Page 9 - LVT 2024
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 1Der Designbelagsmarkt ist umkämpft, aber relativ krisensicher
Ja, die Marktlage ist schwierig. Hinzu kommt, dass die Corona- bedingten Lieferschwierigkeiten viele Händler dazu bewegt hatten, ihre Läger zu füllen. Und genau dann kam die Bau- krise. Die Folge: Ein Überangebot trifft auf einen schwachen Markt, innerhalb der Branche beginnt ein Preiskampf. Tat- sächlich zeichnet sich im Rahmen unserer Anbieterbefragung im Schnitt eine leichte Preisanpassung nach unten ab. Eine „Verramschung“ – wie vor einigen Jahren beim Laminat – droht hier jedoch keinesfalls. Der Markt für Designbeläge ist laut Anne Salditt und Alexander Friesen von Interface zwar „hoch- gradig kompetitiv und stark preisgetrieben“, gleichzeitig sei die Nachfrage aber groß und wachse weiterhin. Designbeläge bieten zahlreiche Vorteile, von Fußwärme und hoher Wärme- leitfähigkeit über gute akustische Eigenschaften bis hin zum großen Variantenreichtum bei den Dekoren.
Keiner unserer Gesprächspartner aus der Bodenbelagsbranche behauptet, dass 2023 für ihn ein leichtes Jahr gewesen sei. Laut Danijel Baric und Sven Blume von Unilin Flooring sind jedoch viele Rahmendaten auf geopolitische Entwicklungen und we- niger auf branchenspezifische Umstände zurückzuführen. Das bedeutet, dass sich mit der Zeit auch die Lage wieder ändern wird. Einen Grund zum Aufatmen sahen einige schon im Bau- gipfel Ende September 2023: Die strengen Gebäuderichtlinien zur energetischen Sanierung, die das EU-Parlament noch im März in Aussicht gestellt hatte, werden nun aller Voraussicht nach doch nicht durchgesetzt. Aber bleibt es auch dabei ? Dass Investoren hier erst mal abwarten, ist nur zu verständlich; Um- entscheidungen gab es von politischer Seite häufig genug.
Für 2024 setzen viele Bodenbelagsanbieter insbesondere auf die Bereiche Sanierung und Renovierung – und liegen da- mit im Einklang mit Martin Langen vom Marktforschungs- institut B+L Marktdaten. Für 2024 werde eine nur geringe Inflationsrate von etwa 2 bis 2,5 % prognostiziert, bei stei- genden Löhnen. „Das pusht die Kaufkraft enorm“, so Langen auf der Mitgliederversammlung des FEB im Oktober 2023. Auch neue KfW-Programme dürften seiner Meinung nach die Immobiliennachfrage beleben.
Allerdings sollte es schwerfallen, die Umsätze der Jahre 2021 und (zum Teil) auch 2022 zu erreichen, in denen die Bau- wirtschaft enorme Zuwachsraten verzeichnete. Während die Nachfrage nach Designbelägen im Bereich des privaten Wohnungsneubaus zurückgeht, verlagert sich der Markt in Richtung Sanierung und sozialer Wohnungsbau; im Objekt ließen sich insbesondere im öffentlichen Bereich Aufträge generieren.
Bei allen Unwägbarkeiten der letzten zwölf Monate erklärten gleich mehrere Anbieter, dass die Absätze für Designbeläge, speziell für Rigid-Polymerböden, vergleichsweise stabil
n n n SN-FACHPRESSE HAMBURG
 Branchenstimmen
 Mirco Schäpe, Jab Anstoetz:
„Die Aufträge reißen nicht ab, dennoch ist dies natürlich nicht vergleichbar mit den Jahren 2021 und 2022.“
Volker Kettler, Meisterwerke:
„Obgleich die PVC-Produkte im Augenblick eine sehr starke Position haben, wird durch gesetzliche Auflagen und die notwendige Umkehr zu nachhaltigen Rohmaterialien der Anteil an holzbasierenden Trägerplatten oder Produkten aus nachhaltigen Rohstoffen wachsen.“
Stephan Wolff, Objectflor:
„Insbesondere der Bereich Sanierung und Renovierung wird die kommenden Jahre prägen.“
Oliver Kluge, Windmöller:
„Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen stellen der Green Deal und die daraus resultierenden Vorschriften für die kommenden Jahre zweifellos eine Herausforderung für die Branche dar.“
Thomas Blum, Jordan:
„Um den Fachkräftemangel sowie die ökologischen Trends abdecken zu können, sehen wir in der Zukunft einen klaren Weg zu einfachen und schnellen Verlegeprodukten.“
Norbert Wurth, Forbo Flooring:
„Neben der Anpassung an ein niedrigeres Nachfrageniveau im Bereich Residential werden die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Fokus stehen, Stichwort: Looselay.“
     FOTO: FORBO FLOORING FOTO: SN-VERLAG FOTO: SN-VERLAG FOTO: OBJECTFLOR FOTO: SN-VERLAG FOTO: SN-VERLAG
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