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Databyte-Studie
Immer weniger Fleischverzehr
Immer mehr Menschen in Deutsch­ land verzichten komplett oder zu ei­ nem großen Teil auf den Konsum von Fleisch. Was Umfragen und Gesell­ schaftsstudien der letzten Jahre pro­ gnostizierten, bestätigt jetzt das Han­ delsregister: Danach wächst aus einem sozialen Umdenken ein neuer Han­ delszweig, der mit dem traditionellen Fleischmarkt engagiert konkurriert. Aktuelle Zahlen zum wirtschaftlichen Stand der Fleischherstellung liefert der Wirtschaftsinformationsanbieter Databyte mit einer Auswertung des Handelsregisters.
Erstes Ergebnis: Es gibt immer weniger Schlachtereien. Seit 2015 liegt die An­ zahl der Neugründungen im Bereich Schlachten und Fleischverarbeitung kontinuierlich unter 150 pro Jahr, meis­ tens sogar weit darunter. 2019 verzeich­ nete das Handelsregister in dieser Bran­ che sogar nur 95 neue Unternehmen.
Bis auf 2020 ist ein exponentieller Ab­ stieg zu verzeichnen. Letztes Jahr stie­ gen die Anmeldungen zwar auf 135; die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die­ ser Anstieg mit den Corona­bedingten Notschlachtungen einhergeht. Aktuell schlägt 2021 mit 19 Gründungen in die­ sem Geschäftszweig zu Buche.
Der Fleischatlas 2021 der Heinrich Böll Stiftung gibt Aufschluss über weitere Entwicklungen beim Konsum sowohl von Fleisch als auch von Fleischersatz­ produkten. Demnach lagen Privatkäufe von entsprechenden Ersatzwaren 2019 schon bei 26.600 Tonnen. Im gleichen Jahr verzeichnete diese Branche einen Jahresumsatz von 273 Millionen Euro. Wenig im Vergleich zu den 40,1 Milliar­ den Euro Umsatz des Fleischhandels – doch nahm die Produktionsmenge der Ersatzprodukte vom ersten Quartal 2019 bis zum ersten Quartal 2020 um 37 Pro­ zent zu.
Laut Bundesinformationszentrum Land­ wirtschaft (BZL) verzehrte die deutsche Gesellschaft 2020 57,3 Kilogramm Fleisch pro Kopf. Damit sinkt der Wert trotz wachsender Fleischgroßkonzerne auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Er­ hebung 1989. Dafür, dass der Fleischkon­ sum weiter abnimmt, spricht das Interes­ se der jungen Bevölkerung an einer ve­ getarischen oder veganen Lebensweise: Rund 13 Prozent der 15­ bis 29­Jährigen ernähren sich fleischfrei. Flexitarier, also Personen, die nur hin und wieder Fleisch essen, liegen in dieser Altersgruppe bei knapp 25 Prozent.
Die Databyte GmbH ist eigenen An­ gaben nach Anbieter einer innova­ tiven Online­Applikation und ver­ fügt mit rund 6 Millionen Firmen­ adressen und über 100 Millionen Einzelinformationen über eine der um­ fangreichsten Datenbanken für deut­ sche Wirtschaftsinformationen.
Markt-Entwicklung
 Statistisches Bundesamt
Produktion von Fleischalternativen nimmt weiter zu
Die Produktion von veganen oder vegetari- schen Alternativprodukten für Fleisch wächst weiter rasant. Im Jahr 2020 stellten die Unternehmen hierzulande im Vergleich zum Vorjahr knapp 39 % mehr Fleischersatzpro- dukte her: Von knapp 60,4 Tausend Tonnen stieg die Produktion auf gut 83,7 Tausend Tonnen, wie das Statistische Bundesamt mit- teilt. Der Wert dieser Produkte erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 272,8 Millionen Euro auf 374,9 Millionen Euro (+37 %).
Trotz dieses Anstiegs fällt der Wert von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu Fleischprodukten verhältnismäßig gering aus. Der Wert von in Deutschland produ- ziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen betrug im Jahr 2020 rund 38,6 Milliarden Euro – und damit mehr als das Hundertfa-
che des Wertes der Fleischersatzprodukte. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Wert des produzierten Fleisches jedoch um rund 4 %. Im Jahr 2019 hatte der Wert der Fleischpro- duktion in Deutschland mit 40,1 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Zu dem jüngsten Rückgang könnte unter anderem auch die Corona-Pandemie beigetragen haben: Einige Produktions- betriebe mussten etwa wegen Verstößen gegen Hygieneschutzauflagen und hohen Ansteckungszahlen unter den Beschäftigten zeitweise schließen, so die Mitteilung des Statistischen Bundesamtes.
Langfristig betrachtet ist der Konsum von Fleisch zum Kochen oder Braten in Deutsch- land jedoch deutlich zurückgegangen. 1978 verbrauchte ein Haushalt durchschnittlich
gut 6,7 Kilogramm Fleisch im Monat – Wurstwaren, Räucher- und Trockenfleisch oder anderes konserviertes, verarbeitetes Fleisch nicht mit eingerechnet. 40 Jahre später war es mit rund 2,3 Kilogramm nur noch rund ein Drittel der Menge. Besonders stark sank der Konsum von Schweinefleisch: Verbrauchte ein Haushalt im Jahr 1978 noch durchschnittlich 3,1 Kilogramm pro Monat, waren es 2018 knapp 900 Gramm. Der Verbrauch von Rindfleisch sank von 1,5 Ki- logramm auf 600 Gramm, der von Geflügel von 1,3 Kilogramm auf gut 800 Gramm.
Allerdings hat sich die Größe eines Haushal- tes im Laufe der Zeit verringert. Lebten 1978 noch durchschnittlich 2,5 Personen in einem Haushalt, waren es 2018 noch 2 Personen.
FleischMagazin 6/2021 47

















































































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