Page 33 - FT_02_2024
P. 33

Fazit des Berliners nach zwei Tagungstagen: „Insgesamt konnte ein gehöriger Schwung an Mut und Zuversicht aus dieser Herbstversammlung mitgenommen werden.“ Die großen Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutsch- land mit notwendigen Maßnahmen für die Politik – etwa
hinsichtlich Bürokratieabbau, Digitalisierung, Steu- ersystem und Sozialleistungen massiv und gerecht zu überarbeiten – habe die allgemeine gute Stimmung der Handwerkskollegen nicht eintrüben können. Es gelte die Devise: „Wir wissen doch, was wir können.“
BELAG + TECHNIK
 VDP-Vorsitzender Michael Schmid als Gastredner
„Gravierender als die geringe Zahl der Baugenehmigungen ist die hohe Zahl der Stornierungen“
„Unsere Rahmenbedingungen sind super, weil Politik und Wissen- schaft sich einig sind, dass künftig mehr mit dem CO2-speichern- den Rohstoff Holz gebaut werden soll“, stimmte Michael Schmid, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (VDP) und geschäftsführender Gesellschafter von Jaso, mit einer po- sitiven Botschaft in seinen Gastvortrag ein. Für die kommenden Anforderungen an mehr Nachhaltigkeit am Bau werde es darauf ankommen, dass sich auch die Parkettbranche in angestrebte Produktnormungen einbringe. „Ihr seid die Recycler – Ihr schleift den Boden und macht eine neue Oberfläche drauf“, betonte er ge- genüber den Parkettlegern im Hinblick auf die mitunter Jahrzehnte währende Nutzbarkeit und mehrfache Renovierbarkeit eines ein- mal verlegten Holzbodens.
Nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre mit Lieferengpässen, Energiekrise und vielfachen Preissteigerungen treiben die deutsche Parkettindustrie zurzeit aber vor allem massi- ve Absatzeinbrüche als Folge der Baukrise um. „Gravierender als die geringe Zahl der Baugenehmigungen ist die hohe Zahl der Stornierun- gen“, merkte Schmid mit Hinweis auf die Belastung der Baubranche durch die gestiegenen Zinsen an. „Der Zusammenbruch des Neu- baumarktes wird die Parkettbranche erst in ein bis zwei Jahren voll treffen.“ Ebenso müsse sich die Branche auf massive Forderungen nach Lohnerhöhungen einstellen – gemessen an anderen Branchen, die mit zweistelligen Erhöhungen der Bezüge vorlegten und glei- chermaßen um Fachkräfte werben.
Dann ging der VDP-Vorsitzende auf die Preisentwicklung auf Beschaffungsseite ein. Der Einkaufspreis für Eichenholz habe sich mittlerweile stabilisiert auf ca. 1.200 EUR pro m3- Schnittware (zum Vergleich 2020: 650 EUR, 2021:
850 EUR, 2022: 1.400 EUR pro m3). Beim Thema Holzimporte sensibilisierte Schmid für das heik- le Phänomen der geänderten Warenströme: Nach dem Stopp der Einfuhren aus Russland und der Ukraine in die EU kämen signifikan-
te Holzimporte über Drittländer wie China, Serbien und die Türkei – die zuvor kaum eine Rolle bei der Einfuhr von zum Beispiel Eichenholz gespielt haben.
Derweil sind die deutschen Parkettproduktionen laut VDP-Vorstand inzwischen um 60 bis 80 % teurer als Parkettproduktionen in Drittlän- dern. Entsprechend nahmen China-Importe weiter zu. „Jeder zweite Parkettboden, der in Deutschland verlegt wird, ist inzwischen China- Ware“, sagte Schmid. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts kam China 2022 mit einem Anteil von 49,6 % auf eine Importmenge von 9,1 Mio. m2.
Der Absatz der VDP-Mitglieder knickte im dritten Quartal 2023 um 30,8 % deutlich ein. „Die europäische Parkettbranche befindet sich momentan im perfekten Sturm“, brachte Schmid das brisante Sze- nario um Chinaimporte, hohe Energie- und Lohnkosten, Rohstoff- verknappungen, gestiegene Zinsen, hohe Baukosten etc. bildhaft auf den Punkt. Manchen Industrieunternehmen gehe es inzwischen an die Liquidität. Für das Jahr 2024 benannte Schmid eine Reihe von Konsequenzen: Lagerreduzierungen, verkleinerte Sortimente, moderat sinkende Preise, Fokussierung auf die Renovierung – aber auch Sparprogramme, Kurzarbeit und Stellenabbau sind die Stich- worte.
Im Parkettlegerhandwerk können sinkende Auftragsvolumen durch die gleichzeitig tendenziell rückläufige Zahl der Betriebe ausgeglichen werden. Fachbetriebe seien gut beraten, Chancen der Spezialisierung zu nutzen und in der Kundenberatung konsequent die positiven Attri- bute von Parkett und Nachhaltigkeit zu kommunizieren.
„Jeder zweite Parkettboden, der in Deutschland verlegt
wird, ist inzwischen China-Ware.“
Gastredner Michael Schmid, VDP-Vorsitzender
 www.fussboden.tech
FUSSBODENTECHNIK 2/2024 33

















































































   31   32   33   34   35