Page 52 - WRP-05-2020
P. 52

   KURZINTERVIEW
TEXTIL | LEASING
nur mit angelegter Schutzkleidung betreten werden. Bisher ist bei den Mitarbeitern noch kein Coronafall aufgetreten. Falls dies in mehreren Fällen geschehen würde,müsstediegesamteAbteilungunterQuarantä- ne gestellt werden.
Die Beschaffung von Schutzbekleidung ist speziell im Sana-Klinikum bisher kein Problem. Das Unter- nehmen ist der drittgrößte private Klinikkonzern in Deutschland. Die Beschaffungsmöglichkeiten sind deshalb viel größer und effektiver als die eines
    Achim Paul
Geschäftsführer Sitex GmbH
„Infektiöse Wäsche ist unser Kerngeschäft“
WRP: Herr Paul, welche neuen Anforderungen haben sich für Sitex durch Covid-19 ergeben ?
Achim Paul: Nach den tiefgrei- fenden Maßnahmen von Bund und Ländern zur Reduzierung der Covid-19 Infektionen muss- ten wir zunächst vor allem da- für sorgen, dass wir unsere Mitarbeiter adäquat schützen. Es ging darum, die Betriebsfä- higkeitfürunsereKundenim Gesundheitssystem und der Lebensmittelindustrie aufrecht zu erhalten.
Zu den Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter gehören unter anderem, keine externen Besu- cher mehr zu empfangen, Tem- peraturmessungen, Aufteilung in Arbeitsgruppen, um das 1,50 Meter Abstandsgebot so gut es geht umzusetzen und zeitver- setzte Pausen. Bisher hat das gut geklappt. Uns ist in unse- ren zehn Werken bisher keine Infektion bekannt geworden. Allerdings liegen die Betriebe auch nicht in den besonders gefährdeten Regionen.
Sitex beliefert vor allem Kran- kenhäuser, Pflegeheime und Betriebe der Lebensmittelin- dustrie. Von Seiten der Kran- kenhäuser hat sich die Nach- frage deutlich verändert. Zum Einen sind wir verstärkt nach Schutzbekleidung gefragt
worden. Hier konnten wir viel- WRP: Mussten Sie zusätzliche fachmitMehrwegschutzkitteln Sicherheitsmaßnahmen bei helfenwiesiezumBeispielim Waschverfahren und Logistik
 normalen stationären Bereich verwendet werden, wenn zu- sätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Darüber hin- aus konnten wir auch medizini- sche Masken anbieten, die zwar aus Textil sind, aber einen aus- tauschbaren Einwegfilter be- sitzen. Diese Masken sind me- dizinischverwendbar,dasist bereits getestet. Wir sind aber noch im Prozess der Konformi- tätsbewertung, um das CE-Zei- chen verwenden zu dürfen.
WRP: Haben sich die Mengen- gerüste durch die veränderte Nutzung der Krankenhäuser verändert ?
Paul: Die Krankenhäuser ha- ben planbare Operationen verschoben und den ganzen Normalbetrieb zugunsten des Krisenmodus etwas zurückge- fahren. Dadurch hat sich das Mengenaufkommen bei der Flachwäsche in unseren Betrie- ben fühlbar reduziert. Das gilt aber nicht für die Bekleidung, da hat es eher einen Zuwachs gegeben. Insgesamt sind wir von Rückgängen derzeit sicher weniger betroffen als Textilser- viceunternehmen, die sich auf andere Branchen spezialisiert haben. Einen Boom erleben wir aber auch nicht.
berücksichtigen ?
Paul: Mit der Bearbeitung von infektiöser Wäsche sind wir grundsätzlich vertraut. Das läuft nach gesicherten Normen und Standards ab und ist für uns tägliche Routine. Wir be- handeln Corona-Wäsche mit unseren waschtechnischen und logistischen Routinen für infektiöse Wäsche und das ist nach allen Erkenntnissen mehr als angemessen.
WRP: Erwarten Sie, dass es durch Covid-19 anhaltende Ver- änderungen beim Textilservice für Krankenhäuser geben wird ?
Paul: Darüber machen wir und unsere Kunden uns tat- sächlich heute schon Gedan- ken. Da ist zunächst das The- ma der internationalen Lie- ferketten. Es hat sich gezeigt, dass sie in Krisensituationen für eine gesicherte Versor- gung zum Problem werden können. Die Beschaffung in Deutschland wäre nachhal- tiger, aber wie weit das trägt, ist noch nicht absehbar. Ein weiteres Thema ist auch ei- ne gewisse Hinwendung zu Mehrwegprodukten im Ope- rationsbereich. Hier werden sehr viele Einwegprodukte
eingesetzt, die aus Asien be- schafft werden.
Schließlich ist auch noch der Aspekt zu sehen, dass die der- zeit und schon vor Covid-19 beklagte Personalmisere zu ei- nem höheren Beschäftigungs- stand in den Krankenhäusern und Pflegeheimen führen kann. Das würde sich positiv auf die Nachfrage nach Pflege- bekleidung auswirken.
Speziell bei den Pflegeheimen merken wir zusätzlich schon heute ein zunehmendes Inte- resse nach Berufsbekleidung, die auch professionell gepflegt werden soll. Generell müssen wir sehen, dass in vielen Alten- pflegeheimen noch gar keine hygienische Bekleidung getra- gen und sich mit Blick auf die Erfahrungen, die jetzt gemacht werden, hier ein größerer Be- darf entwickeln wird.
   52
WRP 5 / 2020
www.wrp-textilpflege.de










































































   50   51   52   53   54