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 und Marinaden an. Hierzu zählen der klassische He­ ringssalat und Bratheringe bis hin zu Krabbencock­ tails und Fischpralinen – der Fundus an Ideen ist groß und spornt an: „Wenn jemand sagt, das hat toll geschmeckt, dann bin ich der glücklichste Mensch.“
Das Geschäft lebt von den Stammkunden, die im Wendland leben oder Urlaub machen. Und die las­ sen ihre Fischhändlerin auch in Coronazeiten nicht hängen. Während die Nachfrage nach Fischplatten und Buffets rapide gesunken ist, hat der Verkauf von Frischfisch angezogen: „Viele Wendländer arbeiten jetzt im Homeoffice, da wird häufiger in der Fami­ lie gekocht“, sagt Sabine Eschen. „Und junge Leute schauen gern Kochsendungen und probieren Rezep­ te aus.“
Wie kalkuliert man für eine 3-Tage-Woche ?
Seit einem schweren Unfall im vergangenen Jahr ist die Inhaberin doppelt froh, dass nur an drei Tagen geöffnet ist. Die insgesamt 21,5 Stunden Öffnungszeit am Donnerstag, Freitag und Samstag bewerkstelligt sie alleine ohne Personal, wobei ihr Mann sie bei al­ lem tatkräftig unterstützt. In dem Zeitraum bedient Sabine Eschen viele Kunden, die auch gerne mal ei­ nen hohen Bon machen. „Durch die 3­Tage­Woche bündelt sich das Geschäft. Meine Kunden kaufen in der Regel auf Vorrat und frieren sich den Frischfisch ein“, weiß sie zu berichten. Und tatsächlich sind wäh­ rend unseres Besuches einige Kunden da, die zum Teil kiloweise einkaufen.
Aber was passiert mit den Resten, die am Samstag nach Geschäftsschluss übrig sind ? Ganze Fische wie Forellen oder Doraden werden im hauseigenen Ofen geräuchert und so haltbar gemacht. Frischlachs wird je nach Dicke und Schnitt des Fischfleischs entweder gebeizt, kalt geräuchert oder zu Stremellachs verar­ beitet. Und Filetware von anderen Fischen wird por­ tioniert eingefroren und wandert in der Folgewoche als Backfisch, Fischfrikadelle oder ähnliches über die Theke. „Wir werfen nichts weg, denn Überstände beim Frischfisch lassen sich kreativ zu hauseigenen Produkten veredeln“, erklärt Sabine Eschen. Mitt­ wochs beginnt die Arbeitswoche mit der Herstellung von hauseigenen Salaten, wovon in der Regel zehn bis zwölf angeboten werden. Außerdem wird an die­ sem Tag geräuchert (kalt und heiß) und die Fischfri­ kadellen werden abgebraten. Und am Donnerstag um 9:00 Uhr wird dann wieder die Tür aufgeschlos­ sen, vor der in der Regel schon eine Schlange steht. Denn Donnerstag ist in Dannenberg Wochenmarkt, der viele Menschen in den kleinen Ort zieht. nik
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 Isländische Botschafterin
besucht Fisch Domke
Ende Juni besuchte die isländische Botschafterin María Erla Marelsdóttir die Insel Usedom und stattete dabei auch dem Fischhändler André Domke einen Besuch ab. „Ich beziehe seit mehreren Jahren meinen Fisch auch aus Island“, erklärt der Fischsommelier, der in den Kaiserbädern vier Geschäfte betreibt und stolz darauf ist, dass die Botschafterin der Einladung nach Usedom ge- folgt ist. Mit ihrem Besuch auf Usedom möchte die isländische Botschafterin die Verbindung zu der Ostseeinsel stärken, auf wirtschaftlicher, kultureller und touristischer Ebene. „Wenig Einwohner, viele Touristen. Wir haben die gleiche Philosophie von Qualitätstourismus und Nachhaltigkeit“, erklärte Marelsdóttir beim Besuch der Heringsdorfer Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken. „Das ist der erste Staatsbesuch nach der Pandemie. Das ist ein wichtiges Zeichen“, freute sich Marisken. Gesprächspartner der Botschafterin war auch Michael Schütt, Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft Freest. Der be- richtete von einer düsteren Zeit für die Ostseefischer. „Die Fangquoten sind im Keller, viele Fischer geben auf“, erklärte Schütt und belegte das mit Zah- len: „1998 durften deutschlandweit noch 98.000 Tonnen Hering gefangen werden, heute sind es 860. Ähnlich ist es beim Dorsch. Von 12.000 Tonnen liegen wir jetzt bei 1.000 Tonnen.“
 Islands Botschafterin María Erla Marelsdóttir (2. v. r.) zu Besuch
auf Usedom. Mit dabei waren (v. l.): Dr. Stefan Rudolph, Staatssekretär
für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in MV, André Domke (Fisch Domke), Ralf Forner (Transgourmet Seafood) und Laura Isabelle Marisken, Bürgermeisterin von Heringsdorf.
Island als Fischfangnation steht dagegen deutlich besser da. Die Fischwirt- schaft ist das Rückgrat der isländischen Wirtschaft und sorgt für viele Arbeits- plätze auf der Insel, sie gilt als vorbildlich im nachhaltigen Fischfang. Die Idee zum Besuch der isländischen Botschafterin auf Usedom wurde bei der letzten Visite von ihr in Bremerhaven geboren. Island und Bremerhaven pflegen seit jeher eine besondere Beziehung zueinander. Bis heute ist Island einer der wichtigsten Wirtschaftpartner der Bremerhavener Fischwirtschaft. Sichtbarer Ausdruck der engen Kooperation ist, dass das Honorarkonsulat der Republik Island bei der Fischereihafen Betriebsgesellschaft (FBG) in Bremerhaven an- gesiedelt ist. "Die klimatischen Bedingungen auf Island sind für den Fisch- fang einmalig. Der warme Golfstrom und der kalte Polarstrom vermischen sich dort und sorgen um Island herum für ideale Futterbedingungen, reiche Fischfangplätze und eine einzigartige Fischvielfalt", erklärte Ralf Forner, Ge- schäftsführer von Transgourmet Seafood, der die Botschafterin begleitete. Der Großhandel aus Bremerhaven hat seit Jahren beste Beziehungen zu isländi- schen Fischereibetrieben und bezieht von dort große Mengen verschiedens- ter Fischprodukte direkt. Ein eigener Fischagent kauft für die Transgourmet Seafood vor Ort den Fisch ein.
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