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„Ökologisch nachhaltig und wohngesund sind keine identischen
Begriffe.“
Hartmut Urbath, GEV
diese Bezeichnung so zu interpretieren, dass sie zum jeweiligen Produkt passt.
In den vergangenen zwei Jahren ist mir zudem auf- gefallen, dass „ökologisch nachhaltig“ und „wohnge- sund“ oft als identische Begriffe verwendet werden. Mit „ökologisch“ bezeichnet man aber den Einfluss eines Produkts auf die Umwelt – da sprechen wir zum Beispiel über den CO2-Fußabdruck. Bei der Wohngesundheit sprechen wir hingegen über den Innenraum. Natürlich sind emissionsarme Produkte nachhaltig, aber es ist zu kurz gesprungen, wenn man sagt: Ökologisch ist wohngesund. Parkett – wie Holz allgemein – ist einer der nachhaltigsten Baustoffe, der sogar CO2 speichert. Aber frisches Holz kann entspre- chend riechen, das kennen wir vor allem von neuen Möbeln. Und auch nicht schädliche Gerüche können das Wohlbefinden der Bewohner beeinträchtigen, wenn sie dauerhaft auftreten.
FT: Oft bewerben Hersteller ihre Produkte als wohngesund. Wodurch zeichnen sich diese aus ?
Urbath: Ein wohngesundes Produkt kann es mei- ner Meinung nach nicht geben. Alle genannten De- finitionen haben gemeinsam, dass es sich bei ihnen um Anforderungen an ein Wohngebäude oder um die Beschreibung eines Gebäudezustands handelt. Wohngesund ist also eine Gebäude- und keine Pro- dukt-Eigenschaft. Es gibt aber Produkte, die dazu beitragen, dass ein gesundes Wohnen im Innenraum möglich ist.
Es existiert allerdings nicht der eine Weg zur Wohnge- sundheit oder zum gesunden Wohnen, sondern es ist
Für ein Wohlfühlklima sollten in Innenräumen
18 bis 21° C Lufttemperatur und eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 65 % vorliegen. In Schlafzimmern kann die Temperatur etwas niedriger ausfallen.
immer eine Vielzahl an Maßnahmen notwendig. Die individuelle Situation des Bewohners des Gebäudes spielt eine gewichtige Rolle. Bei der Errichtung eines wohngesunden Hauses für einen Allergiker ist die Messlatte der Anforderungen wesentlich höher als bei jemandem, der dieses gesundheitliche Problem nicht hat. Gleiches gilt zum Beispiel bei Seniorenhei- men oder Kindertagesstätten. Die eine Wohngesund- heit, die auf alle passt, gibt es nicht.
FT: Welche Bauprodukte können gesundes Wohnen beeinflussen ?
Urbath: Bodenbeläge, Spachtelmassen, Grundie- rungen und Klebstoffe können flüchtige Stoffe an die Raumluft abgeben. Bei diesen Produkten spielen also die Emissionen die entscheidende Rolle. Daher legen die Hersteller Wert darauf, besonders emissionsarme Produkte anzubieten, um so zur Wohngesundheit beizutragen.
Aber nicht nur Bauprodukte beeinflussen die Wohnge- sundheit, sondern auch Möbel. Ein Tisch oder Schrank kann Gerüche und flüchtige Stoffe emittieren, wenn er neu ist. Alles im Raum muss zusammenpassen. Das ausreichende Vorhandensein von Fenstern ist wich- tig. Auch das radioaktive Edelgas Radon, das sich im
WOHNGESUNDHEIT
   Bodenbeläge, Spachtelmassen, Grundierungen und Klebstoffe können flüchtige Stoffe an die Raumluft abgeben. Daher legen die Hersteller Wert darauf, besonders emissionsarme Produkte anzubieten.
54 FUSSBODENTECHNIK 3/2023
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