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 Teichwirtschaft + Aquakultur
»Im gleichen Maße, wie der Wasserbedarf der Farmen sinkt, steigen jedoch der tech- nische Aufwand und die Energie- kosten.
Wasser noch verstärkt. Den gleichen Effekt können auch Algenblüten im Teich hervorrufen, die vor al­ lem in nährstoffreichem Wasser auftreten. Die Mi­ kroalgen absorbieren Sonnenlicht, was das Wasser aufheizt und die Verdunstung verstärkt.
Schon aus diesem Grund versuchen viele Aqua­ kulturbetriebe, die anfallenden Nährstoffe, insbe­ sondere Stickstoffverbindungen, möglichst effektiv aus dem Wasser zu entfernen. Im Rahmen des EU­ finanzierten DeammRecirc­Projekts entwickeln af­ rikanische und europäische Partner zum Beispiel neue Wasserreinigungstechnologien, um das Wasser in Fischfarmen wiederverwenden und die Kosten für „Rezirkulations­Aquakultursysteme“ (RAS) sen­ ken zu können. Die Projektbeteiligten haben eine „Desammonification“–Technologie der generellen Abwasserbehandlung an die besonderen Bedürf­ nisse der RAS­Aquakultur angepasst und wandeln umweltschädliche Nitrate in harmloses Stickstoffgas um, das in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Geschlossene Kreislaufanlagen senken den Wasserbedarf
Ein beachtlicher Posten in der Wasserbilanz der Aqua­ kultur entfällt auf die Herstellung des formulierten Futters. Die Substitution der marinen tierischen Roh­ stoffe Fischmehl und Fischöl durch pflanzliche Roh­ materialien aus der Landwirtschaft hat den indirekten Wasserverbrauch der Aquakultur weiter ansteigen lassen. Fische oder Krebstiere benötigen weniger als 2 kg Getreidekonzentrat, um ein Kilogramm Zuwachs zu erreichen, was sie im Hinblick auf den indirekten Wasserverbrauch zu den effizientesten Tierproduk­ ten macht. Trotzdem bleibt der Wasserverbrauch aber hoch, denn weltweit werden etwa 1,2 m3 Wasser benö­ tigt, um 1 kg Getreide für Tierfutter zu produzieren.
Ein Weg, um den relativen Wasserverbrauch pro kg Produkt zu senken, ist die Intensivierung der Aqua­ kulturproduktion. Diese Entwicklung gipfelt in ge­ schlossenen Kreislaufanlagen, den sogenannten „Rezirkulierenden Aquakultursystemen“ (RAS). Da in solchen Systemen das Wasser immer wieder auf­ bereitet und mehrfach genutzt wird, sind sie – mit Ausnahme des indirekten Wasserbedarfes für das Futter – der vielversprechendste Ansatz zum spar­ samen Umgang mit Süßwasser. Viele Experten spre­ chen der intensiven Aquakultur im Allgemeinen und den RAS im Besonderen hinsichtlich Produktivität, Kontrollierbarkeit und Effizienz das größte Wachs­ tumspotenzial aller landbasierten Aquakulturver­ fahren zu. Noch vorteilhafter wäre es, die Aquakultur stärker in den marinen Bereich, vor allem „offshore“
 60 FischMagazin 8/2020
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Das zirkulierende Wasser in RAS wird mechanisch und biologisch gefiltert, entgast und dann mit Sau- erstoff angereichert. Ozon oder UV-Licht reduzieren die Keimbelastung im Wasser.
zu verlagern, weil Seewasser im Vergleich zum Süß­ wasser in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht und viele Probleme, die sich im Inland nur mit ho­ hem Kostenaufwand lösen lassen, im Meer fast ver­ nachlässigt werden können. Nährstoffeinträge, die in Flüssen und Seen kritisch sind, bereiten Offshore­ Farmen in vielen Meeresgebieten schon aufgrund der starken Verdünnung kaum Schwierigkeiten.
Die wassersparenden Technologien geschlosse­ ner Systeme werden in unterschiedlichem Umfang auch teilweise schon in der Teichwirtschaft ange­ wendet. Beispielgebend dafür sind die dänischen Forellenzuchtbetriebe, die inzwischen fast überall im Teilkreislauf betrieben werden, was den Was­ serbedarf deutlich reduziert hat. Die für alle rezir­ kulierenden Systeme typischen hohen Fischdichten stellen die Fischfarmer vor besondere Herausforde­ rungen. Sie müssen eine ausreichende Sauerstoff­ versorgung der Fische sowie der aeroben Prozesse bei der Wasserklärung (Nitrifikation) garantieren und dafür sorgen, dass die von den Fischen aus­ geschiedene Ammoniak/Ammonium­Verbindung kritische Werte nicht überschreitet und zügig in un­ giftige, weniger toxische Substanzen umgewandelt wird. Neben den RAS als „Urform“ der wasserspa­ renden Produktionstechnologien gewinnen heute mit integrierten multitrophischen Aquakulturen (IMTA) und Aquaponik­Anlagen auch von RAS ab­ geleitete Systeme an Bedeutung. Mit ihnen wird























































































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