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 entsprechende Lebensmittelinnovatio- nen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Zulassungsbehörden Singapur nach einem rigiden Prozess das erste Fleisch auf Zellkulturbasis für den Verkehr zu- gelassen haben. Die Genehmigung wur- de von der Singapur Food Agency (SFA) erteilt für ein Produkt mit bovine Serum.
Für 2022 plant Eat Just in Zusammen- arbeit mit dem asiatischen Lieferdienst Foodpanda (ein Unternehmen des Lie- ferdienstgiganten Delivery Hero), drei Gerichte mit kultiviertem Geflügel- fleisch zum Anlass des Earth-Days am 22. April jeweils zum Preis von weniger als 15 Euro zu verkaufen – in einer Bam- busverpackung und mit E-Bikes an die Kunden ausgeliefert.
Neben Eat Just gibt es eine Vielzahl von Initiativen, ja geradezu einen Wettlauf um die Vorherrschaft in der Entwick- lung und dem industriellen Scale-up. Mosa Meat zum Beispiel verwendet für seine Beef Patties Myosatelliten-Zellen. Das sind besondere Stammzellen, die wie alle Stammzellenarten durch eine Biopsie vom lebenden Rind gewonnen und dann zunächst in Bioreaktoren ver- vielfältigt werden. Durch die Zugabe ei- nes spezifischen Wachstumsmediums differenzieren die Zellen zu Muskelzel- len und formen Myotuben, noch weni- ger als 0,3 mm lang. Diese werden in ein Hydrogel überführt um sie in gleichge- richtete Muskelfasern zu formen. Etwa 20.000 dieser Myotuben werden für ei- nen kleinen Burgerpattie benötigt.
Nach Angaben von Mosa Meat ist es mittlerweile möglich, das Fleisch eines Burgers für rund 9 Euro zu produzie- ren – die Kosten des ersten Burgers von Begründer Post beliefen sich noch auf 250.000 Euro.
Memphis Meat wendet das gleiche Herstellungsprinzip an und hat allein im Jahr 2020 knapp 200 Mio. Dollar In- vestments erhalten, unter anderem von Richard Branson, Bill Gates und Tyson Foods. Dennoch will das Unternehmen nicht zu vorschnell den kommerziellen Handel beginnen, da die Vorbereitung des Konsumenten entscheidend für den Erfolg sei.
3D Printed Meats
Aleph Farms (Israel) konzentriert seine Aktivitäten im Gegensatz zu den drei zuvor genannten Unternehmen nicht auf Burger-Type Fleisch, sondern auf die Produktion von kultivierten ganzen Steaks unter Nutzung von 3-dimensio- naler Bioprinting-Technology. Einzigar- tig an diesem Prozess ist die Co-Kultivie- rung der Muskelzellen, Fettzellen und Bindegewebszellen an einem Gerüst, wodurch die Zellen innerhalb von drei bis vier Wochen ein komplettes Steak bilden, ohne dass anschließend noch
 Dreidimensionale Strukturierung von Zellkulturen zu „Muskelfasern“
 42 FleischMagazin 7-8/2021























































































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