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 Teichwirtschaft + Aquakultur
 Weil Futter die größte Position bei den Produktionskosten in der Aquakultur ist, sollten die Fischmehlalternativen hochwertig, aber auch möglichst preiswert sein.
»Wissenschaftler züchten vege- tarische Regen- bogenforellen- stämme, die mit Diäten auf Sojabohnen- basis gute Leistungen erbringen.
auch ihre Funktionen und Wirkungen im Zusam­ menhang mit der Fischverdauung verstehen. Alter­ native Rohstoffe lassen sich oft nur dann im Fisch­ futter verwenden, wenn sie zuvor entsprechend aufbereitet wurden. Es reicht nicht aus, dass die benötigten Komponenten in einem Rohstoff vor­ handen sind, denn wenn sie den Fisch tatsächlich „ernähren“ sollen, müssen sie auch in einer für ihn verdaulichen und verwertbaren Form vorliegen. Das komponierte Futter muss in Konsistenz und Geschmack den Ansprüchen der Fischart gerecht werden, um überhaupt gefressen zu werden und in den Magen­Darm­Trakt zu gelangen.
Neue tierische Rohstoffe von Würmern bis zu Insekten
Erwartungsgemäß werden tierische Proteine am ehesten den Anforderungen an potenzielle alter­ native Proteinquellen für Fischfutter gerecht. Ihre Zusammensetzung entspricht gerade bei carnivo­ ren Arten meistens recht gut den Ernährungsan­ sprüchen. Nicht jede tierische Proteinquelle weist zwar das gewünschte Aminosäurenspektrum auf, aber durch geschickte Kombination verschiedener Komponenten lassen sich solche Defizite gut aus­ gleichen und akzeptable Wachstumsleistungen bei
den Fischen erzielen. Im Laufe der Jahre wurden sehr viele tierische Rohstoffe getestet und brauch­ bare Diäten für zahlreiche Fischarten entwickelt. Sie basieren auf Einzellern, Hefen, Mikroorganismen oder Zooplankton von Copepoden bis zu Krill, die besonders reich an Eiweiß und Omega­3­Ölen sind. Futterprotein lässt sich ebenso effektiv aus Bakteri­ en gewinnen, die auf Basis von Methan oder kohlen­ stoffhaltigen Abfällen produziert werden. Allerdings reichen die Mengen derzeit bei weitem nicht aus, um einen wirksamen Beitrag zur Lösung des Futter­ engpasses zu leisten. Gegenwärtig dürften weltweit kaum mehr als 20­ bis 50.000 t Bakterienprotein zur Verfügung stehen. Bis 2025 könnte die Menge zwar auf 200­ bis 400.000 t anwachsen, doch auch das ist noch zu wenig.
Regenwurmmehl kann Fischmehl teilweise ersetzen
Auch Wirbellose wie Polychaeten, Regenwürmer und Insekten stehen als Proteinquellen im Fokus der Forschung. Borstenwürmer, zum Beispiel der marine Polychaet Nereis virens, werden bereits im Brut­ und Reifungsfutter verwendet, um die Reifungsprozesse bei einigen Meeresfischen zu befördern. Unter den terrestrischen Regenwürmern haben sich Arten wie
72 FischMagazin 10/2020
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