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  11 TEICHWIRTSCHAFT + AQUAKULTUR
  Drei Fragen an die Studienautorin Dr. Isabel Schäufele-Elbers
FischMagazin: Für Ihre Studie haben Sie GfK-Einkaufsdaten aus dem Jahr 2016 ausgewertet. Haben diese heute noch Aussagekraft ?
Dr. Isabel Schäufele-Elbers: Auch wenn die Daten bereits 2016 Jahren erhoben wurden, sind sie heute noch relevant und wertvoll, da es sich um reale Einkaufsdaten von einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe handelt. Außerdem wurden sie für Bio-Fisch und weitere Warengruppen so noch nicht analysiert.
FischMagazin: Nicht nur das Angebot im Handel zählt. Wichtig ist es auch, die Ver- braucher von den Vorteilen von Bio-Fisch zu überzeugen. Sehen Sie hier eher die Fisch- branche oder den Handel in der Pflicht ?
Schäufele-Elbers: Hersteller und Handel sind an dieser Stelle gleichermaßen gefor- dert. Es muss kommuniziert werden, dass
die ökologische Fischproduktion für eine umwelt- und tiergerechte Produktion steht. Die Argumente liefern muss hier vor allem der Hersteller, z.B. durch entsprechende Produktkennzeichnungen; der Handel kann durch vorteilhafte Platzierungen, Regal- stopper und Plakate auf das ökologische TK-Sortiment und die mit der ökologischen Aquakultur verbundenen Vorteile aufmerk- sam machen.
FischMagazin: Wenn es um nachhaltigen Konsum geht, fällt oft das Stichwort Ein- stellungs- und Verhaltenslücke. Woran liegt es, dass Verbraucher hauptsächlich Fisch aus konventioneller Zucht kaufen ?
Schäufele-Elbers: Der Unterschied zwi- schen Einstellungen und Verhalten lässt sich zum Teil durch die hohen Preisauf- schläge bei Öko-Lebensmitteln erklären – insbesondere bei Nicht- und Zufallskäufern mit geringem Einkommen. Er ist aber auch
Dr. Isabel Schäufele-Elbers: „Die geringe Verfügbarkeit von
Bio-Fischprodukten in konven- tionellen Supermärkten spielt eine entscheidende Rolle als Kaufbarriere.“
dadurch zu erklären, dass die Verbraucher teilweise nicht bereit sind, hohe Suchkos- ten in den Kauf von Öko-Fisch zu investie- ren, so dass die geringe Verfügbarkeit von Öko-Fischprodukten in konventionellen Supermärkten eine entscheidende Rolle als Kaufbarriere spielt.
 »Trotz ihrer ausgeprägten Bio-Affinität kaufen die Intensiv-Käufer Fisch in konventioneller Qualität.
Nach Einschätzung der Öko-Marktexperten wird frischer und verarbeiteter Öko-Fisch in Zukunft ein bedeutender Wachstumsmarkt werden.
Aus Sicht der Forscher ist auffällig, dass Öko-Intensiv- Käufer bei frischem bzw. geräuchertem oder mari- niertem Fisch gut ein Drittel für die jeweiligen Öko- Varianten ausgaben, während sie Fischkonserven fast nur in konventioneller Qualität kauften. Wohl deshalb, weil es kein entsprechendes Öko-Angebot in den ge- wohnten Einkaufsstätten gab. Interessant ist weiter- hin, dass Medium-Käufer mehr für frischen und ge- räucherten Öko-Fisch ausgaben als Intensiv-Käufer.
Einzelne Fischarten im Blick
Lediglich bei Aal, Barsch, Forelle/Saibling, Garne- len/Krabben, Kabeljau/Dorsch, Karpfen und Lachs griffen die Panel-Haushalte zur Öko-Variante. Zum einen liegt das an dem oft noch fehlenden oder sehr geringen Bio-Fischangebot im Handel. Zum anderen können gemäß EG-Öko-Verordnung nur bestimm- te Fischarten aus Aquakultur als Bio-Fisch zertifi- ziert werden und bei vielen Meeresfischarten ist gar keine Zucht möglich (z.B. Hering, Thunfisch oder Tintenfisch).
Lachs ist die mit Abstand beliebteste Fischart in Deutschland und auch im Bio-Fischmarkt war Lachs nach Ausgaben am bedeutendsten. Insgesamt wur- den sechs Prozent der Gesamtausgaben bei Lachs für die Bio-Variante getätigt. Jeder zweite Euro, den Haushalte für Bio-Lachs ausgaben, entfiel auf den Discount. Ähnlich viel wie für Bio-Lachs gaben die Haushalte anteilsmäßig für Bio-Forelle und Bio- Saibling aus. Beide Fischarten werden überwiegend im Lebensmitteleinzelhandel, im Fischfachgeschäft oder beim Erzeuger selbst gekauft. Aus den
  68 FischMagazin 1/2021
www.fischmagazin.de
FOTO: SCHÄUFELE­ELBERS














































































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