Page 8 - Haustex_07-08/2020
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 AKTUELL
trag einen Überblick über die aktuelle Lage im Fachhandel. „Im Moment zeigt sich das Bild relativ robust“, erklärte Deppe, und dies wurde auch von den Teilnehmern der Online-Tagung bestätigt. Sie konnten in einer Live-Befragung ihre Einschätzung der Lage abgeben, und die ergab zur Umsatzentwicklung von Januar bis Juni 2020 „ein spannendes Bild“, wie Deppe erklärte: 29 Prozent der Befragten gaben an, einen besseren Umsatz als im ersten Halbjahr 2019 erzielt zu haben, 18 Prozent sprachen von einem gleichbleibenden Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum– wohl gemerkt in ei- nem Situation, in der die Geschäfte über Wo- chen geschlossen bleiben mussten. Diesen 47 Prozent der Befragten standen 53 Prozent mit gesunkenen Umsätzen gegenüber: leicht (29 Prozent), deutlich oder erheblich (jeweils 12 Prozent).
Neben diesem spontanen Bild erläuterte Dep- pe auch die Zahlen der Quartalserhebungen
von BBE. Hier wurde ein dreiprozentiges Um- satzplus des Bettenfachhandels für das erste Quartal verzeichnet – trotz des Lockdowns, der Mitte März bereits griff. „Insgesamt sind wir sehr stark und mit viel Rückenwind ins Jahr 2020 gestartet“, so Deppe. Vor allem Ma- tratzen- und Schlafsysteme konnten im ersten Quartal 2020 im Vorjahresvergleich gut zu- legen. Sowohl Federkernmatratzen als auch Boxspringbetten gehören zu den Gewinnern, ganz besonders aber Motorrahmen, Topper, Latexmatratzen sowie Bettgestelle. Demge- genüber standen textile Sortimente wie Bett- wäsche und Frottierwaren, Bettwaren sowie Tag- und Nachtwäsche im Vorjahresvergleich auf der Verliererseite.
Mit dem Lockdown kamen Themen, mit de- nen sich die Händler plötzlich auseinander- setzen mussten. Ganz oben auf der Liste der Herausforderungen nannten die Händler in der BBE-Befragung Fixkosten, Liquidität und
Umsatz. Auch Fragen der Planungssicherheit, des Konsumverhaltens oder der Gesundheits- und Hygieneauflagen wurden sehr häufig ge- nannt. „Einige haben mit sehr starker Hektik reagiert, andere sehr besonnen“, so Deppe. Insgesamt habe der Mittelstand und insbe- sondere auch der Bettenfachhandel aber sehr schnell gehandelt und die Themen gut aufge- nommen.
Zur Frage der Mehrwertsteuersenkung ergab sich ein indifferentes Bild. 38,4 Prozent der von BBE Befragten wollten die Senkung voll- umfänglich an ihre Kunden weitergeben, je- der Fünfte allerdings nicht. 21,5 Prozent hat- ten sich Mitte Juni noch nicht entschieden, und wiederum 20,4 Prozent wollten den Steu- ervorteil anteilig weitergeben. „Die Kunden fordern durchaus eine Weitergabe, da müssen Sie Ihren Weg finden“, mahnte Deppe. Inso- fern habe es ihm ein wenig Angst gemacht, dass Mitte Juni die Hälfte der befragten Händ-
     Schlafexperte Markus Kamps: „Denken Sie preissensibler“
 „Wir dürfen einen gesunden Zukunftsmut entwickeln, denn wir sind in der Bettenbranche weniger oder anders betroffen als etwa die Tex- til- oder andere Branchen.“ Schlafexperte Markus Kamps versuchte zu Beginn seines Onlinevortrages, Optimismus zu verbreiten, auch wenn er gegen Ende eine klare Warnung aussprach. Kamps setzte sich unter anderem mit aktuellen Erkenntnissen aus der Trendforschung wäh- rend der Corona-Zeit auseinander.
Demnach habe sich das Bewusstsein vieler Menschen verändert. The- men wie Work-Life-Balance, Nachhaltigkeit und Sinnfragen stünden aktuell stärker im Vordergrund und würden sich letztlich auch auf das Einkaufsverhalten auswirken, glaubt Kamps: „Wir profitieren künftig von Menschen, die eine optimistische Grundeinstellung haben, aber
lokal denken.“ Auch beim Matratzenkauf würden Nachhaltigkeitsthe- men immer wichtiger. „Wir müssen bei der Kundenansprache lernen, neu zu denken“, so Kamps. „Es sind neue Beratungswege mit mehr Menschlichkeit notwendig.“
Gesundheit werde als Trendthema immer stärker. Kamps nannte insgesamt drei Themen, die aktuelle Trendgewinner seien: Neben der Gesundheit noch Familie und familiäre Werte sowie Erfolg. Die Themen Nachhaltigkeit, Sicherheit und Generationen hätten dagegen leicht verloren. Eine Momentaufnahme: „Ich warne davor, sich nur auf Gesundheit oder Familie zu fokussieren.
Wenn Gesundheit für die Menschen so wichtig sei, müsse sich den- noch jeder Händler überlegen, wie er damit im eigenen Geschäft um- gehe – das Thema sei aktuell größer als der Klimawandel. „Da muss man sich als Händler die Frage stellen: Was mache ich da selber ?“, so Kamps. „Was wissen sie beispielsweise über das Thema Ernährung und den Zusammenhang zum Schlaf und zum Bett ? Was ist mit Be- wegung ? Mit psychosozialer Gesundheit ?“
Kamps appellierte an die Händler, neue Angebote zu kreieren. „Den- ken Sie preissensibler, denken Sie mit mehr Sicherheitsankern“, laute- te seine Aufforderung, die er mit einer aktuellen Umfrage untermauer- te. Demnach wollen 57 Prozent der deutschen Konsumenten künftig weniger Geld ausgeben, 69 Prozent gaben an, aktuell weniger Geld zur Verfügung zu haben. „Da können Sie als Händler nicht sagen: Ich mache einfach weiter wie bisher.“
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