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  »Im Meeresboden der Arktis wer­ den 25 Prozent der globalen
Öl­ und Gas­ vorräte, große Menge an Zinn, Mangan, Gold, Nickel, Blei, Platin und Roh­ diamanten vermutet.
größten Teil des Gebiets einschließlich des Nord­ pols. Das entspricht einer Fläche von 1,2 Millio­ nen Quadratkilometern, etwa doppelt so groß wie Frankreich. Dänemark bezeichnet Russlands Terri­ torialansprüche und die Aktion jedoch als „bedeu­ tungslosen Gag für die Medien“.
China, das tausende Kilometer vom Polarkreis ent­ fernt liegt, erhebt ebenfalls Ansprüche und propa­ giert eine „polare Seidenstraße“. Die Schiffsroute durch das eisfreie Nordmeer würde die Transport­ zeiten nach Europa annähernd halbieren. Darüber hinaus meldet China auch Fischereiansprüche an. Nicht ganz unberechtigt, denn nach dem Seerechts­ übereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) haben alle Staaten das Recht und die Freiheit, außer­ halb der nationalen Hoheitsgewässer auf hoher See zu fischen. Wie China hat auch die EU­Kommission im November 2008 ihre Interessen an der Arktis ver­ kündet, die – wie es in der Mitteilung KOM (2008) 763 heißt – auf historischen, geographischen und sozioökonomischen Verbindungen zur Arktis be­ ruhen. Die EU verfolgt mit ihrer Arktispolitik drei Hauptziele:
n Schutz und Erhaltung der Arktis im Einklang mit ihrer Bevölkerung
n Förderung einer nachhaltigen Ressourcennutzung n Einen Beitrag zur verbesserten Governance in der
Arktis zu leisten, die einschlägigen Vereinbarungen umzusetzen und weiter zu entwickeln.
CAO-Abkommen zielt auf nachhaltige Arktisfischerei ab
Je näher die wirtschaftliche Nutzung der Arktis rückt, desto dringlicher wird ein verbindlicher Rechtsrah­ men, eine vernünftige Governance, für dieses Ge­ biet. Für die Fischerei heißt das vor allem, dass eine ökosystembasierte Managementpolitik umgesetzt werden muss, die die nachhaltige Nutzung der ark­ tischen Fischressourcen und den Schutz der Umwelt garantiert. Die Managementpraktiken müssen pro­ aktiv, verantwortungsbewusst und wissenschaftlich fundiert sein. So lässt sich am ehesten verhindern, dass in der Arktis möglicherweise eine unzureichend regulierte kommerzielle Fischerei beginnt.
Im Juni 2018 wurde nach zwei Jahren und sechs Verhandlungsrunden ein Abkommen zur Verhin­ derung der unregulierten Hochseefischerei im zen­ tralen Arktischen Ozean (kurz CAO­Abkommen ge­ nannt) veröffentlicht. Es wurde von den „Arctic Five“, den Anrainerstaaten der Arktis, sowie fünf weiteren Staaten (China, Europäische Union, Island, Japan und Südkorea) ausgehandelt. Das CAO­Abkommen schreibt in einem Gebiet der Arktis von der Größe des Mittelmeers ein Moratorium für die Fischerei vor, das mindestens für 16 Jahre gelten soll. Dadurch wird verhindert, dass dort bereits gefischt wird, noch bevor ein wirksames Fischereimanagement instal­ liert ist, das die fischereilichen Aktivitäten koordi­ niert und kontrolliert. Der relativ lange Zeitrahmen des Moratoriums gibt der Forschung ausreic hend Gelegenheit, den Zustand der Ressourcen im Gebiet zu erkunden. Die Vertragsparteien haben sich darauf verständigt, innerhalb von zwei Jahren nach Inkraft­ treten des Abkommens ein gemeinsames Programm für wissenschaftliche Forschung und Überwachung aufzulegen, um genauere Kenntnisse über die Öko­ systeme im Abkommensgebiet zu erlangen und grundlegende Informationen über den Zustand der dortigen Fischbestände zu sammeln.
 Norwegen gehört neben den USA, Russland, Kanada und Dänemark (Grönland) zu den sogenannten „Arctic Five“, die besondere Ansprüche auf das Arktisgebiet erheben.
66 FischMagazin 11/2021
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