Page 58 - WRP-05-2020
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   KURZINTERVIEW
TEXTIL | LEASING
Textilreinigungen, die bisher wenig mit viren- oder bakterienverseuchter Bekleidung konfrontiert wurden.
Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) geprüften und gelisteten Waschverfahren einerseits und die
marktdurchdringende Zertifizierung nach RAL 992/2 andererseits haben Normen und Standards für infek- tiöse und infektionsgefährdete Wäsche gesetzt, die bei den Wäschereien für Krankenhäuser Routine sind. Das RAL-Hygienezeugnis nach RAL-GZ 992/2 gilt im Markt
    Martin Dieckhoff
Geschäftsführer Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG
„Wir sind in dieser Krise besonders gefordert“
 WRP: Wie hat sich in der derzei- tigen Krisensituation die Struk- tur und Menge der Nachfrager geändert? Haben Sie plötzlich viele neue Kunden beziehungs- weise Interessenten ?
Martin Dieckhoff: Als traditi- onsreicher und gut positionier- ter Anbieter von Krankenhaus- textilien erleben auch wir die Coronakrise als außergewöhn- lich fordernd und kompliziert. Nüchtern gesprochen gibt es einen sehr deutlich gestiegenen Bedarf an textiler und nicht-tex- tiler Krankenhausausstattung vor allem im Bekleidungs- und Schutzbekleidungssegment. Dahinter verbergen sich anders als zu normalen Geschäftszei- tenauchvieleextremeemotio- nale Situationen. Uns erreichen Anfragen aus ganz Deutschland von Institutionen und Unter- nehmen, mit denen wir noch nie zu tun hatten, aber selbst- verständlich auch von unse- ren Stammkunden. Wir sind aufgrund unseres Tätigkeits- feldes in dieser medizinischen Krisensituation besonders ge- fordert. Da unsere Lieferketten im Großen und Ganzen weiter funktionieren, können wir die Anfragen auch zu einem guten Teil bedienen und müssen kei- ne Kurzarbeit anmelden.
WRP: Wo liegen die Schwer- punkte der Nachfrage ?
Dieckhoff: Eigentlich ist es die ganze Breite der Bekleidungs- und Schutzbekleidungsproduk- te, angefangen von OP-Mänteln über einfache Besucherkittel bis hin zu Schutzprodukten wie den überall diskutierten Mund-Nase-Masken verschie- dener Schutzstufen. Dabei re- gistrieren wir auch wieder ein höheres Interesse an Mehrweg- produkten. Das liegt teilweise sicherlich daran, dass die Ein- wegprodukte auch mit Liefer- schwierigkeiten verbunden sind.
WRP: Wie stark prägen Liefer- schwierigkeiten das Geschäft ?
erschwert, weil viele Länder die Grenzen zugemacht ha- ben oder den Transit sehr viel stärker kontrollieren und Auf- lagen machen. Insofern haben wir mehrere Fronten bei der Warenbeschaffung und müs- sen uns häufig Alternativen überlegen oder einfach stän- dig eingreifen, um Dinge zu beschleunigen und zu sichern. Entsprechend haben wir auch teilweise neue Konfektions- partner aufbauen müssen und können. Vor diesem Gesamt- bild sind Terminvergaben bei Auftragsannahme manchmal riskant oder nur unter Vorbe- halt zu geben.
sicher verzweifelte Kunden, die in ihrer Notsituation auch unseriöse Preise zahlen. Wir lehnen aus Geschäftsführungs- perspektive Preiserhöhungen aufgrund des Nachfrageüber- hangs ab. Ich finde es kein an- ständiges Geschäftsverhalten, Notlagen auszunutzen.
Dieckhoff ist in der dritten Ge- neration im Markt für Gesund- heitstextilien. Wir haben uns unsere gute Position seriös erarbeitet und fühlen uns im Gesundheitsmarkt zu Hause. Die Margen in diesem Markt- segment sind nicht groß, aber wir arbeiten in einem Markt, der ein immer benötigter, un- antastbarer Teil der Gesell- schaftist.Verlässlicheundver- trauensvolle Beziehungen zu unseren Kunden sind wichtig für uns, da wäre das Ausnut- zen der derzeitigen Situation einfach unanständig. Sicher gibt es aufgrund von Auflagen teilweise höhere Frachtkosten oder wir müssen situationsbe- dingt auf andere Materialien oder andere Konfektionäre als gewohnt umstellen, was zu höheren Kosten führen kann. Aber die Grundlinien unse- rer Kalkulation sind davon geprägt, dass wir mit unseren Kunden weiter langfristig zu- sammen arbeiten wollen und einen Ruf der Verlässlichkeit haben.
Dieckhoff: Das Bemühen um
funktionierende Lieferketten
ist unser täglicher Kampf, um
unseren Kunden die textile
Versorgung zu sichern. China
als ein wichtiges Beschaffungs-
land ist dabei, die Produktion
nach dem Shutdown erst wie-
der hochzufahren; Pakistan
und Indien, die vor allem für
Gewebe bedeutend sind, ha-
ben das gesellschaftliche und
wirtschaftliche Leben herun-
tergefahren. Und die euro-
päischen oder europanahen
Konfektionsbetriebe arbeiten Preise in dieser Situation ? nicht mehr alle oder reduziert.
Die Ausgangsbeschränkungen in anderen Ländern sind häu- fig sehr viel rigider als bei uns. Und die Logistik ist erheblich
Dieckhoff: Man hört teilwei- se von abenteuerlichen Kon- ditionen wie etwa bei den Mund-Nase-Masken. Es gibt
WRP: Wie entwickeln sich die
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WRP 5 / 2020
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