Page 16 - WRP-05-2020
P. 16

WRP: Herr Professor Zastrow, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist in vielen öffentlichen Berei- chen zur Pflicht geworden. Sie haben – anderes als RKI und WHO – von Anfang dafür plädiert. Fühlen Sie sich bestätigt ?
Klaus-Dieter Zastrow: Ich fühle mich sowieso bestä- tigt. Der Mund-Nasen-Schutz ist nun einmal der einzi- ge wirksame Schutz gegen das Virus. Das ist keine per- sönliche Ansichtssache, sondern wissenschaftlicher Fakt. In den vergangenen Wochen und Monaten ist viel Unsinn über die Wirksamkeit des Mundschutzes verbreitet worden, von „nützt gar nichts“ bis „schützt nicht den Träger, sondern nur das Gegenüber“. Das ist gefährlicher Unsinn, denn man verkennt, dass die Co- rona-Infektion ausschließlich über Tröpfchen erfolgt, und da schützt ein Mund-Nasen-Schutz sehr wohl, weil er keine Tröpfchen durchlässt. Ich wundere mich manchmal, welche Leute mit ihren Aussagen Gehör finden, statt uns Hygieniker zu fragen, die als einzige in dieser Sache wirklich Ahnung haben.
WRP: Müssen es Atemschutzmasken sein oder reichen normale OP-Masken ?
Zastrow: Im Prinzip ist nicht mehr als ein Lappen vor dem Gesicht nötig. Normale OP-Masken, wie sie im Krankenhaus verwendet werden, reichen völlig. Die FFP-Masken, nach denen jetzt alle Welt schreit, und die auch vom RKI empfohlen werden, halte ich für völ- lig übertrieben. Sie sind bestenfalls bei Tuberkulose angebracht oder auf Intensivstationen, aber nicht als Standardschutz gegen Coronaviren. Kein Mensch im Krankenhaus trägt solche Masken, zumal es sich viel
Professor Dr. Klaus- Dieter Zastrow
schlechter darunter atmen lässt. Da ist man nach einer halben Stunde fix und fertig.
WRP: Was halten Sie von Stoffmasken ?
Zastrow: Wenn sie richtig gearbeitet sind, sind sie im Prinzip genauso gut, vielleicht sogar besser. Ich den- ke, dass sich die Stoffmasken auf lange Sicht durch- setzen werden. Aus Gründen des Komforts sollten sie eine entsprechende Dicke von drei bis vier Lagen Stoff haben, damit sie nicht zu schnell durchfeuchten. Aus hygienischer Sicht ist die Atemfeuchte allerdings kein Problem, denn auch eine feuchte Maske erfüllt ihren Zweck, Tröpfchen abzuhalten. Hersteller von Stoff- masken sollten allerdings darauf achten, dass mittels Metallbügel oder anderer Mechanismen über der Na- senwurzel die Maske richtig an das Gesicht anmodel- liert werden kann.
WRP: Welche Empfehlungen gelten für die professionelle Reinigung von waschbaren Stoffmasken ?
Zastrow: Es reichen Routinewaschverfahren. Ent- scheidend ist die Temperatur von mindestens 60 Grad. Das Waschmittel spielt keine Rolle, denn Coronaviren werden sicher ab 56 Grad abgetötet. Dasselbe gilt für die Aufbereitung von infektionsverdächtiger oder mit Coronaviren belasteter Wäsche.
WRP: Werden wir nun alle bis zur Entwicklung eines Impfstoffs Mundschutz tragen müssen ?
Zastrow: Ich denke schon und halte das auch für ver- nünftig. Allerdings kann es bis zur Entwicklung eines
Aktuell
 Interview mit Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow
„Mund-Nasen-Schutz wird uns noch lange begleiten“
Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow ist Leiter des Hygiene-Instituts der thüringischen Regiomed- Kliniken und gehört zu den renommiertesten Hygienikern Deutschlands. Im Interview mit
WRP sagt er, wie lange der Mund-Nasen-Schutz (MNS) noch unseren Alltag begleiten wird,
was Textilpflegebetriebe beachten müssen, die selbst MNS produzieren wollen, welche Hygienevorschriften für Hotelwäsche zu erwarten sind und ob Hygiene künftig generell eine größere Bedeutung bekommt.
 16 WRP 5 / 2020
www.wrp-textilpflege.de















































































   14   15   16   17   18