Page 21 - FM-04-2020
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  CORONA
REPORT
   der Lage, die aktuell schwierigen Wochen zu überstehen, auch ohne Einschnitte in unserem personellen Bereich vornehmen zu müssen. Je länger die aktuellen Einschränkungen andauern, desto größer werden die Folgen für unsere gesamte Wirtschaft sein, insbesondere in dem Bereich Foodservice. Viele Hotels, Restaurants und Caterer stehen aktuell schon mit dem Rücken an der Wand, und eine Verlängerung über den 20. April hin- aus wird viele davon in den finanziellen Ruin treiben, so dass sich dort das Bild drastisch verändern wird. Ebenso werden die Einschnitte in vielen anderen Branchen auch dazu führen, dass viele Menschen während der kommenden Rezession weniger Geld für Freizeitaktivitäten, Feiern, Restaurantbesuche, Urlau- be etc. ausgeben werden, so dass hier auch nach einer Art Nor- malisierung erst mal mit anhaltenden Einschnitten zu rechnen ist, die unsere gesamte Branche betreffen werden. Gleichzeitig werden aber andere Bereiche davon profitieren bzw. wachsen, wie der gesamte Lebensmitteileinzelhandel, da wir uns ja wei- terhin ernähren müssen.“
„Kunden sind preissensibler geworden“
dem europäischen Ausland und von unserer Küste noch alles erhalten. Im Frischfisch-Bereich hat es sich positiv mit steigen- den Umsätzen niedergeschlagen. Viele Kunden kochen jetzt wieder zu Hause und da spielt richtig frischer Fisch eine wichti- ge Rolle. Es ist zu spüren, dass die Kunden sich bewusst gesund ernähren wollen. Die Preise sind derzeit stabil bis fallend.
„Extremer Einbruch im Einzelhandel“
Der Verkauf unseres Einzelhandels ist extrem eingebrochen: im Durchschnitt haben wir 70 Prozent weniger Umsatz. Im Groß- handel haben wir etwa 50 Prozent weniger Umsatz. Lieferun- gen von gängigen Sorten sind gesichert, Flugware wird aktuell nicht bestellt, da keine Nachfrage besteht. Am 1. April kam die Nachricht, dass unser Lachslieferant aus Dänemark vorüberge- hend die Produktion einstellt. Sehr beliebt sind aktuell TK-Gar- nelen, ansonsten ist die Nachfrage kaum verändert.
Patrick Fiedler (links), Geschäftsführer H.J. Fiedler Meeresdelikatessen, Bremerhaven (Bremen). Hier mit seinen Brüdern Frederick und Jan Henrik Fiedler
„Umsatz- und Ertragssituation wird sich wieder normalisieren“
  Dennis Bauer, Teamleitung Frischfisch und Fischsommelier, Transgourmet Deutschland, Bremerhaven (Bremen)
Der Anteil unserer Gastronomie-Kun- den hat sich auf ein Minimum reduziert, bei der Kundengruppe Handel stellen wir einen nur minimalen Rückgang fest. Kunden, die unseren Fisch zum eigenen Konsum kaufen, kaufen weiterhin ohne gravierende Abweichung. Bei der Wa- renverfügbarkeit stellen wir nur geringe Schwierigkeiten fest. Waren aus Spanien, Italien und Island stellen diesbezüglich die größte Herausforderung dar. Die Kun- den sind etwas preissensibler geworden. Über fast das ganze Sortiment können wir im Moment einen Preisabstieg beobach- ten. Zu Verzögerungen bei der Belieferung ist es aktuell noch nicht gekommen.
Aufgrund der gegenwärtigen Pandemie-
Situation sind die Umsätze im Foodser-
vice-Bereich fast total weggebrochen,
dafür sind die Umsätze im Retail-Be-
reich gestiegen. Auf der anderen Seite
sind die Kosten in der Produktion deut-
lich gestiegen durch die Einführung
verschiedener Maßnahmen, um den
Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter
zu garantieren. Um dem Bedarf unse-
rer Kunden zu entsprechen, versuchen
wir unsere Lieferperformance weiterhin
sehr hoch zu halten – und das, ohne die
Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gefähr-
den. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass, nachdem die Corona-Krise von uns allen gemeistert worden ist, die Um- satz- und Ertragssituation wieder auf das gleiche Niveau wie vor der Krise zurückkommen wird. Die einzige Frage ist, wie lange das dauern wird.
 „Gastro rückläufig, Außer-Haus-Geschäft zieht an“
Im Gastrobereich ist der Umsatz natür- lich stark rückläufig, allerdings ist die Nachfrage nach warmen Speisen zum Mitnehmen dafür angestiegen. Die Kun- denfrequenz zu Beginn der Woche ist et- was geringer, ab Donnerstag dann aber fast unverändert wie vorher. Bei Exoten und Flugfisch gibt es bedingt durch die massiven Flugstreichungen Lieferrück- gänge von circa 60 Prozent. Ansonsten ist die Marktlage als etwas schwieriger zu bezeichnen, aber wir können bis jetzt aus
Andreas Maak, Geschäftsführer Laschinger Seafood, Deggendorf (Bayern)
 Jochen Schulz, Fisch Brenner, Bad Vilbel (Hessen)
 www.fischmagazin.de
FischMagazin 4/2020 21
FOTO: BAUER
FOTO: FIEDLER

































































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