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 PENNY. GRÜNER WEG
  Blick ins Seerohr liefert Infos über nachhaltigen Fischfang
So zeigt ein Info-Display auf spielerischem Wege auf, wie der heimische Kühlschrank richtig einsor- tiert wird, damit Lebensmittel länger frisch bleiben und Food Waste vermieden wird. Auf einem Touch- Screen lässt sich je nach Stellung des Schiebereglers erkennen, wie viele und welche Produkte noch im Regal stünden, wenn es keine Bienen und andere bestäubende Insekten mehr gäbe. Und schließlich lässt sich durch den Blick in ein Seerohr in eine visu- elle Unterwasserwelt abtauchen und sich mehr über nachhaltigen Fischfang und die Rückverfolgung der Produkte erfahren.
„Penny Grüner Weg“ bzw. den ersten „Nachhaltig- keits-Erlebnismarkt“ der Unternehmensgeschichte nennt der Lebensmitteleinzelhändler seinen Nach- barschaftsmarkt modernster Prägung und will damit einerseits einen kompakten Überblick über die wich- tigsten Erfolge geben, die Penny auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit in den letzten zehn Jahren erreicht hat. Andererseits reagiert das Unternehmen damit eige- nen Angaben nach auf die Entwicklung, dass Nach- haltigkeit für den Konsumenten immer mehr zum entscheidenden Faktor bei der Wahl der Einkaufsstät- te wird.
Allgemeinheit trägt „wahre Kosten“
Da Fischprodukte in dem neuen Konzept noch nicht verankert sind, schauen wir uns das Beispiel Hack- fleisch an. Beim Griff ins Kühlregal fällt sofort auf, dass die Packung mit 500 Gramm gemischtem Hack- fleisch zwei Preisauszeichnungen hat: 2,79 Euro und 7,62 Euro. Letzteren Preis, hat Penny gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Augsburg und Greifswald berechnet, müsste das Hackfleisch ei- gentlich kosten, wenn die ökologischen und sozialen Folgekosten, die durch die Herstellung des Hackflei- sches entstehen, mit einberechnet werden. Unter diese Folgekosten fallen etwa die über die Liefer- ketten anfallenden Auswirkungen von Stickstoff, die Klimagase, die von den Kühen ausgestoßen wurden, die Energiekosten oder die Landnutzungsänderung durch die Produktion von Futtermitteln. Für insge- samt jeweils acht ausgewählte konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte (neben gemischtem Hackfleisch noch Apfel, Banane, Kartof- fel, Tomate, Mozzarella, Gouda und Milch) haben die Wissenschaftler diese so genannten „wahren Kos- ten“ in den Verkaufspreis mit eingerechnet.
Ein Produkt, zwei Preise: Kalkuliert man die sozialen und ökologischen Folgekosten mit ein, müsste einer Studie der Uni Augsburg zufolge der Preis für 500 Gramm konventionelles Hackfleisch bei 7,62 Euro liegen.
 Preisaufschlag für Lebensmittel bei Berücksichtigung
der Folgekosten für Umwelt und Gesellschaft
n Stickstoff
n Treibhausgase n Energie
+6%
Pflanzlich
200 % 150 % 100 %
50% 0
Tierisch
Milch
Pflanzlich
+35%
Tierisch
+28%
Milch
KONVENTIONELL +196%
BIOLOGISCH
      +96%
        +28%
         Diese „wahren Kosten“ werden von Lebensmittel- produzenten verursacht, aber aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen, so die Studie. So zahlen die Verbraucher beispielsweise für die Treib- hausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Kli- mawandel und seinen Auswirkungen oder mit ihrer Wasserrechnung für die Aufbereitung von mit Dün- gemitteln belastetem Trinkwasser. Durchschnittlich, so das Ergebnis der Auswertung, müsste der Ver- kaufspreis der untersuchten konventionell erzeugten Produkte pro Kilogramm um 62 Prozent höher sein, bei den Alternativen aus ökologischem Landbau liegt das Plus bei rund 35 Prozent und bei konventionell erzeugtem Hackfleisch sogar bei 173 Prozent. Mit ei- nem Aufschlag von 126 Prozent müsse dagegen bei Hackfleisch aus alternativer Erzeugung gerechnet werden, so die Untersuchung. Daraus folgt, dass die Bio-Alternative die Umweltfolgekosten zwar schon besser einpreist als die konventionelle, aber auch sie letztlich nicht frei von Umwelt-Folgekosten ist. „Die aktuellen Verkaufspreise für Lebensmittel spiegeln die Kosten der Umweltfolgen von Stickstoff, Klima- gasen und Energieerzeugung nicht oder nur unzurei- chend wider“, so Dr. Tobias Gaugler vom Institut
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Die aktuellen Verkaufspreise für Lebens­ mittel spiegeln die Kosten der Umweltfolgen von Stickstoff, Klimagasen und Energieerzeu­ gung nicht oder nur unzurei­ chend wider.
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FischMagazin 2/2021 49
Quelle: Universität Augsburg



































































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