstellungen zu kulti- viertem Fleisch wurden auch in einer ähnlichen Untersuchung in Frankreich und Deutschland bestätigt (gespiegelt). Unerlässlich ist eine Zusammenarbeit mit den Zulassungsbehörden. Selbst wenn sich die Konsumentenakzeptanz schnell entwickelt, so dauert der Pro- zess von der Entwicklung bis zur Markt- einführung definitiv einige Jahre, denn es handelt sich beim kultivierten in-vit- ro Fleisch um ein Novel Food und nicht einfach um Fleisch im lebensmittel- rechtlichen Sinn.
Es ist also durchaus sinnvoll, die lang- wierigen Prozesse zur Erlangung der Zulassung früh zu starten und die Zu- lassungsbehörden entsprechend eng einzubeziehen.
Das KIN betreibt derzeit keine aktiven Forschungs-Projekte im Bereich der Zellkultur, Mitglieder des Lebensmit- telinstituts KIN e.V. sind aber in den verschiedenen Teilbereichen der Ent- wicklung und Herstellung von zellkul- tiviertem Fleisch tätig. Richten Sie Ihre Anfragen gerne an mich und wir stellen einen Kontakt her.
 Kontakt
 Beate Vogelsang
Dipl.-Ing. Lebensmitteltechnologie Stellv. Geschäftsleitung Gegenprobensachverständige Telefon: +49 4321 601-57
Fax: +49 4321 601-33 E-Mail: vogelsang@kin.de
FleischMagazin 7-8/2021 45
 



















































































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