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 versucht, über den wassersparenden Ansatz hinaus auch die anfallenden Nährstoffe einer sinnvollen Verwertung zuzuführen.
Integrierte Aquakultursysteme bieten gewisse Vorteile
In der IMTA werden Produktionsarten verschie­ dener Trophiestufen miteinander kombiniert, um Nährstoffe mehrfach nutzen zu können. Typisch für diese Systeme sind zum Beispiel Fischfarmen, die von Kulturen mit detrivoren und filtrierenden Ar­ ten umgeben sind. Detrivore Arten wie Krebse und filtrierende Muscheln nutzen die partikulären orga­ nischen Substanzen, die mit Futterresten und Aus­ scheidungen der Fische anfallen. Mit Algenkulturen werden die gelösten anorganischen Verbindungen (Nitrate) aus dem Wasser entfernt und in Biomasse umgewandelt. Der Versuch, die emittierten Nähr­ stoffe aus der Fischproduktion teilweise zu binden, die Umweltbelastung zu verringern und zusätzli­ che Nahrungsmittel zu produzieren, ist ökologisch sinnvoll, aber aus wirtschaftlicher Sicht durchaus umstritten. Das gilt auch für Aquaponik­Anlagen, in denen die von den Fischen ausgeschiedenen ge­ lösten Nährstoffe als Dünger für Pflanzen dienen. Die Kombination von Fisch­ und Pflanzenprodukti­ on ermöglicht eine nährstoffeffizientere Fisch­ und Gemüseproduktion, doch es gibt auch Zweifel, ob diese Integration tatsächlich lohnender ist als eine separate Produktion, die sich viel gezielter auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Zielorganismen ausrichten lässt. Der wassersparende Effekt der An­ lagen ist jedoch unumstritten. In Kühlfallen kann selbst der von den Blättern der Pflanzen transpirier­ te Wasserdampf kondensieren und erneut für die Aquakultur verwendet werden. Im „Tomatenfisch“­ Projekt haben Wissenschaftler des Berliner Leibniz­ Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei zum Beispiel eine Aquaponik­Anlage entwickelt, die mit nur 220 Litern Wasser 1 kg Fisch und 1,6 kg Tomaten produziert. Mit herkömmlichen Produk­ tionssystemen wären für die gleichen Mengen gut 600 bis 1.000 Liter Wasser nötig.
Im Grunde ist die Idee, die Produktion von Orga­ » nismen verschiedener trophischer Ebenen mit­
einander zu kombinieren, aber nicht neu. In Süd­
ostasien nutzt man solche integrierten Methoden,
die auf ressourceneffizienten Nährstoffkreisläufen basieren, schon seit etlichen Jahrhunderten. Die sogenannten „integrierten Agrarkultur­Aquakultu­ ren“ (IAA) verbinden die Pflanzenproduktion auf Feldern und in Gärten mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung und Teichaquakulturen.
Wassersparende Produktions- systeme sind eine unverzicht- bare Voraus- setzung für zukünftige
Teichwirtschaft + Aquakultur
Vielerorts stellt die IAA sogar eine wichtige Lebens­
grundlage der armen Bevölkerung dar, weil sie die wirtschaftliche
regionale Versorgung mit Lebensmitteln garantiert. Unter den Bedingungen einer globalisierten Welt, dem Klimawandel, der eingeschränkten Verfügbar­ keit von Wasser und der wachsenden Abhängig­ keit von industriell hergestellten Aquafuttermitteln müssen die traditionellen integrierten Systeme je­ doch permanent weiterentwickelt und an die ge­ wachsenen Herausforderungen angepasst werden. Wassersparende Produktionssysteme sind eine unverzichtbare Voraussetzung für zukünftige wirt­ schaftliche Erfolge. Das betrifft in besonderer Wei­ se die Futterhersteller, denn die Abhängigkeit von hochwertigen Futtermitteln wird in Zukunft weiter zunehmen. Obwohl verstärkt alternative Rohstoffe wie Mikroalgen und Seetang, Single Cell­Proteine, Insektenschrot, Muscheln sowie Abfälle aus der Verarbeitung von Lebensmitteln verwendet wer­ den, dürfte allein der wachsende Bedarf an Aqua­ feed für einen steigenden Wasserbedarf sorgen.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Aqua­ kultur sind schon jetzt erkennbar und sie werden in Zukunft weiter zunehmen. Damit wächst auch der Druck, den Wasserverbrauch noch stärker zu reduzieren und die Aquakulturproduktion wider­ standsfähiger und zugleich unabhängiger von kli­ matischen Einflüssen zu machen. Die rechtzeitige Implementierung von wassersparenden Techno­ logien könnte sich somit als wichtige Anpassungs­ strategie an die erwarteten Klimaveränderungen erweisen. mk
Erfolge.
  




















































































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