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 FANGQUOTEN
 ICES
Totales
Aal-Verbot Dgefordert
er Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat sich in seinen Fangempfehlungen für das Jahr 2022 erstmalig klar für eine vollstän-
dige Schließung der Aalfischerei in sämtlichen Habita- ten ausgesprochen, teilt das Thünen-Institut mit. Dies schließe ausdrücklich die Fischerei auf Glasaale als Grundlage für die Aal-Aquakultur und den Besatz von Freigewässern mit ein.
Die Empfehlung stützt sich vor allem auf das anhal- tend sehr geringe Aufkommen von Jungfischen, das im Jahr 2020 im Gebiet der Nordsee nur noch 0,9 Pro- zent des Aufkommens der 1960er- und 1970er-Jahre betrug, im restlichen Europa 7,1 Prozent. Für das Jahr 2021 liegt dieser Wert vorläufig für die Nordsee bei nur noch 0,6 Prozent und im übrigen Europa bei 5,4 Pro- zent. „Diese Entwicklung lässt keinen anderen Schluss zu und die Empfehlung ist nur folgerichtig, wenn auch überfällig“, meint Prof. Dr. Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Instituts für Fischereiökologie.
ICES empfiehlt umfassenden Fangstopp
Das international anerkannte Team um Hanel forscht seit über einem Jahrzehnt zur Bestandssituation des Europäischen Aals und ist auch in den zuständigen Expertengruppen des ICES vertreten. Schon in der Vergangenheit hatte der ICES wiederholt empfohlen, „jegliche anthropogene Sterblichkeit für den Aal – da- runter Fischerei und Wasserkraft – soweit wie möglich gegen Null zu reduzieren.“
Deutscher Fischerei-Verband (DFV)
Verband der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur (VDBA)
Deutscher Angelfischerverband (DAFV)
Initiative zur Förderung
des Europäischen Aals (IFEA)
Am 4. November 2021 veröffentlichte der In- ternationale Rat für Meeresforschung (ICES) eine sehr fragwürdige und drastische Emp-
Eine Stellungnahme der Verbände
»
fehlung für den Europäischen Aal. Darin wird für 2022 die vollständige Schließung aller Aalfischereien auf alle Lebensstadien sowohl für marine als auch für Binnen- gewässer empfohlen, de facto also die Einstellung der Berufs- und der Freizeitfischerei. Der ICES empfiehlt damit ausdrücklich auch die Einstellung jeglicher Aal- besatzmaßnahmen.
Mit der aktuellen Empfehlung untergräbt der ICES nicht nur die langjährigen Bemühungen der Mitglied- staaten bei der Umsetzung der gemäß der EU-Aal- Verordnung 1100/2007 erarbeiteten und genehmigten Aalmanagementpläne, sondern auch die langjährigen Leistungen der Fischer und der Angler zur Wiederauf- füllung des europäischen Aalbestandes und zu dessen nachhaltiger Nutzung. 19 Mitgliedstaaten haben Aalbe- wirtschaftungspläne entwickelt‚ die sich auf 90 Aalein- zugsgebiete und rund 1.880 Maßnahmen erstrecken.
An deren Umsetzung arbeiten europaweit unter wis- senschaftlicher Begleitung diverse Fischereibehörden, Fischer, Angler und Aalfreunde. Mittlerweile werden die ersten Erfolge der eingeleiteten Maßnahmen sicht- bar. So wachsen die Aalbestände in den Binnen- und Küstengewässern wieder an. Der jahrzehntelange Rückgang der Glasaalrekrutierung wurde laut ICES durch die erfolgreichen Maßnahmen der Aalbewirt- schaftungspläne seit 2011 gestoppt. Seitdem ist ein sta- biles bis leicht anwachsendes Glasaalaufkommen an den europäischen Küsten zu verzeichnen. Die aktu- elle ICES-Empfehlung ist insofern nicht nachvollzieh- bar und unlogisch, weil sich diese positive Entwick- lung bei Weiterführung der Aalfischerei und auf Basis der zusammen mit ihr durchgeführten Maßnahmen vollzieht.
50 FischMagazin 12/2021 www.fischmagazin.de














































































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