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  Kleine Wasserkraftwerke schaden mehr als sie nützen
Wasserkraft ist zwar erneuerbar, aber meist nicht umweltfreundlich. Eine Stu­ die unter Leitung des Leibniz­Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zeigt am Beispiel Rumäniens, wie der Ausbau der Wasserkraft den Zielen der EU­Umweltpolitik zuwiderläuft. „Das Problem betrifft aber nicht nur Rumä­ nien oder Südosteuropa“, betont Martin Pusch, Co­Autor vom IGB. In Rumänien
liegen 49 Prozent der Kraftwerke in Flora­ Fauna­Habitat­Gebieten oder anderen Schutzgebieten. Die Folge: die untersuch­ ten Wasserkraftwerke beeinträchtigen die Fischpopulationen sowohl flussaufwärts als auch flussabwärts des Staudamms er­ heblich. Das Forschungsteam verglich die aktuellen Vorkommen von Bachforelle und der in der EU geschützten Groppe an 32 Monitoring­Stellen in Karpatenbächen
mit Referenzdaten, die vor dem Kraft­ werksbau erhoben wurden. Das Fazit: „62 Prozent der Ober­ und Unterläufe der Bä­ che haben eine oder beide Fischarten im Vergleich zum Referenzzeitraum verlo­ ren.“ Dabei sind die in Rumänien bislang errichteten 545 Wasserkraftwerke vor al­ lem kleine Anlagen mit bis zu 10 MW, die nur 3 Prozent zur Stromerzeugung des Landes beitragen.
Bodensee: Pläne für Felchen-Aquakultur aufgegeben
Die Genossenschaft „Regio Bodensee Fisch“ verfolgt ihre bisherigen Pläne ei­ ner Zuchtanlage für Felchen im Bodensee vorerst nicht weiter, melden die Badischen Neuesten Nachrichten. Martin Meichle, Vorsitzender der Genossenschaft, teilte mit, dass ein entsprechender Antrag bis­ lang nicht eingereicht worden sei und es dafür auch keine Pläne mehr gebe. Für das vorläufige Aus nannte Meichle mehrere
Gründe. Zum einen erlaubte die Gesetzes­ lage das Vorhaben derzeit nicht. Außer­ dem möchten sich die Mitglieder der Ge­ nossenschaft zur Beratung des von vielen Seiten kritisierten Vorhabens persönlich treffen, was in Zeiten der Pandemie nicht einfach sei. Schließlich sei unklar, wie sich die künftige baden­württembergische Landesregierung zu einer möglichen Fel­ chenzucht in Deutschlands größtem See
verhalten werde. Baden­Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hatte sich den Plänen gegenüber aufgeschlossen gezeigt, während das bay­ erische Landwirtschaftsministerium eine Zustimmung der Bodenseefischer als Vo­ raussetzung für die Aquakultur gesehen hatte. Die Mehrzahl der Fischer stand dem Projekt jedoch ablehnend gegenüber ebenso wie die Grünen.
Nachrichten
      Bayern: Direktvermarktung boomt, Karpfenzüchter schwächeln
Bayerns Fischzüchter profitieren mehrheitlich offenbar von der corona­bedingt gestiegenen Wert­ schätzung für heimische Nah­ rungsmittel. „Wir haben einen Stand im Freien aufgebaut, damit wir corona­konform verkaufen können“, berichtet Simone Wie­ singer, die gemeinsam mit ihrem Mann Marcus die Fischzucht Ertl führt, im Münchner Merkur. In dem Betrieb, der zwischen dem Münchner Stadtteil Lochhausen und der Gemeinde Gröbenzell (Kreis Fürstenfeldbruck) liegt, ar­ beiten zehn Beschäftigte beim Abfischen, Schlachten, Räuchern und Verkaufen von Forellen, Saib­ lingen und weiteren Arten. Bei
den Karpfenzüchtern ist die Lage durchwachsen. In Franken hätten die Betriebe aufgrund der Gast­ ronomie­Schließungen zu kämp­ fen, sagt Dr. Martin Oberle, Leiter der Karpfenteichwirtschaft bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Dort be­ stehe die Sorge, dass viele Fische übrig bleiben könnten. Die Kol­ legen in der Oberpfalz hingegen hätten ihre Fische bereits im Janu­ ar verkauft. „In der Oberpfalz gibt es andere Absatzkanäle: Karpfen werden häufig als Satzfische ver­ kauft“, erklärt Oberle – und: „Zum Teil haben sich auch neue Kund­ schaften ergeben, zum Beispiel im Lebensmitteleinzelhandel.“
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