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 wird entfernt und ihre Innereien entnommen. Nur das weiße Muskelfleisch und der Rogen – das Corail – verbleiben in der tiefen Schale. Als letzter Schritt wird sie mit Schutzglasur schockgefrostet.
FischMagazin: Wo ist ihr Verarbeitungsbetrieb angesiedelt ?
Tim Langeheine: Wir haben mehrere Testproduk- tionen in unterschiedlichen Ländern ausprobiert – auch in Deutschland – und haben aktuell einen Dienstleistungsbetrieb in Bulgarien, mit dessen Er- gebnis wir zufrieden sind. Wir sind diesbezüglich aber noch nicht festgelegt, weil das Produktsegment für uns noch im Aufbau ist und wir beständig nach besseren Lösungen suchen. Fest steht nur, dass die Produktion immer in der EU stattfinden wird, denn kurze Lieferwege sind uns wichtig.
FischMagazin: In welchen Sortierungen und Verpa- ckungen bieten Sie die Halbschal-Jakobsmuscheln an ?
Tim Eisel: Unsere kleinste Sortierung hat einen Schalendurchmesser von 9 cm, die größte 14 cm +. Angeboten werden die Muscheln aktuell in 5-kg- Kartons für den Großhandel und die Gastronomie. Bis zum Weihnachtsgeschäft möchten wir mit einer Retailverpackung von 3 Stück am Markt sein.
FischMagazin: Wieviel Menge ist denn von den Halb- schalmuscheln aktuell verfügbar ? Ist die Liefersicher- heit gegeben ?
Tim Eisel: Es sind schon gute Mengen verfügbar, auch wenn das Produkt sich noch im Aufbau be- findet. Wir können etwa 10t Halbschalmuscheln im Monat liefern und dieses Volumen kann bei Be- darf natürlich gesteigert werden. Darauf hoffen wir (lacht).
FischMagazin: Gibt es eine Fangsaison ?
Tim Langeheine: Nach unserem Wissen nicht, sie
können ganzjährig gefischt werden. Ein Fangver- bot kann lediglich in den warmen Sommermonaten ausgesprochen werden, wenn die Toxinbelastung in der Jakobsmuschel, die durch Algen entstehen kann, zu hoch ist; die Scallop-Fischerei wird in Norwegen sehr engmaschig dahingehend untersucht. Die An- landung ist bei Überschreitung der Grenzwerte im Wasser so lange verboten, bis das Fleisch der filtrie- renden Tiere wieder unbedenklich verzehrt werden kann. Auch die Arbeitskapazität der Taucher und das Wetter spielen eine wichtige Rolle bei der Verfügbar- keit. Das sind aber alles Probleme, mit denen eher das Lebendgeschäft zu kämpfen hat. TK-Ware hat durch die Möglichkeit zur Bevorratung diese Her- ausforderungen weniger.
FischMagazin: Lassen Sie uns über Preise sprechen. Der ist natürlich Verhandlungssache und von der Abnahmemenge, den Lieferbedingungen, der Verpa- ckung und vielen anderen Aspekten abhängig. Trotz- dem gibt es sicher so etwas wie einen Listenpreis. Wo beginnt die Preistafel ?
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INTERVIEW DES MONATS
Der Vorteil der Tiefkühlung gegenüber der lebendfrischen Ware ist, dass
es keinen Morta­ litätsverlust gibt. Sie ist nachhal­ tig, convenient, kalkulations­ sicher und immer von bester Qualität.
 Jakobsmuscheln
Wissenswertes zu Biologie und Fortbewegung
In Kontinentaleuropa gilt die Jakobs- muschel seit Langem als Symbol der Fruchtbarkeit – sehr zutreffend, da sie ein sich selbst befruchtender Zwitter ist und sich dadurch von alleine fortpflan- zen kann. Das ist ziemlich einzigartig: Zwar können auch andere Salzwasser- weichtiere im Verlauf ihres Lebens ihr Geschlecht ändern, doch die Jakobs- muschel ist in der Lage, stets beide Geschlechterrollen auszuüben. Die Jakobsmuschel verfügt noch über eine weitere bemerkenswerte Fähigkeit: Sie ist ein großartiger Schwimmer und damit nicht wie die meisten anderen Muscheln
Die handgetauchten Jakobsmuscheln mit dem Ursprung Norwegen kommen zusammen mit dem Rogen als Tiefkühl- produkt in der halben Schale auf den Markt.
völlig stationär. Ohne Gliedmaßen und mit einer „Haut“, die aus einer starren, unflexiblen Schale besteht, ist die Bewe- gungsfreiheit begrenzt – und dennoch hat die Jakobsmuschel eine Methode der Fortbewegung gefunden. Durch schnelles und kräftiges Öffnen und Schließen der Schale, Einlassen und anschließendes kräftiges Ausstoßen von Wasser gelingt es der Jakobsmuschel, einen überra- schend starken Antrieb zu erzeugen. Tatsächlich gleicht ihr Schwimmen eher dem Herumhüpfen auf einem selbst erzeugten Jetstream.
Quelle: Norwegenfisch
 www.fischmagazin.de
FischMagazin 8/2023 31












































































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