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   KURZINTERVIEW
 Chance gesehen werden, um Stakeholder von der eige- nen Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung verschiedener Nachhaltigkeitsziele zu überzeugen.
Green Washing als Risiko
Einige Unternehmen verkünden zwar ihren Anspruch, nachhaltig zu wirtschaften, setzen diesen aber nicht um. Diese Praxis ist als Green Washing bekannt. Kurz- fristig offeriert diese Vorgehensweise gewisse Vorteile: Die Kosten und der Aufwand für echte Maßnahmen für mehr Umweltschutz oder die Einhaltung von Men- schenrechten wird gespart, während die Öffentlichkeit den Eindruck erhält, dass das Gegenteil der Fall ist.
Mittel- bis langfristig birgt diese Strategie aber gro- ße Risiken. Neben den Verbrauchern können bei- spielsweise auch Journalisten oder Politiker auf die
Daniel Dalkowski
Stellvertretender Geschäftsführer DTV
Geschäftspraktiken von Unternehmen schauen. Durch das Internet und Smartphones ist es kein Problem, Texte, Bilder und Videos in kürzester Zeit global zu verbreiten.
Wenn der Betrug durch Green Washing ans Tageslicht kommt, kann der Imageschaden beträchtlich sein. Nur wenige Firmen haben keine nennenswerte Konkur- renz. Bei allen Anderen können Verbraucher auch bei lebenswichtigen Produkten auf andere Anbieter aus- weichen. Bei weniger lebensnotwendigen Produkten können sie auf diese verzichten.
Kreislaufkonzept Wear2Wear
Es gibt bereits umfassende Kreislaufkonzepte für Tex- tilien. Eins davon ist das Wear2Wear-Konzept. Dahin- ter stehen namhafte europäische Unternehmen, die
TEXTIL | LEASING
    „Handlungsbedarf besteht bei der Dampferzeugung“
WRP: Herr Dalkowski, welche Fortschritte gab es in den letz- ten Jahren für die Nachhaltig- keit im Textilservice ?
Daniel Dalkowski: Grund- sätzlich ist die Branche we- sentlich weiter als viele an- dere Wirtschaftsbereiche. Das Geschäftsmodell an sich ist bereits nachhaltig. Gleichwohl haben Maschi- nen- und Textilhersteller in den letzten Jahrzehnten viel getan, um Ressourcenver- bräuche weiter zu reduzie- ren. Neben dem bloßen Ein- sparen von Energie, Wasser und Chemie zählt dazu auch die Steigerung der Bearbei- tungszyklen der Textilien. Gleichzeitig sind nachhaltig produzierte Textilien heute wesentlich verbreiteter. Die Textilserviceunternehmen habenzudemanderLogistik gefeilt.
WRP: Wo gibt es aktuell Bau- stellen ?
Daniel Dalkowski: Es be- steht Handlungsbedarf bei der Dampferzeugung. In vie- len Betrieben kann dies nur mit fossilen Energieträgern geschehen. Anders als in an- deren Branchen können Gas und Öl nicht einfach durch „grünen Strom“ ersetzt werden.
WRP: Welche Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit führt der DTV aktuell durch? Welche Maßnahmen sind für die Zukunft geplant ?
zeit nicht der Fall. Bereits seit mehreren Jahren gibt es zu- dem unseren „Ökobench“, der es ermöglicht, Verbrauchsda- tenaufanonymisierteWeise mit ähnlichen Betrieben zu vergleichen.
WRP: Müssen Textilpflegebe- triebe ihren Beitrag zur Nach- haltigkeit stärker nach außen kommunizieren ?
Daniel Dalkowski: Unbe- dingt. Wir unterstützen die Betriebe darin, ihre Leistun- gen zur Steigerung der Nach- haltigkeit glaubhaft an die Kunden zu kommunizieren. Dies geschieht in Form einer vereinfachten und standar- disierten Nachhaltigkeitsbe- richterstattung in Form eines Fragebogens. Darin werden Auswertungen zur Lieferkette,
der Qualifizierung von Mitar- beitenden abgefragt.
Durch die vorgegebenen Ant- wortmöglichkeiten geben wir zudem auch Denkanstöße, in welchen Gebieten man sich gegebenenfalls noch nach- haltiger aufstellen kann. Teil- nehmende Unternehmen erhalten nach der Beantwor- tung ein Zertifikat, das in der Kundenkommunikation ein- gesetzt werden kann.
Daniel Dalkowski: Wir set-
zen uns im Bereich der Stan-
dardisierung dafür ein, dass
bereits im Produktdesign von
Bekleidung die Waschbarkeit,
Reparaturfähigkeit und auch
das Recycling berücksichtigt Verbrauchsdaten sowie zum werden. Das ist leider der- sozialen Engagement und in
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WRP 3 / 2022
www.wrp-textilpflege.de


































































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