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 Teichwirtschaft + Aquakultur
»Die Fischerei und alle anderen Primärerzeuger von Fischen brauchen drin- gend Hilfe und Unterstützung.
Auch die Hochseefischer kämpfen mit Problemen. Sie haben durch den Brexit erhebliche Quotenverluste in Höhe von nahezu 25% erlitten. Die Fischerei braucht europäische Hilfen, damit ihre wirtschaftliche Existenz gesichert ist. Während die deutsche Fischerei unter den negativen Entwicklungen in Verbindung mit dem Brexit leidet, nutzen andere die Situation, um sich ein größeres Stück aus dem kleiner werdenden Kuchen zu schneiden. Norwegen hat das Ausscheiden der Briten aus diesen Abkommen dazu genutzt, um sich selbst- ständig eine höhere Makrelen- und Heringsquote zu „genehmigen“. Zudem soll den EU-Fahrzeugen in den Gewässern um Spitzbergen die vertraglich vereinbarte Kabeljauquote gekürzt werden. Hierzu muss es dring- liche Gespräche mit dem Bundesministerium geben, um die verzwickte Lage zu erörtern und gesamteuro- päische Reaktionen vorzubereiten.
  Die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel sandte per Video eine Gruß- botschaft zum 150. Gründungsjubiläum des Fischereiverbandes, wenn auch coronabedingt erst mit einjähriger Verspätung.
BMEL lädt zum Runden Tisch nach Berlin ein
Zu beklagen sei auch, dass die Aquakultur in Deutschland und Europa nicht am weltweiten Wachstum der Branche teilhaben kann. Während die weltweite Aquakulturproduktion in den letzten 20 Jahren um 100 % gewachsen ist, gab es in Deutsch- land einen Rückgang von 15 Prozent. Neben den hin- reichend bekannten Problemen mit Prädatoren wie Kormoran oder Fischotter, erschwert hierzulande eine Flut von Vorschriften, insbesondere im Umwelt- und Wasserrecht, das Wachstum der Produktion und behindert die Arbeit der Betriebe. Dabei müsste doch eigentlich jeder wissen, dass Fisch aus regiona- ler Erzeugung in Deutschland nicht nur viel frischer,
Dirk Sander, der Vize-Präsident des DFV, verlas den üblichen Jahresbericht zur Eröffnung des Fischereitages.
sondern auch wesentlich klimafreundlicher ist als Importe aus anderen Teilen der Welt.
Barbara Otte-Kinast, die niedersächsische Ministe- rin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz, betonte in ihrem Grußwort den hohen Stel- lenwert, den die Fischerei für das Bundesland habe. Sie werde alles in ihren Kräften stehende tun, dass die Kutter in den Fischerorten an der Küste auch weiter- hin die Szenerie beleben. Sie sei zwar kein Kind von der Küste, habe durch ihre politische Aufgabe aber sehr schnell erfahren, wie wichtig dieses traditionel- le Gewerbe für die Kultur und das Selbstverständnis vieler Menschen in der Region ist. Sie ermunterte Dirk Sander als Vertreter des Fischereiverbandes aus- drücklich, jederzeit persönlich Kontakt aufzunehmen, wenn sie bei der Lösung eines Problems helfen könne.
Ganz ähnlich äußerte sich auch Beate Kasch, Staats- sekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, auch sie bot Hilfe und Unterstützung an. Die letzten Monate und Jahre hätten die Fischerei vor sehr viele Herausforderungen gestellt, die grund- sätzlicher Weichenstellungen durch politische Ent- scheidungen bedürfen. Vom Brexit bis zur Zukunft der Ostseefischerei – an Themen mangele es derzeit wirklich nicht. So bitter es sei, aber man müsse in manchen Gebieten wohl auch über den notwendi- gen Strukturwandel reden, von Überbrückungshil- fen bis zu Stilllegungs- und Abwrackprämien. Um diese und andere Fragen zu klären, lade sie zu einem Runden Tisch nach Berlin ein, um in gemeinsamen Gesprächen mit dem Bundesministerium und den zuständigen Landesbehörden akzeptable Lösungen für betroffene Betriebe zu entwickeln. mk
70 FischMagazin 12/2021
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