Page 48 - HAT_11_2020
P. 48

 Fachhandel
Betten-Sievers, Hamburg
Mit Videobotschaften gegen die Corona-Krise
Hamburg. Mit einem Facebook-Video sorgte der Hamburger Bettenfachhändler Peter Witthöft zu Beginn des Lock- downs für viel Aufmerksamkeit. Sein Appell: Die Kunden sollten dem Familienbetrieb die Treue halten und nicht ins Netz abwandern. Haustex wollte wissen: Wie geht es Betten-Sievers heute, ein gutes halbes Jahr später ?
Bitte vergesst uns nicht!“ Es war ein emotionaler Appell an die Kund- schaft, den Peter Witthöft im März
via Facebook in die Welt schickte. Der Lockdown hatte gerade gegriffen, und der Hamburger Bettenfachhändler und sei- ne Frau verstanden die Welt nicht mehr. Siebeneinhalb Minuten sprach Witthöft in die Kamera. Man sah ihm und seiner Familie, die das Unternehmen in Team- arbeit führt, den Schrecken förmlich an. Fast 250 Mal wurde der Beitrag direkt ge- teilt, tausende Menschen sahen den Film. Es war die Zeit der großen Ratlosigkeit: Wie lange können wir überleben? Das fragte man sich nicht nur bei Betten-Sie- vers.
Ein halbes Jahr später wirkt das Händler- Ehepaar fröhlich wie eh und je. „Wenn wir keinen Optimismus hätten, wären wir keine guten Unternehmer“, ist Peter Witt- höft überzeugt. Witthöfts wollen nicht negativ denken und sich auch in schwie- rigen Zeiten ihren Humor bewahren.
Denn: „Der Kunde muss spüren, wofür wir brennen.“ Dass sie und ihr Team dies nach wie vor tun, daran lassen die Ham- burger keinen Zweifel.
Seit 1936 besteht das Familienunterneh- men, eine Institution im Stadtteil. Inha- berin ist Witthöfts Frau Ilka. Als sie das Geschäft übernehmen sollte, war ihr wichtig, es nicht alleine zu führen. So kam Peter Witthöft 2002 dazu, nachdem er zuvor erfolgreich in der Immobilien- branche arbeitete. Heute ist Betten-Sie- vers nach Karstadt das älteste Geschäft in der Osterstraße, der Lebensader des Hamburger Stadtteils Eimsbüttel. „Wenn es uns nicht mehr gibt, hat die Wirtschaft ein Problem“, sagt Witthöft – für ihn ist ein Fachgeschäft wie dieses eine Art Seismo- graph für die gesamte wirtschaftliche Ent- wicklung im Lande.
Aktuell läuft es gut, wie fast überall in der Branche. Doch Witthöfts bleiben skep- tisch. Am 20. April konnte Betten-Sievers wieder öffnen und macht seither gute Ge- schäfte. „Natürlich ist viel Geld bei den Kunden vorhanden, aber der Knacks wird noch kommen.“
Die wirtschaftlichen Folgen der Coro- na-Pandemie stünden erst noch bevor, „damit werden wir in Deutschland noch die kommenden ein, zwei Jahre zu tun haben“, ist das Ehepaar überzeugt über- zeugt. In der an sich starken Osterstraße würden bereits die ersten Geschäfte auf- geben. „Natürlich sollten wir jetzt den Moment nutzen, wo es so gut läuft, aber er wird nicht ewig anhalten.“
Auch in schwieriger Zeit fröhlich und optimistisch: Ilka und Peter Witthöft führen Betten-Sievers in Hamburg seit 2002 gemeinsam.
Wer das Fachgeschäft betritt, erlebt trotz Corona eine fröhliche Atmosphäre. Es wird viel gelacht bei Betten-Sievers, die Kundenansprache ist herzlich und geer- det. Das spüren die Menschen auch hin- ter den Masken, und sie spiegeln es zu- rück. Schon während des Lockdowns hat- te viele von ihnen im Geschäft angerufen, um dem Team Rückhalt zu geben – aber auch um zu kaufen. „Die wollten uns ein- fach etwas Gutes tun“, freut sich Witthöft. Das lag sicher auch an dem emotionalen Facebook-Appell.
Das Video war eine spontane Entschei- dung, es entstand ohne Plan oder Dreh- buch – Witthöft redete einfach drauflos und sprach, wie ihm zumute war. Die
                                                                Humor bewahrt: In den Videos nimmt sich das Team von Betten- Sievers auch selbst auf die Schippe.
                                                             48 Haustex 11 / 2020
sn-home.de


















































































   46   47   48   49   50