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      Der Streitgegenstand
Basismethoden der Gerbung
Um Felle haltbar zu machen, werden sie gegerbt. Grundsätzlich geht es bei der Haltbarmachung von Tierhäuten – also der Gerbung – immer darum, die verderblichen Eiweißbestandteile in haltbares Leder umzuwandeln. Dabei gibt es vereinfachend drei Basis- methoden der Gerbung:
- Pflanzliche Gerbung, die auch unter den Bezeich- nungen Loh-, Vegetabil- oder Rotgerbung bekannt ist
- Mineralische Gerbungen wie die Chromgerbung und
die Alaun- oder Weißgerbung
- Sämischgerbung wird die Arbeit mit fetthaltigen
Gerbemitteln genannt.
Oft wird eine Kombination dieser Basismethoden mit synthetisch hergestellten Hilfsmitteln durchgeführt. Die natürliche Farbe des Leders hängt meist vom Ger- bemittel ab. Lohgerbung ergibt rotbraunes, Alaun wei- ßes, Chromsalze blaugrünes und Tran (eine sämische Gerbemethode) gelbes Leder.
Die Chromgerbung hat nach wie vor den größten Anteil bei den Gerbeverfahren. Das liegt an den technischen Vorteilen und der vielseitigen Verwendung der damit gegerbten Leder. Das Leder ist sehr leicht, weich und reißfest und lässt sich gut einfärben. Zudem sind diese Gerbungen waschbeständig bis 90 °C, die damit herge- stellten Lederprodukte sind also durchaus waschbar. Felle und Pelze bestehen aus der gegerbten Tierhaut und den zugehörigen Haaren. Bei der Pflege sind also nicht nur die Eigenschaften der Lederhaut, sondern auch die Empfindlichkeit der darauf befindlichen Haa- re zu berücksichtigen.
Die Ursache
Die aus der Gerberei kommenden, chromgegerbten Leder enthalten teilweise überschüssigen, nicht gebundenen Gerbstoff. Diesen lässt man gerade bei Kuhfel- len, die zur Verwendung als Bodenteppiche vorgesehen sind, gerne in der Haut. Denn der nicht gebundene Gerbstoff erhöht Festigkeit und Gewicht und die Felle liegen glatt auf dem Boden auf.
Das wurde auch mit den reklamierten Fellen so gemacht. Durch die Reinigungs- behandlung und die damit verbundene Wärmeeinwirkung hat sich aber das über- schüssige, ungebundene Gerbemittel grünbläulich verfärbt. Genau die Farbe, die das Chromgerbebad bei der Gerbung des Leders hatte. Die Verfärbung des Leders ist also durch die Gerbung bedingt. Das Fell sieht nun an den unbehaarten Stellen grünbläulicher aus als zuvor. Das kann eine ästhetische Beeinträchtigung darstel- len, es liegt jedoch kein Bearbeitungsfehler der Lederreinigung vor.
     Buchtipp:
Hans Hegenauer: „Fachkunde für Leder verarbeitende Berufe“, 9. Auflage 2012.
    Nach der Reinigungsbehandlung war das Fell nicht mehr naturweiß, sondern hatte einen starken Blaustich.
   www.wrp-textilpflege.de
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Meinrad Himmelsbach ist von der Handwerks­ kammer Freiburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachver­ ständiger für das Textil­ reinigerhandwerk und das Teppichreinigungs­ gewerbe.
Schadensfall
Fotos: Himmelsbach














































































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