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 SCHALEN- UND KRUSTENTIERE
  Erkennbar untermaßige Krabben und weibliche Tiere werden nach dem Fang sofort wieder ins Meer zurückgeworfen.
»In Norwegen landet man die King Crabs nach dem Fang lebend zur weiteren Verarbeitung
an, so dass ungeeignete Exemplare auch wieder zurück­ gesetzt werden können.
Fishery Management Council sowie das Alaska De- partment of Fish and Game gemeinsam verantwort- lich sind. Die Fischerei auf Königskrabben wird im Rahmen des Managementplans für das Beringmeer geregelt und muss den nationalen Standards des Ma- gnuson-Stevens-Gesetzes und anderen geltenden Bundesgesetzen entsprechen.
Obwohl der Nordpazifik die natürliche Heimat der Königskrabbe ist, sind die riesigen Krebse heute auch in der Barentssee und in der europäischen Arktis zu finden. Die Idee, sie dorthin zu verpflanzen, wurde bereits in den 1930er-Jahren in der Sowjetunion ge- boren. Stalins Zwangskollektivierung der Landwirt- schaft hatte weite Teile des Landes in eine Hungers- not gestürzt, so dass einige engagierte Biologen nach alternativen Ernährungsmöglichkeiten suchten. Die nahrhaften und eiweißreichen Riesenkrabben könn- ten vielleicht dazu beitragen, mehr Menschen satt zu machen. Damals scheiterten die Ansiedlungsver- suche noch, weil die Verkehrsverbindung zwischen Kamtschatka im Fernen Osten und der Barentssee im hohen Norden zu schlecht und langsam waren, so dass der Besatz auf der Reise abstarb. Erst in den 1960er-Jahren gelang es, die Krabben im Kolafjord bei Murmansk anzusiedeln. In dieser Region der
östlichen Barentssee entsprächen die Lebensbedin- gungen weitgehend jenen im Pazifik, waren die ver- antwortlichen Fischereiwissenschaftler überzeugt. Das ermögliche es, dort eine lukrative Fischerei- ressource aufzubauen, die sich auf das Besatzgebiet beschränkt, weil die King Crabs hier aufgrund der Temperatur die Grenze ihrer Westverbreitung er- reicht hätten. Ein Irrtum, wie sich schon bald darauf zeigen sollte.
Zwischen 1961 und 1969 wurden 1,5 Millionen Zoea I-Larven, 10.000 ein- bis dreijährige juvenile (an- nähernd hälftig Männchen und Weibchen) sowie 2.609 adulte King Crabs im Alter von 5 bis 15 Jah- ren (1.655 Weibchen, 954 Männchen) im Kolafjord ausgesetzt. Offenbar sagten den Neusiedlern die Lebensbedingungen im hohen Norden zu. Sie ha- ben hier kaum natürliche Feinde und vermehrten sich rasant. Obwohl King Crabs relativ standorttreu sind, drangen sie von Jahr zu Jahr – entgegen aller wissenschaftlichen Prognosen – weiter nach Wes- ten vor. Etwa 1977 wurden erstmals Königskrabben in norwegischen Grenzgewässern nachgewiesen, 1992 tauchten sie in größerer Anzahl im Süden des Varangerfjords auf und 1995 hatten sich Brutpopula- tionen in den Küstengewässern zwischen Vardø und
36 FischMagazin 8/2023
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