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 Blick auf einen Brexit-Hardliner wie Nigel Farage. Wir erinnern uns: das ehemalige Mitglied des Eu- ropäischen Parlaments, Gründungsmitglied der UK Independence Party (UKIP) und Mitgründer der Brexit-Partei, führte im Juni 2016 eine Flotte von gut zwei Dutzend Fischerbooten an, die auf der Them- se für den Ausstieg aus der EU warben. Nach dem Brexit-Vertrag schimpft der Austrittsbefürworter über die getroffenen Vereinbarungen: „Das ist so schrecklich, dass es gar nicht wahr ist!“ Fischer ha- ben ihn jüngst beschimpft, machen ihn verantwort- lich, dabei kann Farage nur betonen: „Kommt, Leu- te, hört auf, ich hätte das niemals so ausgehandelt!“
„Brexit-Massaker“ – Proteste vor Downing Street No. 10
Mitte Januar machten Seafood-Exporteure ihrem Unmut vor dem Amtssitz von Premierminister Boris Johnson Luft. Mehr als 20 schwere Lkw ver- schiedenster Unternehmen der Fischwirtschaft aus dem gesamten United Kingdom parkten am Mor- gen des 18. Januar ganz in der Nähe der Downing Street No. 10, an den Längsseiten der Aufbauten Slogans wie „Brexit Carnage“ – „Brexit-Massaker“ – oder „Incompetent Government Destroying Shell- fish Industry“ – „Unfähige Regierung zerstört die Muschelindustrie“. Ein Sprecher von D.R. Collin & Son, die sich gleich mit mehreren 20-Tonnern an dem Protest beteiligt hatten, erklärte, die Branche sei „durch Papierkram gefesselt“. Und er betonte: „Das sind keine ‚Anlaufschwierigkeiten‘, wie von der Regierung behauptet, und die Konsequenzen dieser Probleme werden sich auf das Leben der Fi- scher, auf die Fischereihäfen und auf die Muschel- industrie als Ganzes katastrophal auswirken.“
Expertenteam unterstützt bei Exportfragen
Ende Januar, gute zehn Tage später, war die Export- situation für die Fischwirtschaft generell bereits et- was entspannter. Inzwischen haben die Behörden erste Maßnahmen ergriffen. In Schottland wurden zwei neue Export-Berater vom Branchenverband Seafood Scotland eingestellt, um Unternehmen bei der Lösung der mit dem Brexit neu aufgeworfenen administrativen Herausforderungen zu unterstütz- ten. Finanziert durch die schottische Regierung und die Vereinigung Scotland‘s Food and Drink, sollen die in Schottland stationierten Spezialisten Alastair Kennedy und Steve Galloway zunächst die dringlichen aktuellen Probleme lösen, um sich später mit Blick für‘s Ganze Gedanken zu machen, wie sich Seafood-Exporteure in der Post-Brexit-Ära
anpassen, sagt Donna Fordyce, Hauptgeschäfts- führerin von Seafood Scotland.
Auf nationaler Ebene war der Einsatz der Scot- tish Salmon Producers Organisation (SSPO) für die Schaffung einer neuen Arbeitsgruppe durch die britische Regierung erfolgreich, ein schnelles und effizientes System für den Export in die EU zu schaffen. Wenige Tage nach der öffentlichen Forde- rung von SSPO-Geschäftsführer Tavish Scott, das Problem ausgeuferter Exportdokumente zu behe- ben, teilte der britische Minister für Umwelt und Ernährung, Michael Gove, in der BBC mit, dass nun eine Taskforce eingerichtet sei, um „bürokratische Hindernisse“ zu überwinden. Ende Januar schei- nen sich, heißt es in Branchenkreisen, die meisten großen Produzenten und Exporteure auf die neu- en Regularien eingestellt zu haben. Mit Problemen hätten jedoch weiterhin kleinere Akteure zu kämp- fen, denen die Ressourcen für eine zügige Anpas- sung an die Neuerungen fehlten. Für diese KMUs habe die britische Regierung der UK-Behörde für Lebensmittelsicherheit, Food Standards Scotland, zusätzliche Gelder in Höhe von 23 Mio. GBP, etwa 26 Mio. Euro, zur Verfügung gestellt. bm
In der März-Ausgabe widmen wir uns ausführlich der Situation in den Niederlanden, in Dänemark und Schottland und beschreiben, was der Brexit für die je- weilige Fischerei und die Exportwirtschaft bedeutet.
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IMPORT / EXPORT
 Unfähige Regierung zerstört die Muschel­ industrie.
 






















































































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