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Interview des Monats
             Adam Matheis/Schlafgut, Eislingen
„Das neue Shopsystem verleiht dem Händler Kompetenz“
Ein Jahr lang wurde entwickelt, dann präsentierte Matheis seine Marke Schlafgut auf der Frankfurter Heim- texil im modernen Gewand. Neuer Claim, neue Verpackung, neues Shopsystem: Das Familienunternehmen setzt das Spannbetttuch aufmerksamkeitsstark in Szene. Wie das trotz Corona gelang und wie sich Matheis für die Zukunft aufstellt, erzählen Mitinhaberin Ursula Matheis-Mödinger, ihr Sohn Max Mödinger und Verkaufsleiter Thomas Heinlin im Haustex-Interview.
Haustex: Momentan gibt es eigentlich nur ein Thema, daher zu Beginn auch an Sie die Frage: Wie sind Sie bislang durch die Corona-Krise gekommen ?
Dr. Ursula Matheis-Mödinger: Ziem- lich gut und besser als wir es erwartet haben. Wir haben extrem viel zu tun. Unser Auftragseingang war trotz Corona so groß, dass wir deutlich mehr Mitar- beiter einstellen mussten. Insbesondere in der Kommissionierung und bei uns im Lager haben wir hohen Personalbe- darf.
Haustex: Mussten Sie auch in der Produk- tion entsprechende Anpassungen vorneh- men?
Matheis-Mödinger: Nein. Wir produ- zieren mit unserem Partner in der Tür- kei nicht nur Schlafgut, sondern auch Home- und Sportswear. In der Beklei- dung lief es ja nicht ganz so gut in den vergangenen Monaten, so dass wir den Mehraufwand bei Schlafgut mit dem Rückgang in der Bekleidung auffangen konnten.
Thomas Heinlin: Die Verbraucher kaufen sich derzeit nicht nur neue Möbel, son- dern auch neue Bettwäsche oder neue Spannbettlaken. Dieses veränderte Ver- braucherverhalten hat sich positiv für uns ausgewirkt.
Haustex: Was spiegeln Ihnen Ihre Kunden aus dem Handel wider ?
sn-home.de
Heinlin: Normalerweise sprechen wir in den Sommermonaten von einem Loch im Handel mit Haus- und Heimtextilien. Aber nach dem Lockdown hat der Home- und Living-Bereich über alle Kanäle kon- stant angezogen. Wir haben gute Fre- quenzen in den Häusern, und wir sehen es an der Auftragslage: Es wird gekauft.
Haustex: Hat sich der Online-Anteil in den vergangenen Monaten merklich ver- größert ?
Heinlin: Er wächst, aber nicht so wie während dem Lockdown. Viele Konsu- menten kaufen auch weiterhin im statio- nären Handel ein.
Matheis-Mödinger: Allerdings ist er für uns als Unternehmen extrem gestiegen. Wir hatten während der Lockdowns Kurz- arbeit angemeldet und mussten sie nach einer Woche in der Kommissionierung und im Versand zurücknehmen, weil wir durch den Onlinehandel sehr viele Ein- zelkommissionen hatten.
Max Mödinger: Das lag nicht zuletzt am Dropshipping. Wir beherrschen dieses Spiel perfekt! Es ist natürlich ein erhebli- cher logistischer Aufwand, an die vielen Endkunden direkt zu versenden, aber es hat uns während der Corona-Zeit auch sehr viel gebracht. Geholfen hat uns hier unsere zusätzliche Versandstraße, wel- che ausschließlich auf Droppshipping ausgelegt ist. Wir hatten während des Lockdowns keinen Umsatzeinbruch, das
Geschäft hat sich von einem auf den an- deren Tag auf Online verschoben, ist aber jetzt auch wieder ein Stück in den stati- onären Handel zurückgegangen. Der ist jetzt wieder stark.
Heinlin: Wir wollen den stationären Han- del ja auch weiter bedienen. Uns kommt zugute, dass wir vor vier Jahren die Mar- kenpartner-Vereinbarung eingeführt ha- ben. Das heißt, dass die Marke Schlafgut europaweit geschützt ist und nicht auf Drittplattformen verkauft werden darf. Wir sind nur in eigenen Onlineshops zu finden, wie etwa bei Bettwarenshop, bei Otto oder in unserem eigenen. Sie finden Schafgut als Produkt aber nicht mehr auf Amazon oder eBay. Und das heißt: Die Preise sind sehr stabil, was uns der stati- onäre Handel sehr dankt.
Haustex: Lassen Sie uns über Matheis re- den. Sie sind ein familiengeführter Betrieb. Wodurch unterscheiden Sie sich von ande- ren Unternehmen, was macht Sie beson- ders ?
Max Mödinger: Etwa 90 Prozent der Un- ternehmen in Deutschland sind Famili- enunternehmen. Sie übernehmen nicht nur, aber besonders in Zeiten von Corona eine sehr große Verantwortung. Hier wird in Generationen gedacht und nicht von Quartal zu Quartal oder allein von der Di- vidende getrieben. Bei uns sitzt die kom- mende Generation schon mit am Tisch, der das Wissen weitergegeben wird, die aber auch jetzt schon anfängt, sich 
Haustex 11/2020 23














































































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