Page 22 - FL_07-2021
P. 22

  Titel
Dänen nehmen ASP weiterhin sehr ernst „Das große Ziel
ist ein Impfstoff”
Jens Munk Ebbesen, Veterinärdirektor im Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft, über die Besonderheiten der Afrikanischen Schweinepest und was im Königreich alles getan wird, um eine Einschleppung der Viruserkrankung zu verhindern.
Fleischmagazin: Herr Ebbesen, zum Einstieg eine allgemeine Frage. Warum ist die Afrikanische Schweinepest eine Bedrohung für die Schweineproduktion ?
Jens Munk Ebbesen: Das hat mehre- re Gründe. Der Hauptgrund ist, dass diese Viruserkrankung bislang nicht veterinärmedizinisch behandelt wer- den kann und dass es auch noch kei- nen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, gibt. Außerdem ist die anzeigepflichtige Tierseuche, die Hausschweine und Wildschweine glei- chermaßen befällt, sehr ansteckend. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder de- ren Kadavern, aber auch durch die Auf- nahme von Speiseabfällen und Schwei- nefleischerzeugnissen sowie andere indirekte Übertragungswege wie zum Beispiel durch Fahrzeuge, kontaminier- te Gegenstände wie landwirtschaftlich genutzte Geräte und Maschinen sowie Kleidung. In Rumänien gibt es übrigens heute noch trotz EU-Verbot Schweine- herden, die in Hinterhöfen gehalten und mit Lebensmittelabfällen gefüttert wer- den. Das birgt Gefahren für mögliche Übertragungen. Wird in einem Land die Afrikanische Schweinepest nachgewie- sen, dann bedeutet das einen soforti- gen Exportstopp von Schweineproduk- ten in Drittländer. In der Europäischen Union gilt dann das Prinzip der Regio- nalisierung. Das heißt: Nur die Gebiete, in denen die Krankheit aufgetreten ist wie zum Beispiel seinerzeit der Süden Belgiens, werden geschlossen. In den nicht betroffenen Region der EU dürfen
weiterhin Schweine und Schweinepro- dukte vermarktet werden.
Fleischmagazin: Gehen wir von einem Worst-Case-Szenario aus. Was würde passieren, wenn die Afrikanische Schwei- nepest nach Dänemark kommt ?
Ebbesen: Sollte das passieren, gilt in Dänemark der sogenannte Stillstand. Dann dürfen im Land 72 Stunden lang keine Schweine transportiert werden und die Schlachtbetriebe bleiben in dieser Zeit geschlossen. Die Exper- ten finden dann heraus, ob es sich nur um einen oder mehrere Fälle handelt. Ist nur eine Schweineherde betroffen,
Jens Munk Ebbesen, Veterinärdirektor im Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft, setzt große Hoffnung in die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Afrikanische Schweinepest.
bleibt eine Zone mit einem Radius von zehn Kilometern um diesen Herden- Standort geschlossen. Im ganzen Land dürfen dann aber wieder Tiertransporte und Schlachtungen stattfinden.
Fleischmagazin: Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass es die Afrika- nische Schweinepest bis nach Dänemark schafft ?
Ebbesen: Die Wahrscheinlichkeit ist gering, weil es in Dänemark laut den zuständigen Behörden nur noch zwei Wildschweine gibt. Bekannterweise sind die Tiere aber in verschiedenen eu- ropäischen Ländern von ASP betroffen.
Fleischmagazin: Apropos Wildschwei- ne. An der dänisch-deutschen Grenze hat Dänemark Ende 2019 einen Zaun fertiggestellt, um zu verhindern, dass Wildschweine aus Schleswig-Holstein ins Land kommen. Das kam bei den Nach- barn nicht gut an, oder ?
Ebbesen: Der 70 Kilometer lange und 1,50 hohe Zaun sorgte in der Tat bei den Nachbarn für viel Spott. Die Menschen in der eng verbundenen deutsch-däni- schen Region hielten den Zaun für ein Symbol der Abschottung. Ich denke
 22
FleischMagazin 7-8/2021


















































































   20   21   22   23   24