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Porträt
 Tegut: Bereichsleiter Christian Leuthner im Interview
Nachfrage nach Bio- und Frischfleisch steigt weiter
Tegut befindet sich weiter auf Expansionskurs. Neben dem „Teo“-Mini-Supermarkt in Fulda eröffnete der Lebensmitteleinzelhändler vor Kurzem die erste Supermarkt-Filiale in München. Nach eigenen Angaben bietet das Unternehmen seinen Kunden rund 20.000 Produkte. Welche Anforderungen sich daraus für die Gestaltung eines attraktiven Produktporfolios ergeben und wie sich dies auf den Einkauf auswirkt, erfuhr Fleischmagazin für den Bereich Fleisch und Wurstprodukte von Christian Leuthner, Bereichsleiter Einkauf Fleisch, Wurst, Fisch und Molkereiprodukte bei Tegut.
Fleischmagazin: Wie entwickelt sich ak- tuell die Sparte Fleisch innerhalb Ihres Unternehmens ?
Christian Leuthner: Sehr erfreulich, wir verzeichneten Tegut weit in 2020 so- wohl in Bedienung als auch in Selbstbe- dienung einen Zuwachs von 23 % in der abgesetzten Menge.
Fleischmagazin: Wie hat sich die Coro- na-Pandemie auf die Nachfrage insge- samt ausgewirkt ?
Leuthner: Die Nachfrage im Bereich Frischfleisch war insgesamt überdurch- schnittlich hoch, auch in den Bereichen Bio-Fleisch sowie bei der regionalen Te- gut-Eigenmarke „LandPrimus“ war eine hohe Nachfrage zu beobachten. Gerade dort wurden in erhöhtem Maße zu Edel- teilen und hochwertigen Cuts gegriffen.
Fleischmagazin: Welche Trends lassen sich derzeit feststellen und welche zeigen sich am Horizont ?
Leuthner: Natürlich sind spezielle Cuts immer noch hoch im Trend, allerdings spielten nachhaltige Themen zu Tier- haltung und Landwirtschaft und der Umgang mit den Erzeugern eine be- merkenswert große Rolle in diesem Jahr. Die gesellschaftliche Diskussi- on zum Thema Nachhaltigkeit bewegt doch immer mehr Kunden zum Nach- denken. Aber trotz aller nachhaltigen Gedanken ist eine gute gleichbleiben- de Qualität des Fleisches immer noch maßgebend bei der Kaufentscheidung unserer Kunden.
Christian Leuthner ist Bereichs- leiter Einkauf Fleisch, Wurst, Fisch und Molkereiprodukte bei Tegut.
Fleischmagazin: Welche aktuellen Ent- wicklungen vollziehen sich bei Ihnen insbesondere bezüglich der Themen Tier- wohl und Nachhaltigkeit ?
Leuthner: Es begegnete uns eine über- durchschnittliche Nachfrage nach un- serem „LandPrimus“-Markenfleischpro- gramm, das sich bei Tegut heute über fünf Gattungen wiederfinden lässt. Hier beob- achten wir eine bemerkenswerte Anzahl an Anfragen rund um die Haltung, Füt- terung, Bezahlung, Transportwege usw. Dieses Verhalten unserer Kunden zeigt klar auf, dass sich immer mehr Kunden bewusst über die Hintergründe des Pro- grammes informieren wollen. Dieselben Erfahrungen erlebten wir bei unserem Bio-Regionalprogramm „Biosphären- rind“ aus der Rhön, das in diesem Jahr stolze 50% in Menge zugelegt hat.
Fleischmagazin: Wie tragen Sie den oben genannten Entwicklungen im Ein- kauf Rechnung ?
Leuthner: Indem wir uns, wie schon immer, mit unseren Landwirten und Partnern in der Verarbeitung in strate- gischen Terminen zusammenfinden, in der verschiedene Themen wie zum Beispiel Mengensicherungen und die Herausforderungen in der Vermarktung thematisiert werden.
Fleischmagazin: Was ist Ihrer Mei- nung nach die Formel für ein perfektes Fleischprodukt ?
Leuthner: Ein Fleischprodukt ist per- fekt, wenn man sich nur mit dem Ge- nuss beschäftigen muss und die Themen Nachhaltigkeit, Tierwohl-Gesundheit und faire Bezahlung usw. beim Einkauf selbstverständlich werden.
Fleischmagazin: Wie müssen Sie an ver- antwortlicher Position im Unternehmen grundsätzlich den Einkauf gestalten ? Nach welchen Kriterien müssen Sie dabei verfahren ?
Leuthner: Wir gestalten den Einkauf bereits in Kooperation mit unseren Landwirten und Verbänden. Hier sor- gen wir für einen konstruktiven Aus- tausch, der die Belange und Themen der Landwirtschaft, Bio-Verbände und Verarbeiter genauso berücksichtigt wie die Vermarktung mit den Herausforde- rungen und Marktgegebenheiten am POS. Somit wird es eine gemeinsame zukunftsgerichtete Vermarktungsstra- tegie in Mengen, Preis und Qualitäten geben, die eine extrem hohe Planungs- sicherheit auf allen betroffenen Ebenen gewährleistet. beh
 FleischMagazin 1-2/2021 51
FOTO: TEGUT














































































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