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 SCHALEN- UND KRUSTENTIERE
 »Die Krabben fressen fast alles, was sie vorfinden
und mit ihren Scherenklauen
„mundgerecht“ aufbereiten können.
Beobachtungen von Königskrabben in größerer Entfernung zur Küste. Eine weitere Ausbreitung in diesem Gebiet ist jedoch nicht auszuschließen, weil die Larven höhere Temperaturen überleben als früher vermutet. Denkbar wäre zum Beispiel das weitere Vordringen nach Norden in Richtung Spitzbergen, das sich vor der russischen Kola- Halbinsel bereits abzeichnet.
Ein wichtiger Treiber bei der Ausbreitung ist das verfügbare Nahrungsangebot. Die Krabben fressen fast alles, was sie vorfinden und mit ihren Scheren- klauen „mundgerecht“ aufbereiten können: Algen, kleine Würmer, Muscheln und Seepocken, Fische, Seesterne sowie kleinere Artgenossen. Da sie vor- wiegend Bodenorganismen nutzen, beeinflusst ihr Fressverhalten in starkem Maße die benthische Flora und Fauna. In Gebieten mit sehr vielen Krab-
Im Idealfall füllt das Muskelfleisch den Panzer vollständig aus (oben), während bei schlecht ernährten Tieren oder nach Häutung manchmal noch „Wachstumsreserven“ bleiben.
Tiere halten sich im Sommer und Herbst bevor- zugt in küstenferneren Gewässerbereichen auf und überwintern in Tiefen unter 200 m.
Lebenszyklus begünstigt die Ausbreitung der Krabben
Im Frühjahr ziehen die geschlechtsreifen Krabben Richtung Küste in seichteres Wasser, um sich zu paaren, zu laichen oder um den Larvennachwuchs zur Welt zu bringen. In den Algen- und Seetangwäl- dern des Flachwassers sind die frisch geschlüpften Larven besser geschützt und haben größere Über- lebenschancen. King Crabs der Barentssee sind mit Panzerlängen von etwa 110 mm im Durchschnitt et- was größer als ihre pazifischen Artgenossen, wenn sie geschlechtsreif werden. Im Verlaufe ihres Le- bens können weibliche Krebse ungefähr 10 bis 15 mal ablaichen, wobei ihre Fruchtbarkeit je nach Körpergröße zwischen 15.000 und 500.000 Eiern schwankt. Dieses hohe Fortpflanzungspotenzial ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Anpassung an die Ökosysteme der Barentssee. Nach dem Schlüpfen
Ob ganz oder geschnitten, frisch oder gefroren, als Konserve, gepökelt, verarbeitet oder geräuchert
– die Anzahl der King Crab-Produkte hat merklich zugenommen.
  Durch leichten Druck auf den lederartig zähen Panzer lässt sich prüfen, ob die Muskulatur im Inneren ausreichend stark entwickelt ist.
ben fehlen oft die typischen Wirbellosenarten, vor allem Muscheln, Stachelhäuter und bodenleben- de Würmer. Königskrabben selbst sind kaum ge- fährdet, denn sie haben wenige Fressfeinde. Gele- gentlich werden zwar Jungtiere von Grundfischen, Tintenfischen, Wolfsfischen, Robben oder Seeot- tern attackiert, doch solche Verluste machen sich im Krabbenbestand mit seinem hohen Fortpflan- zungspotenzial kaum bemerkbar. Die Königskrab- be kann sich offenbar ohne größere Probleme an ganz unterschiedliche Umgebungen anpassen, was sie zu einer Art „Habitatgeneralist“ macht. Sie hat ein breites Nahrungsspektrum, ist mobil, wächst schnell, besitzt eine hohe Fruchtbarkeit und lebt die meiste Zeit des Jahres gesellig in Gruppen, die nach Größe und Geschlecht getrennt sind. Erwachsene
 38 FischMagazin 8/2023
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